Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara

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als so einfache Worte enthalten sollten.
    “Ich habe es ihm irgendwie gesagt.”
    “Du hast ihm … und, Kaylin, such dir als zweiten Job nichts mit Schauspielerei, falls du mehr Geld brauchen solltest … du hast ihm gesagt, er soll uns in den Hohen Hallen herumführen.”
    “Ja. Aber seine Augen …”
    “Waren grün.”
    “Und braun.”
    Severn dachte einen Augenblick nach. “Und Braun heißt Wohlwollen. Oder Respekt.”
    “Ich glaube, bei Barrani ist das meistens das Gleiche.”
    Severn zuckte mit den Schultern. Es war seine Art zu kommunizieren. “In Ordnung. Nehmen wir an, er wollte, dass du herkommst. Nehmen wir an, das hier ist, wie er gesagt hat, eine Prüfung, der sich alle Barrani unterziehen müssen, die Lords am Hof werden wollen.”
    Sie schaute skeptisch. “Sprich weiter.”
    “Über irgendwas Bestimmtes?”
    “Über den Barranihof.”
    Er saß auf der dritten Stufe über der, auf der sie stand, und war immer noch größer. Sie versuchte es ihm nicht übel zu nehmen. “Der Hof besteht aus Barranilords.”
    “Leben alle hier?”
    Er zögerte. “Der Lord der Westmarsche lebt in den Westmarschen.”
    “Und wo ist das eigentlich?”
    “Niemand weiß es genau.”
    “Klar. Aber nicht hier.”
    “Nein …”
    “Und der Lord der grünen Auen? Und wo zur Hölle sind diese Auen eigentlich? Westmarsche klingen wenigstens nach einem echten verdammten
Ort
.”
    “Die Barrani haben ihre eigenen Symbole.”
    “Grün heißt normalerweise, sie sind glücklich.”
    “Für ein bestimmtes Maß an Glück. Meistens sind sie glücklich dabei, sich gegenseitig umzubringen.”
    “Nein, wenn sie was umbringen, sind sie blau.”
    “Ist das wichtig?”
    “Hier? Woher soll ich das wissen?”
    “Ah. Ich glaube, ich verstehe, warum ich das Reden übernehmen sollte. Du plapperst.”
    “Haha.” Sie legte die Stirn in Falten. “Teela ist eine Lady.”
    “Na, sie wird uns aber keine große Hilfe sein, wenn wir hier nicht rauskommen.”
    “Aber wenn
wir
rauskommen, was sind wir dann?”
    “Am Leben.”
    “Versuch mitzukommen, okay? Teela hat hier
gelebt
. Aber Tain ist es, der ihr am nächsten steht, fast wie ein Freund, und ich wette mein eigenes Geld, dass er nie hier gelebt hat.”
    “Die Wette würde ich nicht annehmen.”
    “Samaran hat hier auch nie gelebt. Aber Samaran ist Nightshade gefolgt.”
    “Sie haben ein kompliziertes Sippensystem.”
    “Sie haben ein verdammt kompliziertes
Alles
. Falls
wir
es hier rausschaffen, werden wir nicht zu Lords des Barranihofes.”
    Severns Züge verschärften sich. Nur einen Augenblick lang sah er gefährlich aus, und seine Narben waren in den Schatten weiß und elfenbeinfarben. Ehrlich gesagt war es zum größten Teil Kaylins Schatten, weil sie direkt unter einer Fackel standen, aber trotzdem.
    “Vielleicht bin ich gezwungen, Andellen umzubringen”, sagte Severn langsam.
    “Tu es nicht. Oh, und warum?”
    “Die Barrani haben die Hohen Hallen schon vor der Gründung des Kaiserreiches besessen. Dieses Kaiserreiches. Und dem, was davor war. Und wenn die Geschichte stimmt, dem noch davor. Sie haben diese Hallen schon immer für sich beansprucht, noch nie hat es eine andere Rasse gewagt.”
    “Sie haben sie gebaut.”
    “Wirklich?”
    “Den größten Teil.”
    “Ich bin mir nicht so sicher.” So wie er es sagte, bekam auch Kaylin plötzlich Zweifel.
    “Denk wie ein Barrani”, befahl er ihr, lehnte sich zurück und streckte beide Arme hinter sich aus. Sie hätte es gar nicht erst versucht. Ihre Füße taten immer noch weh vom ständigen Kontakt mit den kalten Steinen. Das, und die Stufe war nicht abgetreten genug, um sich nicht in ihre Schulterblätter zu graben.
    “Versuch ich ja.” Sie hielt inne. Sah ihn an.
    “
Nicht
wie Teela”, fuhr er sie an. “Versuch mitzukommen, okay?”, sagte er, Kaylin perfekt nachahmend. “Die Nachtschattenburg ist
alt
. Älter als das Kaiserreich. Als alle von ihnen. An welche Gesetze ist sie gebunden?”
    Sie zuckte mit den Schultern. Aus verschiedensten Gründen – über die meisten von ihnen wollte sie nicht einmal nachdenken, schon gar nicht gründlich – brachte sie nicht viel Zeit damit zu, über die Burg zu sinnieren. Oder die Barrani, die als Türwachen in der Langen verdammten Halle standen. Oder das Fallgatter. Oder den Wald. Oder den Raum mit dem Siegel. “Nightshade”, antwortete sie zögerlich.
    “Nightshade hat sie an sich gebunden?”
    Sie nickte und nahm nur langsam Severns Gedankengänge wahr.