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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Barranilord runzelte die Stirn. Aber es war die Miene von jemandem, der etwas sowohl erschreckend als auch interessant fand, es lag keine Wut darin. “Wir warten hier auf euch”, sagte er zu ihnen. Er blickte Samaran an. Samaran hatte deutlich blaue Augen und stand fast starr da.
    Doch Andellen hatte eindeutig die größere Befehlsgewalt, und die Hand, die auf Samarans Waffe fiel, war Andellens. Es gab keine weitere Drohung, es war keine nötig.
    “Was der Lord der Westmarsche gesagt hat, war so nicht ganz korrekt”, setzte Andellen hinzu, als Kaylin einen Schritt vortrat.
    “Über was?”
    “Darüber, welcher Teil der Hohen Hallen am ältesten ist.”
    Sie trat langsam durch den Torbogen, aber ihr Zögern war der Beobachterin in ihr geschuldet. Sie wollte nichts verpassen. Besonders nichts Tödliches. Severn folgte ihr nicht, er ging an ihrer Seite.
    Die Rune an der Wand erstrahlte jetzt in einem Licht, das zugleich blau und golden war. Sie drehte sich zu Severn um. Severn legte die Stirn in Falten, drehte sich einmal im Kreis und fluchte leise.
    Der Torbogen war verschwunden. Hinter ihrem Rücken war jetzt nur noch eine glatte, leicht gewölbte Wand. Sie standen auf einer kleinen Fläche, die mit der Treppe verschmolz, die sich an einem Ende erhob, so weit das Auge reichte, und sich an der anderen Seite genauso weit nach unten fortsetzte. Es gab Fackeln. Irgendwie. Nach unten war es dunkler.
    Severn sah sie an. Er hob seine Hand einmal, um die neue Wand auf eine Art zu berühren, die deutlich besagte, dass er den Torbogen zurückwollte. Er stemmte sein ganzes Gewicht gegen die Wand. Sie gab nicht nach. “Manchmal”, sagte er zu ihr und sah dorthin, wo der Schlussstein gewesen war, “verstehe ich, wieso du Magie nicht leiden kannst.”
    Sie lachte fast. “Meistens sind es nur die Türzauber”, lenkte sie ein.
    Aber er schüttelte den Kopf. “Es ist alles”, sagte er und wandte sich ihr zu. Der Treppenaufgang schien ungemütlich eng zusammenzuschrumpfen. “Ich verstehe dich nicht”, fügte er hinzu.
    “Du verstehst mich besser als alle anderen.” Sie sagte es, ohne nachzudenken und ohne zu zögern. Die Worte kamen einfach so aus ihrem Mund, wahrscheinlich, weil er eh offen stand. Schnell schloss sie ihn.
    “Ich verstehe einen Teil von dir immer besser, aber selbst der Teil ergibt oft keinen Sinn.”
    Sie runzelte die Stirn.
    “Es hat mit Magie angefangen”, sagte er, “in den Kolonien.”
    Als sie antwortete, war ihre Stimme gepresst. “Es hat mit dem Tod angefangen.”
    Er zuckte mit den Schultern. “Wenn deine Mutter nicht gestorben wäre, wären wir nicht zusammen gewesen. Jeder muss sich dem Tod stellen.” Seine Augen waren dunkel. Das Licht der Fackeln verbarg ihre Farbe, aber nicht ihre Form. “Ohne die Zeichen auf deinen Armen und Beinen hätten wir uns in den Kolonien durchschlagen müssen. Oder aus ihnen herauskämpfen. Ohne die Magie”, fügte er noch hinzu.
    Sie konnte ihre Ärmel nicht hochschieben, sie waren zu eng angepasst. Sollte heißen, sie könnte es schon versuchen, würde aber riskieren, sie zu zerreißen. Oder zu verknittern, was in Teelas Augen wahrscheinlich das noch größere Verbrechen wäre.
    “Als ich mich den Wölfen angeschlossen habe, habe ich gelernt. Ich habe mir alles angeeignet, was ich konnte. Über dich. Darüber, was die Zeichen verursacht haben könnte.” Er zuckte mit den Schultern. “Ich habe mir die gesetzlichen Regeln, denen die verschiedenen Schulen der Magie unterliegen, eingebläut. Ich habe gelernt, einige der Unterschiede zwischen dem Arkanum und dem kaiserlichen Orden der Magier zu verstehen. Ich habe
zugehört
. Weil Magie unser Leben zerstört hat.” Er starrte sie immer noch an.
    Sie zuckte mit den Schultern und wendete ihren Blick ab. “Ich nicht.”
    “Das ist mir überaus klar. Aber ich verstehe nicht, warum. In den Kolonien haben wir alles gelernt, was irgendwer uns über die Wilden sagen konnte. Weil sie eine Bedrohung waren.”
    “Das hast nur du”, sagte sie hölzern.
    “Nein, Kaylin. Das haben
wir
.”
    “Vielleicht wollte ich es nicht wissen.” Sie zuckte wieder mit den Schultern. Sie fühle sich nicht wohl dabei.
    Er schüttelte den Kopf. Dieses Mal ließ sein Blick sie los. “Wissen oder nicht wissen ändert nichts an der Bedrohung selbst. Es ändert nur, wie gut wir damit umgehen.”
    “Und wenn wir nicht damit umgehen können?”
    Sein Lächeln war schwach, aber es flackerte wie ein Feuer aus Lippen. “Es sieht so

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