Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
Vom Netzwerk:
Nacken, auch dort spürte sie die andersartige Beschaffenheit. Sie glaubte, etwas davon abziehen zu können, und begann sogar, es zu versuchen.
    “Kaylin.”
    Sie hielt inne. Die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie kam aus der Ferne, aber nicht so, wie Severns Worte aus der Ferne geklungen hatten.
    “Hallo?”
    “Berühre die Zeichen nicht an diesem Ort.”
    Es war Nightshade. Lord Nightshade. Sie drehte sich um, sah sich um und erblickte nur endlose Reihen lebendiger Säulen. Keine Bewegung, keine Spur von ihm.
    “Sie … ich glaube, sie würden abgehen.”
    “Tu es nicht”, wiederholte er. Seine Stimme wurde schwächer. “Ich bin weit von dir, und du bist weit von dir selbst. Geh fort, wenn du kannst.”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Es scheint keine Tür zu geben.”
    “Bedauerlich.”
    “Wo bist du?”
    “Ich bin dir so nah und fern, wie du nah und fern bist. Du trägst meinen Namen”, fügte er leise hinzu, “erinnere dich an ihn.”
    “Das … tue ich.” Selbst im Schlaf. “Aber ich … glaube, es wäre keine gute Idee, ihn hier auszusprechen.”

6. KAPITEL
    D er Klang seines Lachens überraschte sie, so jung hörte es sich an. “Du bist ein seltsames Mädchen”, sagte er, nachdem es verklungen war. “Was tust du gerade, Kaylin Neya?”
    “Ich …” Sie runzelte die Stirn.
    “Wo bist du?”
    “In einem großen, verdammten Wald.”
    Das Schweigen, das auf ihre Worte folgte, wog schwer. Eine ganz andere Art von Stille. Sie konnte sie nicht deuten, obwohl ihr beim Berühren der Haut eines Fremden schon so viele andere Arten Schweigen begegnet waren. “Kaylin”, sagte er in dem Tonfall, den sie am wenigsten mochte, “was hast du angestellt?”
    Natürlich war ihr der Ton vertraut. Severn benutzte ihn auch. Aber nicht viele von den Falken, weil sie mit jedem von ihnen früher oder später auf den Drillplatz kam und dabei manchmal die Regeln vergaß.
    “Teela hat mich an den Hof geschleppt”, sagte sie frostig.
    “An den Hof, Kaylin?”
    “An den … den Hof der Barrani. Weil der Lord der Westmarsche … er ist … er ist nicht …” Frustriert unterbrach sie sich selbst und begann von Neuem. “Ich glaube, man hat ihn vergiftet. Ich glaube, er stirbt. Aber irgendwie auch nicht.
Ich verstehe das alles nicht.”
    “Ich kann nicht zu dir kommen”, antwortete er, als hätte sie ihn darum gebeten.
    “Nein. Kannst du nicht.” Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, wurden sie wahr. Als hätten Worte an diesem Ort Macht.
    “Worte haben an allen Orten Macht”, erwiderte er. Sie hasste es, wenn er das tat. Er konnte nicht einmal ihr Gesicht sehen, also war die praktische “Du bist wie ein offenes Buch”-Ausrede für beide nicht zur Hand.
    “Ich kann hier nicht weg, wenn er nicht aufwacht.”
    “Du bist nicht so dumm, wie es oft den Anschein macht. Unglücklicherweise bist du viel leichtsinniger. Ich hätte gegen dich gewettet, hätte man mir die Wette angeboten.”
    Sie lachte fast.
    “Ich lebe schließlich in den Kolonien”, war seine ironische Antwort. Und diese verbarg nichts vor ihr, Kaylin konnte seine Sorge spüren.
    “Ich weiß nicht, wie ich ihn aufwecken kann. Aber ich dachte …”
    “Vorsicht, Kaylin.”
    “Ich kenne seinen Namen nicht”, sagte sie, jetzt mit flacher Stimme. “Ich kann ihn hier unmöglich finden. Er hat sich verlaufen. Ich habe mich verlaufen. Ich dachte, wenn ich etwas pflanzen kann …”
    “Etwas pflanzen?”
    Unter ihren Händen fühlte sie den fruchtbaren Lehm des Bodens, als sie sich hinabbeugte. Sie kniete sich hin und fühlte ihn, feucht. Unter ihren Knien. Was bedeutete, dass sie ihre alten Hosen nicht mehr anhatte.
    Sie blickte an sich hinab und sah, dass sie ihre Tunika noch trug, auch wenn sie sauberer – und länger – war als noch vor ein paar Minuten oder Stunden. Der Falke darauf bestand aus Gold und Flügeln. Tod oder Freiheit.
    Sein Schweigen war kein Trost.
    Sie wollte sich an seiner Stimme festhalten, weil sie an diesem Ort nicht allein sein wollte. Und sie hasste sich für diese Schwäche, weil sie bedeutete, einer Illusion aufzusitzen.
    “Es ist keine Illusion”, sagte er.
    So viel zur Arbeitsmoral.
    Sie sah sich ihre Arme über den Handgelenken an. “Nightshade”, flüsterte sie, “du wirst mir einfach vertrauen müssen.”
    “Seltsamerweise tue ich das. Ich vertraue darauf, dass du Kaylin Neya bist.”
    Sie entschied sich, zu versuchen, nicht beleidigt zu sein. “Für dich könnte ich es schaffen.”
    “Ja. Für

Weitere Kostenlose Bücher