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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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zögerte, bis ein vorsichtiges »nein, eigentlich nicht« durch den Hörer kam, und jede andere Antwort wäre ja auch ein Witz gewesen.
    »Also, dann sag ich’s einfach mal deutlich…« Ich räusperte mich. »… Ich spreche von Zuhältern oder, um genau zu sein, von einer Zuhälterorganisation. Ziemlich harte Burschen, Russen, Teil der Mafia. Von der russischen Mafia haben Sie wohl schon gehört?«
    »Ahm…« Er schluckte.
    »Na, zum Beispiel«, half ich ihm auf die Sprünge, »das Massaker vor ein paar Jahren in diesem Nobelbordell, zehn tote Prostituierte und etwa ein Dutzend Freier, die ganz genauen Zahlen hab ich jetzt nicht im Kopf - das war die russische Mafia. Oder letzten Herbst die Männer, die die Call-Girl-Orgie veranstaltet haben und anschließend die Zeche prellen wollten und die dann… na ja, es stand ja in allen Zeitungen. Weshalb ich Sie nun anrufe: Im Zusammenhang mit einer aktuellen Ermittlung habe ich heute mittag mit einem der Chefs der Organisation gesprochen, und als ich ihm, damit er mir etwas zuschickt, meine Adresse gab… nun, da bekam er ein wirklich finsteres Gesicht. In diese Haus, sagte er schließlich voller Haß, wohne Schwein, was kaputtgemacht mein beste Fickpüppi…« Inzwischen hörte es sich vom anderen Ende der Leitung an, als telefonierte ich in ein Grab. ».. .Na ja, so redet er eben. Jedenfalls habe ich ihn dann um eine Beschreibung des… Schweins gebeten - ich meine, soviel schien sicher, es mußte einer meiner Nachbarn sein, und den wollte ich natürlich warnen…« Ich atmete tief ein, um dann mit fester Stimme fortzufahren: »Es tut mir wirklich leid, und ich bin sicher, da liegt ein Irrtum vor, aber die Beschreibung, die er mir gab, paßte ganz genau auf Sie…« Ich hielt einen Moment inne. »… Hallo?«
    Ein weit entferntes, menschenkörperliches, aber nur mehr mechanisches Geräusch. Wie ein letztes, der Leiche entweichendes Lüftchen.
    »… Sind Sie noch dran?«
    Die Leiche ächzte. Dann sagte sie fast flüsternd: »Das kann nicht wahr sein… Bitte, glauben Sie mir, ich…«
    »Aber genauso habe ich doch auch reagiert. Mein Nachbar, der Gemüsehändler - das kann nicht wahr sein! Ich meine, wir beide wissen, daß ich weiß und größtes Verständnis dafür habe - denn letzten Endes bestimmt uns doch alle in erster Linie die Natur -, daß Sie hin und wieder, sagen wir, Besuch erhalten.«
    »Nun… äh…«
    »Sie müssen mir nichts erklären, wirklich nicht. Und Sie können sich darauf verlassen, daß ich, soweit es in meiner Macht liegt, niemandem davon erzähle.«
    »…Danke, Herr Kayankaya, mir ist das alles sehr unangenehm. ..«
    Kayankaya! Und ganz geläufig. Ich stellte mir vor, wieviel Disziplin es ihn all die Jahre gekostet haben mußte, um in meiner Gegenwart meinen Namen ja falsch auszusprechen.
    »Aber das sollte es nicht. Bestimmt klärt sich alles als Mißverständnis auf. Doch bis dahin muß ich Ihnen leider raten, genau aufzupassen, wer sich unserem Haus nähert. Vor allem nachts. Wie ich die Leute einschätze, werden sie entweder versuchen Ihnen eine Bombe in die Wohnung oder den Laden zu werfen oder einen Trupp Schläger schicken. So sind nun mal deren Gesetze: Machst du meinem Mädchen einen blauen Fleck, hau ich dich zum Rollstuhlfahrer.«
    »Aber ich habe überhaupt keinen blauen Fleck gemacht!« platzte es aus ihm heraus. »Ich hab nicht mal - ich meine…« Er keuchte panisch. »… Nicht mal irgendwas Ungewöhnliches. Verstehen Sie? Ganz normal, und immer mit Schutz. Und manchmal haben wir auch einfach nur geredet!«
    Na klar: Heino volle Pulle und Stöhnen, daß mein Bett wackelt, aber ihr habt nur geredet!
    »Wie gesagt, ich bin sicher, es wird sich alles aufklären. Nur eins müssen Sie mir versprechen…«
    »Aber was immer Sie wollen, Herr Kayankaya. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
    »Ach, Unsinn. Ist ja wohl selbstverständlich. Worauf ich nun aber bestehe: daß Sie mich sofort anrufen, und sei es mitten in der Nacht, wenn sich jemand Unbekanntes an Ihrem Laden oder an unserer Haustür zu schaffen macht. Instinktiv würde ich annehmen, eher an der Haustür.«
    »Wäre es nicht vernünftiger, ich rufe die Polizei?«
    »Na, aber Sie kennen doch die Polizei! Bis die da ist, sind Sie lange zum Krüppel geschlagen und die Jungs schon wieder in Usbekistan oder sonstwo. Mal abgesehen von den Fragen, die Sie dann zu beantworten hätten. Und die Polizei macht das nicht dezent, die brüllt Sie glatt mitten im Hausflur an, was Sie

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