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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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ausgestattet, die bronzene Rüstung war verschwunden.
    “Du solltest doch zum Palast gehen.”
    “Bin ich auch.”
    “Aber du –”
    “Kaylin.”
    Sie sah wieder den Falkenlord an.
    “Lord Tiamaris’ Geschäfte gehen nur ihn etwas an, und ich glaube, du hast heute genug gelernt, um zu verstehen, warum.”
    “Ja, Sir.”
    Sein linker Flügel zuckte. “Lord Tiamaris?”
    “Ich glaube, dass ihre Anwesenheit bei dieser Untersuchung notwendig ist.”
    “Offensichtlich, wenn Ihr sie abberufen habt, während sie suspendiert war.” Falls er verärgert darüber war, dann zu gleichen Teilen auch belustigt. Er konnte die Grenze ohne große Warnung und mit noch weniger Grund übertreten, also beschloss Kaylin, stumm zu bleiben. Er drehte sich zu einem Spiegel. “Archiv.”
    Der Spiegel leuchtete auf. Das Licht war ungewöhnlich, selbst für einen Spiegel, und nach einem Augenblick sprach der Falkenlord seinen Namen.
    Und dann sah sie Catti, von Männern in Umhängen umgeben. Aus Cattis Blickwinkel. Es war unmöglich für Kaylin, die Hände nicht an ihre Dolche zu legen, sie versuchte es nicht einmal.
    “Sind das die Männer, die du gesehen hast?”
    Sie nickte grimmig und betrachtete die Bilder.
    “Archiv”, sagte Lord Grammayre wieder. Die Szene zersprang und veränderte sich ganz plötzlich. Sie erkannte das Bild, das sich zusammenfügte, auch wenn es so vielleicht nie wieder aussehen würde: Es war Cattis Zimmer, aber es war nicht leer. Männer befanden sich darin, und auch sie trugen Umhänge.
    Die Wände begannen sich zu neigen. Catti schrie auf. Ein rotes Licht erfüllte den Raum.
    “Magie?”, fragte sie.
    “Ja”, antwortete Tiamaris, “Magie. Archiv, Halt.”
    Das Bild erstarrte. Die Ecken der Decke befanden sich im völlig falschen Winkel. Der Drache deutete auf etwas, und sie konnte sehen – wenn auch nur knapp –, dass einer der Eindringlinge etwas aus Kristall in der Hand hielt. Die Lichtquelle. “Weiter.” Sie war verschwunden.
    Sie fragte sich, wie viele nützliche Informationen sie daraus erhalten konnten. Catti wehrte sich wie wild. Die Gesichter ihrer Angreifer blitzten nur kurz auf der Oberfläche des Spiegels auf. Catti war ein Findelkind, und alle großen Träume beiseite, sie war kein Falke. Sie konnte nicht wie ein Falke sehen, sie konnte nicht erwarten, dass sie überlebte und alles, was sie sah, hinterher noch hilfreich sein konnte.
    Das Licht wurde heller. In der Ferne glaubte Kaylin, ein Knurren hören zu können. Marrin.
    “Die gleichen Männer?”, fragte sie leise.
    “Wahrscheinlich. Es sind weniger.”
    “Wenn sie versucht hätten, sie dort umzubringen –”
    “Der Zeitpunkt”, sagte Tiamaris, “war falsch. Sie hätten sie nur umbringen können, wenn sie sofort tot gewesen wäre.” Er trat auf den Spiegel zu und legte seine Handfläche dagegen. Wieder veränderte sich das Bild.
    “Kannst du sie hören?”
    Sie nickte. “Aber ich … verstehe nicht, was sie sagen.”
    “Nein. Es ist nicht Barrani.”
    Sie runzelte die Stirn. “Es klingt wie –”
    “Es ist, soweit ich weiß, ein toter Dialekt. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten. Wenn man die Sprache länger hört, versteht man wahrscheinlich die Hälfte von dem, was gesprochen wird.”
    Toter Dialekt von toten Barrani. Kaylin erschien das nur sinnvoll.
    “Warum dürfen wir nicht darüber sprechen?”
    Der Falkenlord und der Drache sahen sich an.
    “Es ist ja nicht so, als hätten wir noch nie mit Leichen gekämpft. Wir hatten schon Zusammenstöße mit ausgestoßenen Magiern, und es wäre nicht das erste Mal, das jemand die Toten für sich benutzt.”
    “Schienen sie dir wie gewöhnliche Leichen?”
    Da die gewöhnliche Leiche an sich normalerweise, egal was man sagte, auf einer Bahre lag und auf dem Weg zu ihrer Familie oder ins Krematorium war, musste Kaylin den Kopf schütteln.
    “Sahen sie tatsächlich tot aus?”
    “Bei Barrani ist das schwer zu sagen. Sie sind meistens perfekt. Warum sollte also eine Kleinigkeit wie der Tod ihnen dabei Probleme machen, den Rest von uns vergänglich und hässlich aussehen zu lassen.”
    Er lächelte.
    Tiamaris nicht. “Woher wusstest du, dass sie tot sind, Kaylin?”
    Sie dachte darüber eine Minute nach, vielleicht noch länger. “Sie waren langsam”, sagte sie schließlich.
    Tiamaris hob eine Augenbraue. Seine Augen allerdings waren golden.
    “Für Barrani waren sie langsam. Sie waren dreizehn. Ich habe das Gefühl, dich hätten auch fünfzig nicht aufgehalten

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