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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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weiß nicht… erregt, nervös. Keine gute Voraussetzung, um so was durchzuziehen.«
    »Hat damit nichts zu tun. Privatkram.«
    »Na schön. Ich verlaß mich auf Sie…«
    Aus seinem Mund war das nichts Beruhigendes. Ich räusperte mich. »Wenn sich nichts Neues ergibt, komm ich also Samstag vormittag zu Ihnen ins >New York<.«
    »Wollen Sie mir nicht doch den Treffpunkt der Armee verraten. Sie haben mein Wort, daß alles so läuft, wie Sie es wollen. Aber falls Ihnen irgendwas passiert…«
    »Mir passiert schon nichts.«
    »Ich habe gestern nacht wieder zwei meiner Leute verloren, und drüben in Sachsenhausen hat’s eine Wurstverkäuferin erwischt.«
    Das mit der Wurstverkäuferin war gelogen. Im Radio hatten sie gebracht, eine Imbißbude sei in die Luft geflogen, die Besitzerin habe sich aber retten können. Und wenn seine Jungs die Griffel nicht rechtzeitig aus den Hosentaschen bekamen, war das nicht mein Problem.
    »Das tut mir leid.«
    Er atmete hörbar ein und aus. »… Ich möchte nur sicher sein, wenn wir schon bis übermorgen warten müssen, um die Bande zu erwischen, daß wir dann auch wirklich zuschlagen können.«
    »Hören Sie, ich muß Schluß machen. Meine Münzen sind alle.«
    »Münzen …?« fragte er, als hätte ich ihm erklärt, am Samstag mit Pfeil und Bogen kämpfen zu wollen. »Haben Sie denn kein…«
    Ich drückte auf die Gabel. Jetzt noch eine Mobiltelefondiskussion, und ich hätte womöglich für einen Moment tatsächlich den Respekt vor ihm verloren. Dann schon besser mitten im Gespräch einhängen.
    Ich holte mir ein frisches Glas Apfelwein und rief Slibulsky an.
    »Wie geht’s, wo bist du?«
    »In ‘ner Telefonzelle.« Die >Eule< war eine unserer Kneipen. Sie stand mehr oder weniger für Feierabend, dumme Scherze, heitere Sauferei. Zu sagen, ich sei hier, wäre eine Lüge gewesen.
    »In ‘ner Telefonzelle? Seit wann hört man neben ’ner Telefonzelle ‘ne Klospülung?«
    »Seit wann muß ich ‘ne Beschreibung liefern, von wo ich anrufe?«
    »Oh, das ist aber mal ‘ne blendende Laune. War noch was, oder legen wir wieder auf?«
    »Wie geht’s Leila?«
    »Liegt vorm Fernseher. Wie du gesagt hast, sie ist nervös, aber sonst in Ordnung. Hast du die Mutter?«
    »Mehr oder weniger. Erzähl ich dir morgen. Und wie geht’s euch mit Leila?«
    »Ich bin allein. Gina ist im Museum. Aber kein Problem. Die Kleine sagt, was sie nicht will, und das andere rate ich. Hast recht, auf ihre Art ist sie wirklich reizend. Vorhin hat sie sogar ‘ne halbe Stunde mit mir Tischtennis geguckt. Wenn sie das beibehält, ist sie in ’n paar Jahren ‘ne Traumfrau.«
    »Gib sie mir mal.«
    Kurz darauf drang ein atemloses »Ist da?!« aus der Muschel, und ich mußte lächeln. Es war schön, ihre Stimme zu hören.
    »Nein, tut mir leid, aber ich weiß, wo sie ist. Und jetzt hör mal gut zu…«
    Ich erzählte, ihre Mutter setze gerade alles in Bewegung, um ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen. Dabei verhandle sie mit Ahrens und kroatischen Machthabern, fahre zu Treffen in andere Städte, stehe selbstverständlich sehr unter Druck und habe kaum eine Minute Zeit. Trotzdem, das hätte ich über Umwege herausgekriegt, hinterlasse sie im Flüchtlingsheim immer wieder telefonisch Nachrichten, die Frau Schmidtbauer offenbar nicht weitergebe - alte Fotze, na klar.
    Leila hörte sich das alles ohne Zwischenwort an, und als ich geendet hatte, entstand eine Pause. Dann fragte sie ernst: »Warum Schmidtbauer sagt mir nicht, daß meine Mutter anruft?«
    »Na, ich nehme stark an, weil sie eifersüchtig ist. Kannst du dich nicht mehr erinnern, wie sie im Büro über deine Mutter geschimpft hat? Schmidtbauer ist verliebt in Ahrens und glaubt, deine Mutter wolle ihn ihr ausspannen. Ist aber völliger Unsinn. Das einzige, was deine Mutter interessiert, ist, deinen Vater zu befreien.«
    »Glaubst du?«
    »Jetzt hör mal auf, was soll der Quatsch? Das glaub ich nicht, das weiß ich. Im Moment ist sie, soweit ich informiert bin, in München und trifft dort einen Zagreber Industriellen. Aber spätestens Samstag kommt sie zurück, und dann schaff ich’s auf jeden Fall, ihr auszurichten, daß du ihre Nachrichten wegen der dummen Kuh nicht erhältst.«
    »Samstag.« Es klang wie >nächstes Jahr<.
    »Zwei Tage, das geht schnell vorbei.«
    »Ach was«, seufzte sie und verstummte.
    »… Okay, ich muß noch mal wohin. Heute abend werde ich kaum mehr vorbeikommen können. Wie wär’s, ich hol dich morgen mittag ab, und wir fahren

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