Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
Vom Netzwerk:
zusammenkommt.”
    “Gibt es
irgendetwas
von meinem Leben, das du nicht weißt?”
    “Sehr wenig”, entgegnete er geschmeidig. “Du trägst mein Zeichen, meine Kleine. Und meinen Namen. Dachtest du, dabei handelt es sich um einfachen Schmuck oder menschliche Vertrautheiten?”
    “Nein. Aber ich habe es versucht.”
    “Verwende deine Anstrengungen lieber auf etwas Lohnenswerteres. Wir haben gemeinsam gegen den ausgestoßenen Drachen gekämpft”, fuhr er fort, “und wir haben die Toten besiegt. Alles hat seinen Preis.”
    Ja, dachte sie bitter. Alles. Und wir sind nicht diejenigen, die ihn bezahlen.
    “Eine Lektion für diejenigen, die nach Macht streben.”
    Sie fragte sich, warum das irgendwer wollte.
    “Wenn man Macht
hat
, trifft man die Entscheidungen, Kaylin.”
    “Du hast welche”, sagte sie, und in jedem Wort steckte eine Anklage. “Und welche
Entscheidungen
triffst du, die deine Macht so begehrenswert erscheinen lassen?”
    “Ah. Ich gehöre nicht zu den Toten.”
    Was nicht sehr hilfreich war. Je weiter sie gingen, desto schmaler wurden die Straßen. Sie waren fast verlassen. Die Tavernenbesitzer, die Schlachter und die Gemüsehändler, die an diese Seite des Flusses gefesselt waren, beschäftigten sich damit, ihre Auslagen einzuräumen und die Wagen, die sie zum Ausstellen ihrer Waren benutzen, einzufahren. Falls sie den Barranilord bemerkten, ließen sie es sich nicht anmerken. Bei Nacht waren die Wilden die größere Bedrohung.
    Und die Dunkelheit brach herein.
    Sie folgte Nightshade. Ihre Wange kribbelte. Sie wollte sich das merkwürdige Gefühl fortwischen, aber das hatte sie schon oft versucht, und davon wurde höchstens ihre Hand taub. Sie zögerte trotzdem, als die Burg vor ihnen auftauchte.
    “In den Käfigen sind keine Leichen”, informierte er sie ruhig.
    Sie blickte auf, um sein Profil zu betrachten. Er hatte sich nicht zu ihr gewendet. “Bereiten die Leute sich alle auf die Feiertage vor?” Das klang sogar in ihren eigenen Ohren armselig.
    “Du meinst, sie sind zu beschäftigt, um Missfallen zu erregen?” Sein Lächeln war gerissen, aber sie sah es wieder nur im perfekten Profil. “Nein, Kaylin Neya, das ist ein Geschenk. An dich.”
    “Du wusstest, dass ich herkomme.”
    “Ja. Und ich habe nicht vor – dieses Mal –, deinen Aufenthalt schwieriger zu gestalten, als er sein muss.”
    An der schwarzen Außenseite des Tores standen zwei Wachen. Sie demonstrierten Nightshade tiefsten Gehorsam in Form einer formellen und eleganten Verbeugung, die sie weder ihrer Waffen noch ihres sicheren Standes beraubte. Er schien es nicht einmal zu bemerken.
    Kaylin zollten sie nicht weniger Respekt. Es war ihr unangenehm, es brachte sie sogar aus dem Tritt.
    “Sie sind hier, um zu beschützen”, erklärte er ihr, als er auf das Fallgatter zuging. “Doch ich brauche hier kaum jemals Schutz.”
    Sie zögerte, weil sie das Fallgatter hasste. Es erhob sich nicht, es war nur ein zur Zierde gedachtes, schweres, schwarzes Gitter, das eigentlich ganz normal funktionieren sollte. Sie hatte schon Dutzende von ihnen an anderen Gebäuden gesehen und hatte gelernt, auf das Knarren der sie anhebenden Zahnräder zu hören.
    Aber diese? Taten es nicht. Sich heben.
    Man konnte die Nachtschattenburg nicht ohne Einladung betreten. Und wenn man es tat … dann musste man
durch
das herabgelassene Gatter gehen, es war eine sehr schlichte magische Pforte. Und sie brachte einen an einen anderen Ort. Sie fragte sich, ob der Hof, den man durch das Gitter hindurch gut sehen konnte, wirklich existierte oder ob er nur eine Kulisse war, eine Art nervige Illusion.
    Sie hasste Magie einfach.
    “Kaylin?”, sagte Lord Nightshade. Es klang zwar wie eine Frage, aber selbstverständlich war es ein Befehl. Wie um diese Tatsche zu unterstreichen, streckte er eine Hand nach ihr aus. Kaylin zwang sich, langsam genug zu gehen, um nicht allzu zögerlich auszusehen. Doch sie konnte nicht sagen, ob die Barraniwachen, die sie beobachteten, es ihr abkauften. Sie bezweifelte, dass es sie interessierte.
    Aber sie waren … anders.
    “Natürlich”, sagte Lord Nightshade mit einer Stimme, die ihre Ohren kaum erreichte. “Sie wissen, was du bekämpft hast, Kaylin. Sie wissen, dass du überlebt hast. Sie könnten von sich selbst nicht mit Sicherheit das Gleiche behaupten, sollten sie in eine ähnliche Situation geraten.”
    Und die Barrani respektierten diese Macht.
    Sie atmete tief durch und folgte Lord Nightshade in die Burg.
    Ihr

Weitere Kostenlose Bücher