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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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wie in den Langen Hallen von Nightshades Burg.”
    Severn schüttelte den Kopf. “Ich sagte ja, mir gefällt das nicht.”
    “Komm schon”, fuhr sie fort und legte ihre Hände so fest um das Geländer, dass sie weiß wurden. “Vertraust du mir?” Sie bereute die Frage, sobald sie ihr aus dem Mund gefallen war.
    “Das ist nicht die richtige Frage;” sagte er, stand auf und stellte sich neben sie. Er legte ihr die Hand um die Taille, als er zu ihr hinabsah. “Vertraust du mir?”
    “Mit meinem Leben”, antwortete sie verbittert.
    Sie sprang leichtfüßig auf das Geländer, und Severn tat es ihr gleich. Sie fasste nach der Hand an ihrer Taille und hielt sie fest.
    Dann sprang sie, und ihr Gewicht zog sie beide runter in die Dunkelheit.

13. KAPITEL
    D ie Welt, die sich um sie herum drehte, während sie immer tiefer stürzten, fiel in sich zusammen.
    Sie hätten wirklich stürzen sollen. Nur, das taten sie nicht. Sie schwebten, von nichts gehalten, während Fackellicht, Treppen und Messing um sie herum zersprangen, verschwammen und sich um sie herum zu neuen Formen zusammenfanden, als seien sie die Mitte des Universums.
    Die Mitte eines anderen Universums.
    Kaylin sah hinauf zu Severns Kinn. Sie erinnerte sich genau an die untere Hälfte seines Gesichts, weil es das Erste war, was sie zu erkennen versuchte. “Kannst du das sehen?”, fragte sie leise, und als er nicht sofort antwortete: “Alles in Ordnung?”
    Seine Hand lag immer noch an ihrer Taille, und ihre Hand klammerte sich daran fest. Er bewegte sich vorsichtig und veränderte seinen Griff. Es war Antwort genug. Aber keine
gute
. Als er sprach, betonte er jedes seiner Worte deutlich. “Für jemanden, der Magie hasst, macht sie dir nicht viel aus.”
    “Soll heißen?”
    “Du bekommst keinen Anfall.”
    Sie zuckte mit den Schultern, oder wenigstens versuchte sie es. “Würde das helfen?”
    Er lachte. Es war ein leiser Klang. “Es könnte mir helfen”, sagte er. “Oder auch nicht.” Er ließ sie los. Sie allerdings nicht.
    Er blickte einen Moment auf ihre Hand und sagte nichts. Und dann drückte er seine Schultern durch und war wieder der alte Severn. Weil ihm klar geworden war, dass sie ihn brauchte. Daraufhin ließ sie ihn los. Jemanden brauchen, dachte sie, war eine merkwürdige Sache. Es war eine Medaille mit zwei Seiten: Gebraucht zu werden zwang sie einerseits dazu, ihre Stärke zu finden, anderseits ließ es ihr keine andere Wahl, als sich ihrem Versagen zu stellen. Und überhaupt nicht gebraucht zu werden?
    Sie schüttelte den Kopf.
    Sie standen in einem langen Gang. Hier gab es keine Treppen, und das Messing des Geländers war zu grünen Ranken geworden, die an den Wänden entlangwuchsen und sie mit dem Grün von Sommerlaub beschatteten. Der Gang selbst war vielleicht drei Meter hoch, aber die Decken sahen grob aus und erinnerten eher an Erde als an Felsen. Die Wände allerdings waren unter den Schlingpflanzen glatt und hart.
    Sie sah zu Severn und dann an ihm vorbei. Der Gang schien in beide Richtungen unauffällig. Es war besser als die Treppen, rein theoretisch. “Sollen wir eine Münze werfen?”, sagte sie endlich.
    Severn zog pflichtbewusst ein silbernes Geldstück aus der Tasche. Kaylin sagte an, und er warf. Die Münze kam zwischen seinem Handrücken und seiner Handfläche zum Liegen.
    “Und?”
    Er hob seine Hand. Die Münze war vollkommen glatt.
    “Ich hasse Magie echt”, schimpfte Kaylin.
    “Nicht so sehr wie ich, wenn die Münze so bleibt. Ich hätte Kupfer nehmen sollen.”
    Kaylin zuckte mit den Schultern und ging los. Severn fiel neben ihr in Gleichschritt. Hier gab es keine Fackeln, nur ein diffuses Licht, das zwischen den wenigen Lücken in der Blätterwand fiel. Es war genug, um zu sehen. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher.
    “Wonach suchen wir?”, fragte Severn sie endlich.
    “Dem Ausgang.”
    “Was bedeutet das hier?”
    Sie setzte zu einer Antwort an, aber es gelang ihr nicht, schnippisch zu sein. “Ich bin mir nicht sicher”, sagte sie langsam. “Ich bin mir nicht sicher, wo
hier
ist.”
    “Was bedeutet es in der Burg?”
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr mit der Hand über ihre Wange. “Nichts”, antwortete sie. Sie sah hinauf an die Decke. “Kannst du mich hochheben?”
    “Du kannst wahrscheinlich drankommen, wenn du dich auf meine Schultern setzt.”
    Das hatten sie früher auch getan, aber da war sie noch jünger und leichter gewesen; Muskeln wogen. Er kniete sich hin, und sie

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