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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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lassen. Die Eunuchen verspürten größtes Unbehagen, als er anfing, auf und ab zu gehen wie ein Tiger im Käfig, und eine zornige Ungeduld an den Tag legte, die mir nur allzu vertraut war. Endlich waren sie gezwungen, ihn mit Hilfe ihrer Kampfhunde an der Stelle festzuhalten, die ihm zugewiesen war. Doch als sie ihn umringten, wurden sie plötzlich von einem Regen vielfarbiger Funken auseinandergetrieben, die aus seinen Fingerspitzen traten und ihn in einen flammenden Kreis hüllten.
    Als die Flammen erstarben, ertönte ein langsames, spöttisches Klatschen vom Balkon, und Erik starrte hinauf zu der verschleierten Frau, die auf der Galerie erschienen war.
    »Ich bin sicher«, sagte die Khanum leise, »daß Sie nicht den ganzen Weg von Rußland hergekommen sind, nur, um mir ein Feuerwerk zu zeigen.«
    »Gewiß nicht, Madame«, erwiderte Erik gewandt. »Das war in der Tat nur eine Kleinigkeit, dazu bestimmt, dumme Köter zu erschrecken.«
    »Wenn das nur eine Kleinigkeit war, dann bin ich begierig, Ihre wahren Fähigkeiten zu sehen. Und auch Sie zu sehen, mein Freund. Die Maske ist, wie mir scheint, auch so eine Vorrichtung, um Hunde zu erschrecken. Nehmen Sie sie ab!«
    »Madame, ich bitte um Nachsicht, wenn ich diesem Wunsch nicht Folge leiste.«
Die Khanum schaute kurz hinter sich, um ihre flüsternden Frauen mit einem einzigen, giftigen Blick zum Schweigen zu bringen. »Dann sollte ich Sie vielleicht daran erinnern, daß in diesem Lande nur Damen ihre Gesichter verhüllen. Nehmen Sie die Maske ab, oder die Hunde werden angewiesen, Ihnen diesen Dienst zu erweisen.«
Noch immer machte er keine Anstalten, ihr zu gehorchen, und die Khanum fächelte sich nervös Luft zu. Dieser unerhörte Trotz reizte sie aufs äußerste.
»Wenn Ihnen nicht viel an Ihrem Kopf liegt«, fuhr sie langsam fort, »dann ziehen Sie es vielleicht vor, das Schicksal meines chinesischen Eunuchen zu teilen und Ihre Genitalien in einem Gläschen mit Salzlake mit sich herumzutragen.«
»Sind Sie sicher, daß ein Gläschen ausreichen würde, Madame?«
Die Khanum lachte entzückt.
»Was Sie betrifft, bin ich keiner Sache sicher, aber ich warne Sie jetzt in tödlichem Ernst, daß dies das letzte Mal ist, daß ich Ihren Ungehorsam übersehe. Nehmen Sie die Maske ab!«
Als die Maske in hohem Bogen vor ihren Füßen landete, brach hinter ihr Panik aus. Die jungen Frauen verbargen ihre Gesichter und rempelten einander an in dem Drang, sich von dem entsetzlichen Anblick zu entfernen.
»Seid still!« versetzte die Khanum böse. »Die nächste, die schreit, wird wegen ihrer Dummheit geprügelt. Und nun laßt mich allein. Geht, alle!«
Sie klatschte gebieterisch in die Hände, und die Frauen eilten davon in einem Gewirr weiter, perlenbesetzter Hosen und dünner, wehender Hemden. Ihre zahllosen Armbänder und Halsketten klapperten laut bei ihrer hastigen Flucht.
Die Khanum legte ihre eleganten, hennagefärbten Hände auf das weiße Steingitterwerk der Balustrade und lächelte mit ungeheurer Befriedigung zu Erik herunter. Sie zog einen riesigen Diamantring vom Finger, und als sie ihn ihm zuwarf, fing er ihn geschickt auf.
»Wenn Ihre Phantasie Ihrem Gesicht entspricht«, sagte sie ruhig, »dann wird sie Sie zum mächtigsten Mann in Persien machen.« Die Eunuchen berichteten nur, er habe einen Augenblick gelächelt, als er sich den Diamantring an den kleinen Finger steckte.
»Ist das ein Abschiedsgeschenk oder ein Versprechen?«
Wieder lachte die Khanum.
»Das, mein Freund«, sagte sie zuckersüß, »entscheiden Sie ganz allein.«
    Er brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden. Als der Hof aufbrach, um in Mazenderan zu überwintern, wurde er zu Ratsversammlungen gerufen, um seine Meinung zu äußern, und durfte anwesend bleiben, wenn der Schah den Großwesir zur Privataudienz empfing.
    Es war unmöglich, die wahren Motive des Herrschers zu erkennen, aber es schien ihm ein gewisses Vergnügen zu bereiten, seinen Schwager auf diese Weise zu ärgern.
    »Erik hat bezüglich deiner Akademie interessante Vorschläge zu machen, mein Bruder«, sagte er eines Tages und lehnte sich auf seinem Diwan zurück, um den Effekt seiner Worte zu beobachten. »Ich denke, du solltest dir das Vergnügen machen, ihn zu konsultieren.«
    Der Großwesir versteifte sich ärgerlich.
»Bei meinem allergrößten Respekt, kaiserliche Majestät, ich würde es vorziehen, mich in allen Angelegenheiten, die die Wissenschaften betreffen, auf die Meinung qualifizierter Männer zu verlassen. In

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