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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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vorbeidrängte.
    “Die Wilden …”
    Sie wusste es. Aber es durfte ihr nichts ausmachen. Nicht zum ersten Mal – und nicht zum letzten – wünschte sie sich, Aerianerin zu sein. Sie könnte außer Reichweite der Wilden über sie hinwegfliegen, wenn sie nur Flügel hätte.
    Sie begann zu rennen, blieb noch einmal stehen, drehte sich um und sah den Wachposten an. “Wie heißt du … nein, wie soll ich dich nennen?”
    Eine dunkle, perfekte Braue hob sich. “Andellen”, sagte er schließlich, als hätte sie ihn etwas gefragt, was er noch nie zuvor von einer anderen lebendigen Kreatur gefragt worden war. Oder einer, die es auch bleiben wollte.
    “Gut. Andellen. Ich kenne mich in der Burg nicht aus. Ich muss hier raus. Kannst du mich führen?”
    Er nickte. Jedes Zögern seinerseits war verschwunden, als er beschlossen hatte, sie zu begleiten. Er war steif, gar nicht wie die barranischen Falken, die sie kannte. Er sprach Hochbarrani, und er benutzte ein Schwert als Waffe. Die Falken benutzten normalerweise einen sehr langen Stab.
    Er trug auch eine Rüstung.
    Aber die Rüstung schien ihn nicht zu verlangsamen, oder wenn sie es tat, machte es keinen Unterschied. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, bei der Kaylin kaum mithalten konnte.
    Sie erreichten die Vorhalle, und Kaylin biss kräftig die Zähne zusammen, als sie durch das Portal in die Welt hinaustraten.
    Es blieb keine Zeit für ein Gespräch. Sie machten eine Menge Lärm beim Rennen, und das war schlecht. Am klaren Nachthimmel leuchtet der Mond. Hell genug für sie. Und für die Wilden.
    Gegen Wilde zu kämpfen hatte normalerweise viel mit Rennen zu tun, aber das kostete Zeit. Sie hielt direkt auf den Ablayne zu und auf die einzige Brücke, die darüberführte. Im Stillen betete sie. Komisch, wie jemand, der sich die Hälfte der Götter in Elantra nicht einmal vom Namen her merken konnte, es schaffte, so inbrünstig zu beten.
    An ihrer Seite der Barrani. Er blickte nur zu ihr, wenn sie stolperte, doch er bot ihr keine Hilfe an. Sie fand ihr Gleichgewicht wieder und rannte weiter, immer Wortleys Haus im Sinn. Überlegte sich, wie sie es am besten erreichen konnte. Dachte nur daran.
    Es half.
    Als sie die Brücke erreichten, atmete sie aus, langsam und lang. Der helle und der dunkle Mond auf der Uferseite waren ein Segen. Der Wachmann hatte allerdings nicht den Anstand, so zu tun, als wäre er auch außer Atem. Hätte sie die Kraft gehabt, sie hätte sich die Zeit damit vertrieben, alles Barranische ein bisschen zu hassen, aber wie es um sie stand, sah sie nur einmal zu ihm auf. Seine Barranitypische Miene zeigte nichts als Eis.
    Was gut war. Wollte er sie aufhalten, hätte er schlimmer ausgesehen.
    Sie schob ihr Bündel zurecht, und Andellen überraschte sie. Er nahm es ihr ab. Seine Haare flogen durch die Luft, als er es sich über die Schulter schwang, aber er sagte kein Wort.
    Und sie ließ ihn. Als wäre er Teela oder Tain.
    Sie übernahm jetzt die Führung, und er folgte. Wahrscheinlich kannte er die ganze Stadt auswendig, aber die einzigen Straßen, auf denen er sich normalerweise bewegte, waren die, in denen Nightshade regierte. Sie wollte ihn fragen, wie oft er die Kolonie verließ, aber sie hatte keinen Atem dafür übrig.
    War sich nicht sicher, ob er antworten würde, wenn sie fragen könnte.
    An den Straßenrändern standen jetzt Verkaufsstände und hinter ihnen Männer und Frauen im Schein der Fackeln und der hohen Laternen, die den Himmel verzierten. Sie würden die ganze Nacht arbeiten und lange bis in den Morgen dekorieren, schnitzen, nageln oder nähen, wie es die Feiertage eben verlangten. Es war die beste Gelegenheit im Jahr, Geld zu machen, und wenn der Schlaf darunter litt, war es eben so.
    Die Leute bemerkten sie im Vorbeirennen, aber das lag wahrscheinlich an Andellen. Er trug keine Uniform. Er war kein Falke. Und ein kluger Mensch stellte sich einem rennenden Barrani nicht in den Weg.
    Sie rannte an ihrer Wohnung vorbei, um die Ecke, schlitterte und fiel hin, rollte sich ab, sprang wieder auf, fluchte wie ein Leontiner und lief weiter. Fünf Minuten erschienen wie ein ganzes Leben. Und es war nicht
ihr
Leben.
    Und dann, noch zweimal rechts, einmal knapp links, standen vor ihr drei kleine Gebäude. Sie war am Ziel. Neben einer Tür hing eine Lampe, das dunkle, leuchtende Blau des Leuchtfeuers der Hebammen. Sie sprang die drei schiefen Stufen hinauf und stieß die Tür auf. Sie war nicht abgeschlossen.
    Marya wartete bereits auf

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