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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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eingeschlossen.«
»Haben Sie den Schlüssel im Schloß steckenlassen?«
»Ja. Aber genau da habe ich ihn heute morgen auch gefunden. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, den Schlüssel aus dem Schloß zu stoßen und unter der Tür durchzuziehen, hätte er sich ja kaum von außen wieder einschließen können.«
»Ich fürchte, bei Erik ist alles möglich«, sagte der Priester ernst. »Ich glaube, ich muß mit ihm reden.«
Zu meinem größten Entsetzen machte Erik keinen Versuch, seinen Ausbruch zu leugnen; er gestand ihn freimütig ein und neigte nur den Kopf, als Vater Mansart ihn wegen der Sünde der Täuschung rügte.
»Ich habe keinen Schaden angerichtet«, protestierte er und sah mich ängstlich an, als erwarte er, ich werde ihn in Gegenwart des Priesters schlagen.
»Aber was hast du denn eigentlich gemacht?« schrie ich.
»Im Wald sind Füchse«, sagte er ruhig. »Ich beobachte gern, wie ihre Jungen im Mondschein spielen. Letztes Frühjahr haben sie . . . «
Er hielt inne, erschrocken über meinen Ausdruck. Ich konnte nicht glauben, daß er mehr als einmal bis zum Wald von Roumare gekommen war, ohne daß ich etwas gemerkt hatte. Ich mußte erkennen, daß sein allmählich steigendes Selbstvertrauen ihn verleitet hatte, tiefer und tiefer ins Dorf vorzudringen, wo ihn besonders die schöne romanische Kirche anzog.
»Wie kommst du aus deinem Zimmer heraus?« fragte ich.
»Oh, das ist einfach«, gestand er. »Ich schraube einfach die Gitter vor dem Fenster ab und springe auf den Baum, der draußen steht.«
Entsetzt schloß ich die Augen. Sein Zimmer lag mindestens zwanzig Fuß über dem Boden, und der Baum, den er meinte, war weit genug vom Fenster entfernt, um den Sprung für jeden außer einer Katze zu einem selbstmörderischen Unterfangen zu machen. Ich hielt mich nicht mit der Frage auf, wie er es schaffte, wieder in sein Zimmer zu gelangen . . . Zweifellos mit einer ebenso verrückten Methode.
»Du dummer Junge! Du hättest dich zu Tode stürzen können!«
Er sah zu Boden. »Nachts ist alles so schön, und niemand stört mich«, murmelte er.
»Nun, letzte Nacht hat man dich nicht nur gesehen, sondern auch gehört!« versetzte ich. »Inzwischen weiß das ganze Dorf, daß du in der Kirche die Orgel gespielt hast.«
»Ich dachte, wenn es jemand hörte, würde er denken, es sei ein Geist.«
»Erik«, sagte Vater Mansart, der sich hastig einschaltete, als er sah, wie ich die Fäuste ballte, »was du getan hast, ist sehr töricht und bringt sowohl dich als auch deine Mutter in Gefahr. Es darf nicht wieder vorkommen. Wenn du weiterhin das Dorf auf diese Weise beunruhigst, könnte es zu unangenehmen . . . Vergeltungsmaßnahmen kommen.«
Erik machte instinktiv eine Bewegung in meine Richtung und erstarrte dann.
»Du verstehst doch, was ich mit Vergeltungsmaßnahmen meine, nicht wahr, mein Kind?«
»Ja«, flüsterte Erik erschrocken. »Aber warum . . . warum würden sie mir etwas tun? Ich habe doch keinen Schaden angerichtet. Warum hassen mich denn alle?«
Der Priester breitete verlegen die Hände aus.
»Menschen hassen die Dinge, die sie fürchten – und sie fürchten die Dinge, die sie nicht verstehen.«
Erik berührte zögernd seine Maske. »Mein Gesicht . . . «, sagte er unsicher. »Hassen Sie mich wegen meines Gesichts?«
Vater Mansart ergriff seinen Arm. »Komm, mein Kind, wir wollen beten. Wir wollen Gott bitten, dir Geduld und Verständnis zu schenken.«
»Nein!« Erik riß sich abrupt von ihm los. »Ich werde nicht mehr beten! Warum sollte ich? Gott hört ja nicht auf mich.«
»Erik«, keuchte ich, »du wirst dich sofort bei Vater Mansart entschuldigen und Gott wegen dieser schrecklichen Lästerung um Vergebung bitten.«
Er schwieg verstockt.
»Geh in dein Zimmer«, sagte ich eisig. »Wir werden uns später mit deinem Ungehorsam befassen.«
Als er uns verlassen hatte, herrschte erschrockenes Schweigen. Ich sank in den Sessel am Kamin und starrte den Priester an.
»Was können wir tun?« hauchte ich.
»Er darf das Haus nicht mehr verlassen«, sagte Vater Mansart nach einem Augenblick. »Ich komme später zurück, vernagele sein Fenster und schraube einen Riegel an seine Tür.«
»Sein Fenster vernageln . . . « wiederholte ich unglücklich. »Muß ich ihn jetzt in einem Zimmer ohne Tageslicht einsperren?«
»Ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit, ihn zu beschützen«, sagte der Priester traurig.

∗ ∗ ∗
    An diesem Abend herrschte auf der Straße vor dem Haus großer Aufruhr. Eine Horde von

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