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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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…”
    “Nein. Das würdest du nicht. Ich glaube nicht, dass er sich zügeln kann, dich nicht zu verschlingen.”
    “Und wie …”
    Seine Augen waren jetzt dunkler. “Finde einen Weg,
Kyuthe
. Wenn du, die die Zeichen der Alten trägt, es nicht kann, dann schafft es niemand.”
    Sie schwieg und folgte ihm aus der Tür. Aber ihr wurde klar, dass sie die Zeichen, von denen er sprach, ihm gegenüber nie erwähnt hatte. Und sie fragte sich, was sie
noch
in seinem Wald hinterlassen hatte.
    Ihre Unterkunft war karg und elegant, und als sie sie betrat, blieb sie als Erstes stehen und blickte zur westlichen Wand. Sie war aus Glas, farbig und von etwas unterteilt, das zu sehr glänzte, um Blei zu sein. Einige der Scheiben waren klar genug, um sie für Lücken zu halten, bis man sie mit der Hand berührte. Die anderen waren dunkel wie edle Steine. Falls es ein Muster gab, konnte sie es nicht erkennen – aber um ihre Unterbringung machte sie sich auch keine Gedanken.
    Sie dachte nach. Auch wenn man ihr verboten hatte, den Falken zu tragen, wurde sie immer noch von ihm beeinflusst. Ihre Finger waren taub geworden wie bei großer Kälte. Es war besser als das Brennen, aber jetzt waren sie ungeschickt und klobig.
    Dieses Gefühl der Unbeholfenheit wurde durch das Kleid noch verstärkt. Es war einfach zu hübsch, zu teuer, zu … edel. Falls sie je davon geträumt hatte, einmal ein solches Kleid zu tragen, falls sie sich gewünscht hatte, gerettet zu werden, so wie Kinder es tun, war sie diesen Träumen entwachsen. Oder der Traum war ihr zu klein geworden. Auch egal.
    Hätte der Lord der Westmarsche nicht an ihrer Seite gestanden, sie hätte sich ausgezogen. Oder es zumindest versucht. Sie hatte die verdammten Knöpfe nicht vergessen.
    “Ihr habt mir gesagt”, sprach sie ihn an, gleichzeitig tat sie weiter so, als würde sie die Wand aus Fenstern ansehen, “dass niemand sonst vom Lord der grünen Auen weiß.”
    “Es ist bekannt, dass er sich am Hof befindet”, antwortete der Lord der Westmarsche. “Und er ist in der Gesellschaft des obersten Lords aufgetreten.”
    “Nicht als er selbst.”
    “Er war unerreichbar”, war die schlichte Antwort.
    “Der oberste Lord weiß es.”
    “Der oberste Lord ist schließlich der Lord der Hohen Hallen. Er weiß alles, was in ihnen geschieht.”
    Sie runzelte die Stirn.
    “Falke”, flüsterte er.
    Sie drehte sich um und sah sein zartes Lächeln. Seine Augen allerdings waren blau und dunkel. “Habt Ihr es Teela gesagt?”
    “Teela? Ah, Anteela. Meine Base.”
    “Ja.”
    Für kurze Zeit sagte er nichts. Dann ging er an den Fenster vorbei zu einer Vitrine, die in einer Wandnische stand. Er öffnete sie und nahm eine Karaffe heraus, die wahrscheinlich so schwer war wie die meisten Säuglinge, die sie zur Welt brachte, jedoch weniger zerbrechlich. “Trinkst du?”
    “Nicht im Dienst.”
    “Du bist nicht im Dienst.”
    Sie zögerte. “Normalerweise trinke ich auch nicht in der Gesellschaft von Fremden.”
    “Aber ich bin kein Fremder,
Kyuthe
. Du trägst meinen Namen.”
    Und was hieß das schon? Sie konnte ihn rufen, er würde sie immer hören. Aber die Silben, die den fremden Himmel hatten zerbersten lassen, sagten ihr überhaupt nichts über den Mann selbst. Die Barrani waren keine Menschen: Sie waren nicht sterblich. Das hatte sie immer gewusst, aber sie hatte es nie richtig begriffen. Bis jetzt. “Ich … trinke.”
    Er schenkte ihr ein. Sie sah zu, wie seine Hände sich bewegten, und ihr wurde klar, dass er ihr eine Ehre erwies. Sie drehte sich um. “Andellen”, sagte sie ruhig.
    Dieser nickte.
    “Ich möchte unter vier Augen mit dem Lord der Westmarsche sprechen.”
    “Dazu würde ich nicht raten”, antwortete Andellen und überraschte sie damit.
    Er erstaunte auch den Lord der Westmarsche. “Er ist Dein”, erwiderte der Barranilord, “und er weiß, was du weißt. Seine Anwesenheit kann nicht schaden.”
    “Samaran wird draußen warten”, setzte Andellen noch hinzu.
    Samaran verbeugte sich. Es war wie ein kleines Ritual, das sie nicht verstand.
    Die Tür schloss sich hinter Samarans Rücken. Sie standen mitten im Zimmer, Andellen, der Lord der Westmarsche und Kaylin Neya.
    Kaylin sprach zuerst. “Soweit der Hof weiß, geht es dem Lord der grünen Auen gut.”
    “Er meditiert als Vorbereitung auf die Übergabe.”
    Sie nickte. “Also … sein Versuch … sich seines Namens zu entledigen … das muss erst vor Kurzem gewesen sein. Die Lords denken, es geht

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