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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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Wundertäter vor einiger Zeit. Wurden Sie nicht ausgeschickt, um ihn zu suchen, Nadir? Noch eine absurde Extravaganz, die aus dem Kronschatz zu bezahlen ist, nehme ich an. Sagen Sie mir bloß nicht, er sei die Kosten ihrer langen Reise wert gewesen.«
»Er hat in der Tat einige bemerkenswerte Fähigkeiten, Exzellenz«, sagte ich vorsichtig.
»So, so. Nun, ich bin entzückt, das zu hören. Es wird Zeit, daß die Khanum ein neues Spielzeug bekommt, das sie beschäftigt und von den Angelegenheiten des Herrschers ablenkt. Es kommt nie etwas Gutes dabei heraus, wenn man zuläßt, daß Frauen sich in die Politik einmischen. Ich hoffe, daß dieser eigenartige Geselle sie lange genug amüsiert, damit ich ein paar wichtige Staatsgeschäfte voranbringen kann. Ich bin sicher, daß er genauso ein Scharlatan ist wie alle anderen Jahrmarktskünstler, aber im Augenblick könnte er nützlich sein. Ungewöhnliche Hände hat er. Ihr Anblick verursacht mir eine Gänsehaut. Man möchte hoffen, daß er es versteht, sie bei sich zu behalten. Wir haben schon genug Diebe bei Hofe, findet ihr nicht, meine Freunde?«
Sein Gefolge lachte beflissen, und als die bunte Gesellschaft durch die Gärten davonging, um den Schah zu suchen, kam Erik zu mir. Sein düsteres Schweigen machte meine letzte Hoffnung, er habe nichts gehört, zunichte. Sobald ich seine Augen sah, wußte ich, daß er jedes Wort vernommen hatte.
»Vielleicht würden Sie gern das Vogelhaus sehen«, sagte ich verlegen.
»Ich habe für heute genug Pfauen kreischen hören«, murmelte er. »Wer war das?«
»Der Großwesir, Mirza Taqui Khan.«
»Danke, das ist ein Name, den ich mir mit Vergnügen merken werde. Ich nehme an, er hat Einfluß?«
»Er ist der Schwager des Schahs, und seine Meinung wird von vielen geachtet. An Ihrer Stelle würde ich nicht versuchen . . . «
»Es wäre angenehm, jetzt ein Bad zu nehmen und die Grabeskleider zu wechseln«, unterbrach er mich. »Vielleicht würden Sie so freundlich sein, mich jetzt in mein Gemach zu führen.«
Unbehaglich sah ich ihn an, während wir zum Palast zurückgingen. Ich fand es nicht sehr weise, daß der Großwesir sich schon so bald seine Feindschaft zugezogen hatte.
Eriks Wohnung gehörte zu den feinsten des Hofes, und ich sah, daß die Üppigkeit, die er erblickte, ihn besänftigte.
Er untersuchte zufrieden das mit weißem Marmor ausgekleidete Badezimmer und kam dann zurück, um sich mit träger Anmut auf dem türkischen Diwan niederzulassen.
»Diese Gemächer sind normalerweise hohen Staatsbeamten vorbehalten«, warnte ich ihn. »Sie müssen damit rechnen, daß Sie sich Feinde machen.«
»Ich rechne nie mit etwas anderem«, sagte er gleichgültig.
»Worüber haben Sie mit dem Schah gesprochen?« fragte ich neugierig.
»Unter anderem über die schreckliche architektonische Armut dieser Stadt.«
Ich sperrte den Mund auf. »Und er wurde nicht böse?«
»Nein, er war äußerst interessiert. Er bat mich, einen neuen Palast außerhalb von Ashraf zu entwerfen und zu bauen. Wenn das Ergebnis ihm gefällt, darf ich vielleicht ganz Teheran umgestalten.«
»Aber Erik, Sie können doch keinen Palast entwerfen. Das erfordert doch eine entsprechende Berufsausbildung, Erfahrung im Bauwesen . . . «
»Ich habe alle Erfahrungen, die ich brauche«, sagte er kurz.
»Sind Sie sicher?«
Er sprang von der Couch, getrieben von einer wilden Erregung, die ich nicht begreifen konnte.
»Ich habe meine Kenntnisse bei einem der größten Baumeister erworben!« rief er aus. »Wagen Sie daran zu zweifeln?«
»Nein.« Ich wich hastig zurück, »ich bezweifle nicht, daß Sie alles können, was Sie sagen.«
Trotzdem kam er weiter auf mich zu, und ich wich erneut zurück. Ich war über alle Maßen erschrocken. Wieso hatten ihn meine Worte in so unbeherrschbare Wut versetzt?
»Erik«, sagte ich, »meine Güte, ich glaube Ihnen ja, ich glaube Ihnen. Hören Sie mich?«
Abrupt blieb er stehen. Die Hände, die er nach meinem Hals ausgestreckt hatte, fielen schlaff herunter, und er betrachtete sie mit dumpfem Erstaunen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, daß er den Tränen nahe war.
»Es tut mir leid«, sagte er müde und wandte sich ab, »mein Temperament ist manchmal wirklich unentschuldbar. Ich vermute manchmal Beleidigungen, wo es gar keine gibt. Dieser unwissende Narr da draußen im Garten! Er ist es, den ich am liebsten umbringen würde, nicht Sie. Nein, Sie haben sich mir gegenüber immer höflich verhalten.«
Ärgerlich machte er eine Geste in Richtung auf

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