Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
jedenfalls nicht.
      »Weil ... weil«, fuhr Morales kichernd fort. »Du immer herhalten musst, wenn so richtig die Fäuste fliegen sollen. Aber in Wirklichkeit machst du dich für die Weiber nur zum Affen.«
      »Marino, lass bloß die Waffe nicht fallen«, sagte Scarpetta mit bemerkenswert ruhiger Stimme, obwohl ihr Gesicht aschfahl war. »Er kann uns nicht alle auf einmal erschießen. Lass bloß die Waffe nicht fallen.«
      »Ah, unsere kleine Heldin.« Als Morales ihr den Pistolenlauf fest gegen den Kopf presste, zuckte sie wider Willen zusammen. »Ein tapferes Mädchen. Schade, dass sie nur Leichen als Patienten hat, die sich weder bedanken noch beschweren können.«
    Er beugte sich vor und leckte ihr über das Ohr.
    »Armes Ding. Hält lebendige Menschen einfach nicht aus.
    So heißt es doch immer über Ärzte wie dich. Außerdem, dass du nur schlafen kannst, wenn die Klimaanlage auf fünfzehn Grad eingestellt ist. Weg mit der verdammten Waffe! «, brüllte er Marino an.
    Die beiden Männer fixierten einander mit Blicken.
      »Wenn du meinst.« Achselzuckend wandte Morales sich an Scarpetta. »Schlafenszeit. Dann siehst du wenigstens deine kostbare kleine Lucy wieder. Hast du Marino schon erzählt, dass ich ihr oben die Rübe weggepustet habe? Grüß die anderen im Himmel von mir.«
      Marino wusste, dass er es ernst meinte. Er hatte einen Riecher dafür, wenn jemand nichts mehr zu verlieren hatte, und genau das traf auf Morales zu. Scarpetta bedeutete ihm nichts. Die ganze Welt war ihm gleichgültig. Er würde es tun.
    »Nicht schießen«, sagte Marino. »Ich lege die Waffe weg. Nicht schießen.«
    »Nein!«, rief Scarpetta. »Nein!«
      Berger schwieg, weil keines ihrer Worte etwas bewirkt hätte. Sie wusste, dass es besser war, sich rauszuhalten.
      Marino zögerte, seine Waffe aufzugeben. Morales hatte Lucy erschossen und würde sie alle ebenfalls umbringen. Sicher war Lucy oben. Wenn Marino seine Waffe behielt, hatte Morales zumindest nicht die Möglichkeit, sie alle zu töten. Aber er würde Scarpetta ermorden, und das durfte Marino nicht zulassen. Lucy war tot. Keiner von ihnen würde überleben.
      Da erschien ein winziger roter Laserpunkt auf Morales' rechter Schläfe. Der Punkt flackerte und zitterte stark. Dann bewegte er sich ein ganz kleines Stück wie ein rubinrotes Glühwürmchen.
      »Ich lege jetzt die Waffe weg«, sagte Marino und ging in die Hocke.
      Er blickte weder nach oben noch hinter sich und ließ sich nicht anmerken, dass er etwas gesehen hatte. Stattdessen legte er die Glock auf den Orientteppich, ohne die Augen von Morales abzuwenden.
    »Und jetzt stehst du ganz langsam auf«, befahl Morales. Er nahm die Pistole von Scarpettas Kopf und richtete sie auf Marino, während das rote Glühwürmchen um sein Ohr kroch.
      »Wahrscheinlich heulst du gleich nach deiner Mami«, höhnte Morales. Inzwischen ruhte der Laserpunkt auf seiner rechten Schläfe.
    Der scharfe Knall von der Galerie war ohrenbetäubend.
    Marino hatte noch nie selbst erlebt, dass jemand in sich zusammensackte wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden. Er rannte um das Sofa herum und hob die Pistole vom Boden auf. Rund um Morales' Kopf bildete sich eine Blutlache auf dem schwarzen Marmorboden. Marino griff nach dem Telefon und verständigte die Polizei, während er in die Küche hastete, um ein Messer zu holen. Doch er überlegte es sich anders, riss eine Geflügelschere aus dem Messerblock und durchtrennte die Fesseln an Scarpettas und Bergers Handgelenken.
    Als Scarpetta nach oben eilte, konnte sie ihre Hand auf dem Treppengeländer nicht spüren.
      Lucy saß unmittelbar hinter der Tür, die von der Galerie ins Schlafzimmer führte. Alles war mit Blut verschmiert. Offenbar war sie vom Badezimmer aus über den Parkettboden gerobbt und hatte Morales mit der Glock erschossen, die neben ihr lag. Nun lehnte sie, ein Handtuch auf dem Schoß, zitternd an der Wand. Sie war von oben bis unten mit Blut bedeckt, so dass Scarpetta nicht feststellen konnte, wo sie getroffen worden war. Jedenfalls am Kopf, vermutlich am Hinterkopf. Ihr Haar war blutdurchtränkt. Das Blut lief ihr den Hals und den nackten Rücken hinunter und sammelte sich zu einer Lache.
      Mühsam quälte Scarpetta sich aus Wintermantel und Blazer, kauerte sich auf den Boden und tastete mit tauben Händen Lucys Hinterkopf ab. Als sie den Blazer gegen die Wunde drückte, stieß Lucy einen Schmerzensschrei aus.
    »Alles wird gut, Lucy«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher