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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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reizendes kleines Mädchen in deinem Gästezimmer unterbringen.«
    »Wie kommst du zu reizenden kleinen Mädchen?«
    »Sie ist meine Klientin.«
    »Bis du neuerdings ‘ne Art Jugendbeauftragter? Gestern kam hier so ’n Rock ‘n’ roller vorbei und meinte, du hättest ihn geschickt.«
    »Zvonko.«
    »Ja, nächste Woche kann er anfangen. Was ist mit der Kleinen?«
    Ich erzählte ihm kurz, wie Leila meine Klientin geworden war und daß ich sie nicht alleine in meiner Wohnung lassen wollte.
    »Na schön. Muß man Spaghetti kochen oder >Memory< mit ihr spielen oder so was?«
    »Ganz so klein und reizend ist sie nun auch wieder nicht. Setz sie einfach vorn Fernseher und gib ihr ‘n paar von deinen Westernvideos.«
    »Mädchen gucken keine Western.«
    »Bei ihr war ich mir da nicht so sicher. Außerdem wird sie ziemlich aufgeregt sein und sowieso nicht viel mitkriegen. Immerhin bring ich ihr heute nacht möglicherweise ihre Mutter zurück.«
    »Du bist sicher, du findest sie bei diesem - wie heißt er?«
    »Ahrens. Glaub schon. Das Problem ist, ich muß sie finden, ohne daß ich gefunden werde. Aber ich denke, ich krieg’s hin.«
    »Ja, komisch. Hörst dich nicht an wie einer, der denkt, er kriegt irgendwas nicht hin. Was ist los?«
    Ich murmelte irgendwas von wegen >gut geschlafen<, dann verabredeten wir uns für sieben und legten auf. Einen Moment lang wollte ich Leila die Neuigkeit sofort mitteilen, hielt es dann aber für pädagogischer, sie erst zu informieren, wenn für Widerstand und Gezeter nicht mehr viel Zeit bliebe.
    Zwanzig Minuten später stiegen Leila und ich ins Auto, und zum ersten Mal, seit Frau Beierle mich engagiert hatte, machte ich mich, ausgestattet mit einem Satz Fotos, auf die Suche nach Susi.
    Im Rückspiegel sah ich gerade noch, wie der Gemüsehändler aus seinem Laden stürzte und aufgeregt in unsere Richtung winkte. Zum Glück waren wir einander nicht im Treppenhaus begegnet. Er hätte seine vermeintlich jämmerliche Situation zum Anlaß nehmen können, unser stilles Abkommen zu brechen und mir in die Augen zu gucken. Doch nachdem er jetzt sogar meinen Namen richtig aussprach, wollte ich noch mehr Nähe vermeiden. Sie hätte womöglich zu einer uns um Jahre zurückwerfenden Erkenntnis-Explosion geführt. Bis auf weiteres würde ich versuchen, unsere Beziehung rein telefonisch zu führen.
    Der Nachmittag in verschiedenen Tierheimen - Fechenheim, Hanau, Egelsbach, Dreieichenhain - gestaltete sich etwa so wie erwartet. Endlose Käfigreihen, massenweise bellende Köter, und alle Schäferhunde sahen aus wie Susi. Für mich jedenfalls. Nachdem Leila auf der Fahrt noch über alles mögliche gemault hatte - mein Schrottauto, meinen Scheißhund, sogar mein Regenwetter -, hellte sich ihre Laune beim Anblick der ersten treudoof dreinschauenden Fellknäuel überraschend schnell auf. Bald übernahm sie Fotos und Ermittlung. Für meine Technik, den jeweiligen Schäferhunden »Susi« zuzurufen und zu hoffen, daß Susi sich daraufhin mit einem Salto oder sonstwas zu erkennen gab, erntete ich nur Kopfschütteln.
    »Du mußt gucken auf die Augen! Susi hat so steife.«
    »Große heißt das.«
    Die Wärter oder Pfleger waren entweder griesgrämige, unverständlich vor sich hin brummende, den Hunden als guten Morgen vermutlich gerne in die Fresse tretende Alkoholiker oder von Tierliebe erleuchtete Mittvierzigerinnen. Von Menschenliebe weniger.
    »Sie suchen sicher ‘n Kampfhund, was?«
    »Nein, einen Schäferhund.«
    »Weil nämlich: Wir geben die nicht mehr an jeden.«
    »Sehr lobenswert.«
    »Finden Sie? Aber Ihre Tochter spricht doch kaum Deutsch.«
    »Nun, da steckt jetzt sicher eine Menge Beredenswertes drin, aber übrig bleibt ja so oder so, daß wir nun mal einen Schäferhund suchen und dafür gar nicht so wahnsinnig viel Zeit haben.«
    Vier erfolglose Stunden später fuhren wir nach Hause. Es blieben vier Heime auf meiner Liste übrig. Ich würde sie ein andermal aufsuchen. Oder auch nicht. Je näher der Abend rückte, desto weniger spielte Susi in meinen und wohl auch in Leilas Gedanken eine Rolle.
     
    Ich parkte den Wagen um die Ecke, und unbemerkt vom Gemüsehändler gelangten wir in die Wohnung.
    Während ich einen Beutel mit Stemmeisen, Taschenlampe, Kapuzenjacke und Pistole packte, saß Leila auf der Sofakante, wippte nervös auf den Fußspitzen und verschlang irgendwelche Süßigkeiten, die wie Raumspray rochen.
    »Du denkst, meine Mutter kommt heute?«
    »Jedenfalls glaube ich, daß ich sie

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