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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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bedeuteten, und Distanz es war, was er zwischen ihnen errichtete, wenn etwas Schlimmes bevorstand. Normalerweise ihr.
    “Kaylin, ich möchte von dir wissen, was in der Burg Nightshade passiert ist.”
    Sie nickte.
    “Du wirst in die Mitte des Kreises treten, ehe du antwortest, und dort stehen bleiben, bis ich fertig bin.”
    Sie verzog das Gesicht, mehr Widerstand bot sie allerdings nicht.
    Tiamaris überraschte sie. “Erlaubt ihr, zu sitzen”, sagte er ruhig. “Wenn sie gezwungen wird zu stehen, glaube ich nicht, dass sie die Befragung übersteht.”
    “Sie ist ein Falke”, sagte der Falkenlord kalt. Eine Warnung.
    “Sie ist ein Mensch”, antwortete der Drache.
    Der Falkenlord hob seine blassen Brauen nur ein kurzes Stück und blickte zu Kaylin. Nach einem Augenblick zuckten seine Flügel. Es war für Aerianer das Gleiche wie ein Schulterzucken.
    Sie trat in den Messingkreis vor, der in den Steinboden eingelassen war. Sie wusste, wozu er diente. “Nicht loslegen, ehe ich drin bin”, flüsterte sie.
    Falls er sie gehört hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Aber er wartete.
    Er ging auf sie zu und blieb dann stehen. Seine Füße berührten den Kreis, als er ihre Wange berührte. “Das ist ein Zeichen der Barrani”, sagte er.
    Sie sagte nichts.
    “Nightshade.” Das Wort klang wie ein Fluch. Nur kälter. “Warum?”
    “Er dachte, es würde mich schützen.”
    “Das bezweifle ich, Kaylin”, entgegnete der Falkenlord. “Das bezweifle ich sogar sehr. Tiamaris, kann man es entfernen?”
    “Es wird nicht leicht”, antwortete Tiamaris. “Und ohne die Erlaubnis des Lords, der das Zeichen bewirkt hat, überhaupt nicht. Nicht von einem Menschen.”
    Kaylin hörte das deutliche
der nicht sterben soll
, das er nicht aussprach.
    “Wie wahrscheinlich ist eine solche Erlaubnis?”
    “Meiner Meinung nach? Überhaupt nicht.”
    “Wie ich es mir dachte.”
    “Ich kann es wahrscheinlich abdecken”, bot sie an. Sie war darin mit den Jahren gut geworden. Blaue Augen und rote Striemen dienten nicht dazu, dass die Büromitarbeiter sich beschützt fühlten.
    Tiamaris schüttelte den Kopf. “Grammayre, habt Ihr der Gefreiten so wenig beigebracht?”
    “Ich habe sie gelehrt”, antwortete der Falkenlord hörbar verärgert, “was sie lernen wollte.” Er wendete sich an Kaylin. “Das Zeichen kann vor sterblichen Blicken versteckt werden. Die Aerianer werden es vielleicht nicht erkennen. Die meisten Menschen ebenfalls nicht. Aber die Leontiner können es riechen, und die Barrani? Du könntest dir die Wange abschneiden, und sie würden es immer noch wissen. Nicht”, fügte er hinzu, als wäre das nötig, “dass du das versuchst.”
    Er senkte seine Hand, trat jedoch nicht zurück, stattdessen hob er ihren Arm, der von der Schiene eingefasst wurde. Er sah sie an und berührte sie dann vorsichtig, und seine Finger glitten in einer Reihenfolge über die Edelsteine, wie ihre es getan hatten.
    Sie öffnete sich nicht. Es war eine andere Reihenfolge. Er runzelte die Stirn. Verließ den Kreis. Sie streckte ihre Hand aus ohne nachzudenken und packte seine Hände, sie war
so
müde. Seine Augenbrauen hoben sich kaum merklich, sie spürte die Zurechtweisung in seinem Gesichtausdruck und zwang sich, ihn loszulassen.
    Aber als er den Kreis verließ, wurde sein Gesichtsausdruck ein wenig weicher und erlaubte es, dass sich die kleinste Spur von Müdigkeit in ihm zeigte. “Ich vertraue darauf, dass du mir die Wahrheit sagst, so wie sie sich dir offenbart hat”, sagte er ruhig. “Aber ich vertraue dem Lord Nightshade nicht. Der Zauber ist keine Strafe.”
    Er hob seine Hände, und seine Flügel hoben sich mit ihnen, bis sie zur vollen Spannweite ausgebreitet waren. So wie jetzt fand sie den Falkenlord auf eine Art schön, auf die sie nur weniges jemals schön fand. Und er wusste es. Hatte es immer gewusst. Er zeigte so viel Gnade, wie er bereit war zu geben. Es hätte keinen Unterschied machen dürfen, aber das tat es.
    Er begann sie auszufragen, und sie antwortete, während sie seine Flügel anstarrte, besonders die langen Flugfedern.
    Sie berichtete ihm von den Langen Hallen. Sie berichtete vom Wald. Und dann, stockend, berichtete sie von dem Raum hinter den Bäumen. Der Kreis, der sie einschloss, leuchtete immer, wenn sie zu Ende gesprochen hatte, auf eine besondere Art golden auf.
    Aber als sie von der Säule aus blauen Flammen sprach, hob er eine Hand.
    “Kaylin”, sagte er leise, “bist du dir sicher?”
    Sie

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