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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Gespräch zu geben, das zu weiteren voreiligen Versprechungen führen konnte, blieb ich sitzen, trank Wodka, ließ die Bilder vorbeilaufen, dachte dies und das und wartete darauf, daß Leila einschlief.
    Nach der Zigarette zog sie die Pluderhosen über die Füße, kuschelte sich ins Sofa und legte ihren Kopf gegen mein Bein. Einen Moment sah es aus, als weine sie heimlich in ihre Hände, und ich strich ihr durchs Haar. Wenig später war sie eingeschlafen. Ich trug sie ins Schlafzimmer, deckte sie zu und machte das Licht aus. Alleine im Wohnzimmer, spulte ich den Film zurück und sah mir noch mal die Mutter an. Sie hatte wirklich sehr helle, sehr unerklärliche Augen und eine Haut, die man anfassen wollte. Dann legte ich mich aufs Sofa und versuchte ebenfalls einzuschlafen. Dabei bereitete es mir kaum mehr Sorgen, was Ahrens mit ihr anstellen könnte. Sie wirkte nicht, als mache es allzuviel Spaß, sie zu irgendwas zu zwingen. Und ganz sicher hatte Ahrens in diesen Tagen genug zu tun, um sich auch noch um ein widerspenstiges Weibsstück zu kümmern. Oder sie war nicht widerspenstig, und dann mußte ich mir ja eigentlich auch keine Sorgen machen.
    Eine Weile wälzte ich mich herum, rauchte noch ein paar Zigaretten im Dunkeln, bis ich irgendwann nur noch zur Decke sah. Von Zeit zu Zeit tappte der Gemüsehändler durch seine Wohnung, und zweimal sprach Leila im Schlaf. Seltsam in Frieden lag ich wach. Als ich das letzte Mal auf die Uhr guckte, war es kurz vor drei.
     
    14
     
    Wir saßen beim Frühstück, und ich gab mir Mühe, Leila zu erklären, warum ich ihre Mutter alleine suchen wollte. Daß es gefährlich werden würde, daß ich mich dann womöglich mehr um sie als um die Suche selbst kümmern müßte und daß ich sowieso bei der Arbeit niemanden um mich haben könnte, schon gar keine Klientin. Doch das, was Leila schließlich dazu brachte, einzulenken und nicht weiter mit mir rumzustreiten, war die Drohung, andernfalls schmisse ich den Kram hin. Im Grunde ist Pädagogik keine große Sache.
    »Da sind wir uns also einig geworden. Sehr schön.«
    Ich lächelte dem vom Schlaf zerzausten, in meinem viel zu großen Bademantel steckenden, mißmutig an einer Brötchenhälfte knabbernden Etwas herzlich zu.
    »… Und da ich mich bei Ahrens erst einschleichen kann, wenn es dunkel ist, habe ich mir für heute nachmittag was ausgedacht, das dir sicher viel Spaß machen wird.«
    »Äh?«
    »Du magst doch Hunde, oder?«
    »Warum?«
    »Na, gestern im Video, als die Hunde rumsprangen - das hat dir doch gefallen?«
    »Sind die Hunde von mein Vater.«
    »Tja, die werden wir nun nicht suchen, aber dafür einen ganz entzückenden Schäferhund namens Susi.«
    Wieder lächelte ich herzlich, während sie mich anguckte, als wäre ich Frau Schmidtbauer.
    »Oder du bleibst hier.« Ich schenkte mir Kaffee nach. »Auch schön.«
    »Was ist das für ein Hund?«
    »Der Hund, der zur Zeit meine Miete zahlt. Und Telefon, Benzin, sogar die Brötchen da.«
    »Bist getrunken?«
    »Betrunken heißt das, Herzchen, und das bin ich nicht. Wenn du mitkommst, erklär ich’s dir auf dem Weg.« Ich sah auf die Uhr. Halb eins. »In einer halben Stunde. Überleg’s dir.«
    Dann ließ ich mir den Nachnamen ihrer Mutter geben, nahm meine Tasse und verzog mich ins Wohnzimmer zum Telefon. Nach dem ersten Klingeln wurde abgenommen.
    »Tag, Herr Höttges!«
    Vielleicht lag irgendwas in der Luft, oder sie mischten neuerdings Glücksdrogen ins Kaffeepulver, so wie ich es über Katzenfutter gelesen hatte. Jedenfalls erfüllte mich der tiefe, von ganzem Herzen kommende, nicht die geringste Form wahrende Seufzer, der vom anderen Ende der Leitung auf meine Begrüßung folgte, mit echter Zuneigung.
    »Ich weiß, ich weiß: nicht im Büro anrufen.« ‘
    »Ich erwarte ein wichtiges Telefonat.«
    »Ganz schnell: Ich muß bis heute abend wissen, ob eine Frau namens Stascha Markovic aus irgendeinem Grund in den letzten Tagen verhaftet wurde. Sie ist bosnischer Flüchtling, Mitte Dreißig, helle, grüne Augen.«
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Unter meiner Privatnummer, so gegen sechs.«
    Anschließend rief ich Slibulsky an. Er saß, wie er sagte, über Abrechnungen. Im Hintergrund brummten Formel-1-Motoren.
    »Was macht das Gesicht? Morgen abend ist das Essen.«
    »Ich glaub, man kann mich angucken, ohne daß einem der Appetit vergeht.«
    »Klingt toll. Wie läuft’s mit der Armee?«
    »Wenn alles klappt, laß ich sie Samstag hochgehen. Bis dahin würde ich gerne ein

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