Kay Susan
werde!« versetzte er.
Ich wagte nicht, Fragen zu dieser entschiedenen Aussage zu stellen. In düsterem Schweigen setzten wir unseren Weg zum Königspalast auf der Nordseite der Stadt fort.
Der Schah hatte erklärt, er werde uns im Gulistan empfangen, dem riesigen Gartenhof, den die Europäer als Rosengarten bezeichneten. Seine gewundenen Alleen waren von Pinien, Zypressen und Pappeln gesäumt, die Schutz vor der gnadenlosen Sonne boten. Ständig rann Wasser an den zahllosen, mit blauen Kacheln eingefaßten Eisenbrücken, über Bäche und Teiche hinunter. Erik schien entzückt wie ein Kind beim Anblick der wimmelnden Fische, der eleganten Schwäne und der bunten Mandarinenten.
Vor uns wurde zwischen den Bäumen ein hübscher Pavillon sichtbar, und hier fanden wir den Beherrscher der Welt, umgeben von einer Kollektion seiner Lieblingskatzen.
Mir gegenüber legten diese verwöhnten Geschöpfe ihre übliche Reaktion auf Eindringlinge an den Tag, ein Verhalten, das von erhabener Gleichgültigkeit bis zu offener Feindseligkeit reichte. Doch langsam, eine nach der anderen, verließen sie ihre bestickten Polster, um ihren Kopf an Eriks Beinen zu reiben. Sie verhielten sich wie Hunde, die einen geliebten Herrn bei der Rückkehr begrüßen, sich bei ihm einschmeicheln und eifersüchtig um seine Liebkosungen wetteifern. Ich war erstaunt über dieses noch nie dagewesene Schauspiel, und wie ich sah, war der Schah ebenfalls erstaunt. Ohne auf die Ausführung der vorgeschriebenen Huldigungen zu warten, stand der junge Mann aus seinem Sessel auf und kam mit unverhüllter Neugier näher.
»Bemerkenswert«, murmelte er vor sich hin. »Ein solches Phänomen habe ich noch nie beobachtet.« Ein kurzer Ruck seines Handgelenks entließ mich. »Sie können gehen, Daroga. Kommen Sie, mein Freund«, fuhr er fort, sich freundlich an Erik wendend, »gehen Sie mit mir durch die Gärten und lassen Sie mich von den außerordentlichen Gaben hören, für die Sie anscheinend zu Recht berühmt sind.«
Ich trieb mich ein paar Stunden in den Gärten herum, und endlich sah ich Erik allein über den breiten Weg zurückkommen, der zum See führte. Er blieb stehen, um die Schwäne zu bewundern. Als ich näherkam, begann er kleine Kuchen ins Wasser zu streuen, und die Vögel neigten gierig die langen Hälse, um die Mischung aus Manna, Honig und Pistazien zu verschlingen. Auf die Küchlein folgten Fondant und Türkische Wonne. Wenn der Schah ihn bei der ersten Audienz mit Süßigkeiten bewirtet hatte, stand fest, daß Erik seine Gunst errungen hatte.
»Wer in aller Welt ist denn diese Grabesgestalt mit der Maske?« fragte eine kräftige Stimme hinter mir.
Hastig wandte ich mich um und sah den Großwesir mit seinem Gefolge von Schmeichlern, rückgratlosen Speichelleckern, die nichts anderes zu tun haben, als sich an die Fersen prominenter Männer zu heften. Mirza Taqui Khan war mit der Schwester des Schahs verheiratet und einer der edelsten und unbestechlichsten Männer in Persien. Oft dachte ich, er sei von Natur aus zu aufrichtig und eigenwillig, um lange zu bestehen an einem Hof, wo kriecherische Servilität, Verlogenheit und himmelschreiende Bestechlichkeit die wichtigsten Voraussetzungen zum Überleben waren. Er hielt mit seiner Verurteilung des uralten Übels der Korruption nicht hinter dem Berg. Seine wilde Entschlossenheit, Persien an die moderne Welt anzuschließen, hatte ihn schon vielen auf die Zehen treten lassen. Unbedeutenden Fürsten wie mir waren im Zuge der Sparmaßnahmen des Großwesirs die Pensionen gekürzt worden. (Gerade war er dabei, eine Akademie zu gründen, von der die besten wissenschaftlichen Erkenntnisse Europas militärisch nutzbar gemacht werden sollten, und es schien ihm gleichgültig, wen er bei seinem unablässigen Streben nach Modernisierung vor den Kopf stieß. Fröhlich ignorierte er die wachsende Anzahl derer, die ihm nicht wohlgesonnen waren, und äußerte jederzeit freimütig seine Ansichten. Er vertraute darauf, daß sein königlicher Status ihn immer schützen werde. Es überraschte mich nicht, daß er sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Stimme zu senken, während er Erik verachtungsvoll betrachtete.
»Das ist der neue Zauberer, Exzellenz«, sagte ich leise zu ihm und hoffte, er werde sich ein Beispiel an meinem Flüsterton nehmen. Ich wußte, daß Erik die Ohren und Augen einer Katze besaß.
»Zauberer?« fragte der Premierminister stirnrunzelnd. »Ach, ja, ich erinnere mich an das Gefasel über einen
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