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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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offensichtlich war. Wenigstens hatte Papierkram einen Zweck. Entweder das, oder die vielen Phrasen und Worte, die sie nicht beherrschte, weil es ihr zu anstrengend war, sie zu lernen, machten einfach mehr Eindruck auf sie.
    “Offizier”, knurrte Marcus, “erstatten Sie Bericht.”
    Tiamaris hob eine Hand. “Das halte ich für … unklug, Hauptmann Kassan. Natürlich habt Ihr zu befehlen.”
    Kaylin war sich sicher, dass Marcus seinen Befehl wiederholen würde, und fiel deshalb fast vornüber, als seine Kiefer zuschnappten.
    “Lord Tiamaris.”
    Kaylin wollte sich fast hinter dem breiten Rücken des Drachen verstecken, als Lord Evarrim vom Arkanum zu ihnen trat. Seine vier Schatten wollten ihm folgen, aber sie wurden von Tain aufgehalten. Stattdessen schloss Teela sich ihm an, und es war selbst Kaylin klar, dass sie nicht die Begleitung seiner Wahl sein dürfte.
    Es war auch klar, dass jeder Dolch, den sie trug, in ihm die beste Scheide gefunden hätte.
    “Kaylin”, sagte sie leise. Es war eine Warnung.
    “Lord Evarrim”, sagte Tiamaris, ehe Kaylin sprechen konnte. Nicht, dass sie das getan hätte. “Ich hatte nicht erwartet, Euch hier zu sehen.”
    “Nein, das kann ich mir vorstellen. Allerdings sind auch die Berater des Kaisers eingetroffen, und sie sprechen mit niemandem. Nicht einmal mit Lord Grammayre, den ihre Anwesenheit am meisten betrifft.” In seinem Lächeln lag eine Spur Bosheit. “Die sterblichen Rassen sind furchtbar offensichtlich und wenig geduldig. Die subtile Art der unsterblichen Politik liegt außerhalb ihres Verständnisses.”
    “Wenigstens haben wir genug Verstand, um tot zu bleiben, wenn wir es sind”, fuhr Kaylin ihn an.
    Teela erstarrte.
    Das war schlecht. Auch Lord Evarrim erstarrte, was noch schlechter war. Der Augenblick schien sich ewig hinzuziehen, wie in diesen Träumen, in denen man plötzlich vollkommen nackt in einem Raum voller eitler, böswilliger Adliger steht.
    Tiamaris kam ihr zu Hilfe, falls man es so nennen konnte. “Kaylin, Severn”, sagte er leise, “sosehr ich Lord Evarrim auch zu Diensten sein möchte, ich brauche euch beide,
jetzt
. Ich entschuldige mich beim Arkanum”, fügte er hinzu und verbeugte sich so tief vor Lord Evarrim, dass es sarkastisch gemeint sein musste, “aber die Berater des Kaisers werden nicht ewig warten, und jeder Versuch, sie von mir fernzuhalten, wäre jetzt, da sie von meiner Anwesenheit hier wissen, zu Eurem Nachteil.”
    Er legte einen in Bronze gefassten Arm um Kaylins Schultern, und auch wenn die Hand, die sich auf ihre Schulter legte, sanft aussah, war sie es nicht. Kaylin hatte das Gefühl, die Hand hätte am Gelenk abgetrennt werden können, und seine Finger hätten ihren Griff trotzdem nicht gelockert.
    “Seid vorsichtig, Lord Tiamaris”, sagte Lord Evarrim mit einem kalten Lächeln. “Es kann Eurer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, dass diese hier bereits ein Zeichen trägt.”
    “Natürlich ist es mir aufgefallen, Lord Evarrim. Nicht einmal Euch ist es verborgen geblieben.”
    Kaylin hätte schockiert reagiert, doch Marcus lachte bereits, und sie konnte dazu nicht noch etwas hinzufügen, ohne sich Lord Evarrims Missfallen zu verdienen. Falls sie das nicht schon durch ihre reine Existenz getan hatte. Während sie durch das Büro schritt und ihren Kollegen begegnete, die, wie sie jetzt merkte, wenigstens so nervös waren wie sie selber, schwor sie sich im Stillen, dass sie Tiamaris ewig dankbar für die Rettung sein würde. Severn ließ sich etwas Zeit, ihnen zu folgen, weil ihm kein Drachengriff den Weg wies.
    Alle Anwesenden im Büro waren Falken, und jeder von ihnen war irgendwann während ihrer Dienstzeit aktiv gewesen. Sie alle wollten Catti aus der Nähe betrachten, weil sie ü
berlebt
hatte, und sie sich fast alle sicher gewesen waren, dass sie das nicht würde.
    Heute konnte man stolz darauf sein, zu den Falken zu gehören.
    Aber es war ein schlechter Tag, Drache zu sein, und Kaylin fragte sich, wie es möglich war, dass die Ewigkeit manchmal so kurz sein konnte. Denn die Berater, von denen man so indirekt gesprochen hatte, waren keine Menschen. Sie waren keine Aerianer, keine Leontiner und auch keine Barrani.
    Blieben drei Rassen, von denen sie einer noch nie begegnet war, weil die ganze Rasse unter Platzangst litt, und die anderen beiden?
    Drachen. Und Tha’alani. Drei von Ersteren, eine von Letzteren, aber einer reichte aus, wenn er nicht tot war.
    Tiamaris lockerte seinen Griff, auch wenn sein Arm um

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