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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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brüllen, als die Schuppen begannen, sich von ihm zu lösen. Sah, wie die Schuppen von ihm abfielen, nur ein Glitzern in der Dunkelheit, ihr Gewicht ein schwerer Regen von der Art, die Docks und Stadthäfen, die wie eine sichere Zuflucht gewirkt hatten, als Illusion entlarvten. Sie lösten sich nicht auf, sie wurden nicht zu Asche, die selbst die leiseste Brise auflösen konnte. Sie trafen mit einem Scheppern auf die zerbrochenen Steine.
    Es fiel ihr kaum auf. Der Drache lag frei. Unter den schwarzen Schuppen lag etwas so Blasses, dass es vielleicht Haut war. Sie hob wieder ihre Hände.
    Zähne strichen über ihre Handflächen, kratzten über die Form und die Rundungen der breiten Zeichen. Fleisch riss von ihr ab, und Blut spritzte über die Schuppen, die gefallen waren. Ihr Blut. Der Schmerz war kurz und scharf, und ihre Finger zuckten, als wollten sie nachfolgen.
    Doch sie war über den Schmerz erhaben. Es hätte jemand ganz anderem geschehen können; es hätte in einem Traum geschehen können, durchzogen von schwarzem Nebel und Ferne. Sie zog ihre Hände nicht an sich, versuchte nicht, sie zu schützen, denn wer schließlich beschützte das Schwert, wenn es auf Stahl traf, auf eine ebenbürtige Waffe?
    Sie hörte den Drachen brüllen.
“Tötet die Kinder!”
    Und diese Worte ergaben einen Sinn, wie es ihre Erinnerung nicht getan hatte. Brachten Erinnerungen zurück, die älter waren als nur Minuten, brachten mit sich einen Schmerz und eine Angst, von der sie glaubte, sie im Turm des Falkenlords erlebt zu haben.
    Sie hatte sich geirrt. Würde sich immer irren. Die Zeit war gekommen, und
falls
sie sich schnell genug bewegte, wenn sie alles, was sie besaß, in die Worte legte, die sie jetzt zierten, dann konnte sie vielleicht
endlich
ihr Ziel erreichen und ihren Frieden finden.
    Sie konnte die Kinder retten. Sie konnte sie alle retten.
    Er wurde ihr Feind, ihr einziger Feind. Als wäre er die ganze Zeit Severn gewesen, als wäre er die Dunkelheit, die in ihren Händen lauerte, die das Unbegreifliche getan hatten.
    Sie sprang mit ausgestreckten Händen auf ihn zu, und sie schlug ihn mit der ganzen Kraft ihres geringen Gewichts. Zu einer anderen Zeit hätte es Tiamaris nicht einmal bewegt. Tiamaris wäre wie eine verdammte Mauer stehen geblieben.
    Aber dieser hier? Dieser Drache
kreischte
, und Schmerz verband sich mit Wut und löschte alle anderen Geräusche aus. Schuppen teilten sich, wieder und wieder, einige fielen und einige blieben kleben, abgetrennt, eine nutzlose Rüstung. Und da, als sie fielen, sah sie die Worte in ihm. Sah, wie sie es bei Nightshades Gabe getan hatte, Silben, genauso stark, genauso fein, genauso fremd. Sie versuchte nicht, sie auszusprechen, sie machte sie sich einfach zu eigen.
    Zog sie an sich, wie sie die Worte aus dem Siegel gezogen hatte, aus dem Mann aus blauem Feuer. Aß sie auf.
    Er schrie vor Wut auf, den Schmerz hatte er schon hinter sich gelassen.
    Und dann begann er zu schrumpfen, kleiner zu werden, zurückzufallen in die Fleischhülle, die die Drachen in Elantra trugen. Sie konnte die dunklen Blutstriemen auf seiner Brust sehen, auf seinen Armen, auf seinen Schultern und wie sie ihm aus den Mundwinkeln tropften.
    Nicht genug. Nie genug.
    In dunklen Wirbeln und Mahlströmen schleuderte sie Wellen von Feuer von sich, und er stand in ihrer Mitte, die eigenen Hände ausgestreckt, das Feuer, das aus ihnen kam, so dunkel wie ihr eigenes. Sie sprachen die gleiche grimmige, bittere Sprache in einer Stille, die nur von Schnauben, nur von schwerem Atem durchbrochen wurde.
    Um sie herum brannten Feuer, jetzt dunkel, das Rot vergessen. Sogar die blauen Herzen, die mit dem ersten Blut gekommen waren, verloschen langsam aus ihrem Blick. Das war es, was sie wollte. Nur das. Er musste leiden. Er musste sterben.
    Kaylin!
    Nicht hier. Sie hörte und fühlte den Ruck ihres Namens, und sie mühte sich, sein unerwartetes Gewicht abzuschütteln. Nicht hier, und nicht jetzt.
    Der Drache schrumpfte. Er hätte vielleicht gar kein Drache gewesen sein können; vielleicht war er … ein Mann. Nur das, ein Mann mit komischen Augen, die Schuppen eingezogen, die gebrochenen Flügel – und gebrochen waren sie jetzt – zurückgezogen in den Schutz der Schulterblätter und der Wirbelsäule. Sie merkte es kaum. Der Kampf der Sprache, die Schlacht um Gesprächsraum, war alles, was zählte. Stein schmolz unter ihren Füßen, sie konnte es fühlen, aber es brannte nicht. Stein schmolz unter seinen Füßen und

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