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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Sie wendete sich an Ybelline. “Du bist hier, um
ihn
zu lesen?”
    “Wenn es notwendig wird.” Ihre Antwort war jetzt kalt. “Ich glaube allerdings nicht, dass es so weit kommen wird.”
    “Diese Entscheidung liegt nicht bei Euch”, fuhr Lord Diarmat sie an. Kaylin konnte das Echo breiter Kiefer in seinen Worten hören. Sie fragte sich, welche Farbe er hatte.
    “Blau”, antwortete Ybelline. Aber sehr leise.
    “Tiamaris – sag es ihnen!”
    “Falls”, sagte Sanabalis, “du von weiteren Unterbrechungen absehen kannst, wird er genau das tun.”
    “Und wenn du es nicht kannst”, fügte Marcus dazu, “kommst du auf die andere Seite der Tür. Du bestimmst, in wie vielen Teilen.”
    “Wir haben den Wachturm in den Kolonien betreten. Es ist ein alter Wachturm”, fügte Tiamaris hinzu, “und in der Art der Alten graviert.”
    Kaylin hatte keine Symbole gesehen. Sie biss sich auf die Lippen. Im Grunde genommen hatte sie nicht einmal den Eingang gesehen.
    “Das Kind war bereits markiert, wie Ybelline gesehen hat. In der Kammer befanden sich dreizehn von ihnen.”
    “Es waren Priester?”
    “Sie trugen Umhänge”, antwortete Tiamaris. “Und Dolche, die ebenfalls in der alten Art verziert waren. Ich glaube, als man versucht hat, sie zu benutzen, sind die Dolche aktiv gewesen.”
    “Die Zeichen waren es”, fügte Kaylin hinzu.
    Marcus knurrte. Laut. Aber Sanabalis hob eine Hand und erlaubte Kaylin, ihre Kehle zu behalten, wenigstens solange die Drachen anwesend waren.
    “Was meinst du damit, Kaylin?”
    “Die Zeichen auf Cattis Armen und Beinen. Sie haben geleuchtet.”
    “Tiamaris?”
    Der Drachenfalke sah Kaylin an, und sie wusste, dass sie das Falsche gesagt hatte, auch wenn sie nicht wusste, was.
    “Sie war gezeichnet”, entgegnete er. “Aber während die Priester versucht haben, ihr Ritual zu vollenden, bin ich nicht in ihre Nähe gekommen.”
    “Todesmagie.”
    “Das ist sicher.”
    “Wie hast du das Mädchen gefunden, Tiamaris?”
    Der Drache hob seine inneren Augenlider. Seine Augen waren orange geworden. “Ich habe sie nicht gefunden. Das hat Kaylin Neya getan.”
    Sechs Drachenaugen, alle von ähnlicher Farbe, gaben ihr keinen Trost, als sie sich plötzlich alle auf sie richteten. Kaylin zuckte nicht zusammen, aber es kostete sie Mühe.
    “Wie?”
    Kaylin sah den Falkenlord an, und der Falkenlord nickte.
    “Ich – ein paar Tage, ehe sie entführt wurde – wurde ich zu den Findelhallen gerufen. Sie war gefallen. Schlimm gefallen. Ich musste sie heilen.”
    Sanabalis starrte sie an, und die orangefarbenen Augen waren in seinem freundlichen Gesicht irgendwie noch schlimmer, als die gleiche Farbe in den granitstarren Gesichtern der anderen Drachen. “Wie schwer verletzt war sie?”
    “Sie lag im Sterben.”
    “War sie bei Bewusstsein?”
    “Nein. Sie war kaum noch da.”
    “Sprich weiter.”
    “Ich habe sie gefunden”, sagte sie und versuchte, nicht zu defensiv zu klingen. “Und ich habe sie zurückgebracht. Ich habe ihre Verletzungen geheilt.”
    “So ist das. Tiamaris, davon steht nichts in deinem Bericht.”
    “Ich wusste bis heute selbst nichts davon, Lord Sanabalis.”
    “Nun gut. Es gab eine Verbindung zwischen dem Kind und Kaylin Neya. Du hast sie genutzt?”
    “Kaylin Neya hat das getan. Sie hat das Kind gefunden.” Er hielt inne, und dann starrte auch er Kaylin an.
    “Wir sind am Wachturm angekommen”, sagte sie schwach, “und durch die Wand eingedrungen.”
    Der Falkenlord schloss die Augen.
    “Und dort waren dann Barrani. Sie waren
alle
Barrani.”
    Die Drachen tauschten einen einzigen Blick aus, als wäre er ein Stück glühende Kohle. “Dreizehn ist eine hohe Zahl”, sagte Lord Emmerian schließlich. “Aber das allein rechtfertigt nicht die Maßnahmen, die ergriffen wurden.”
    Kaylin war noch nicht fertig. “Aber sie waren nicht –” Sie atmete tief durch. “Ich habe schon früher tote Barrani gesehen”, sagte sie leise zu ihnen und blickte wieder zum Falkenlord, um seine Erlaubnis zu erbitten. Seine Flügel streckten sich, und sein Gesicht hatte, wenn auch ausdruckslos, eine ungewöhnlich graue Farbe angenommen. “Und normalerweise fehlen ihnen Dinge wie, ich weiß nicht, ihre Köpfe. Oder ihre Herzen. Aber diese dort waren anders.”
    “Denk gut nach, Kaylin”, sagte Lord Sanabalis. Seine Stimme war sanft. Sanft war in diesem Fall nicht gut.
    “Sie waren tot”, sagte Kaylin zu ihm. “Sie waren alle – darauf würde ich mein eigenes Geld

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