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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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schwach, und sie wusste, dass sie nicht die Kraft hatte, es richtig zu schleudern. Fragte sich, ob das die Art des Koloniallords war, sie loszuwerden.
    Ihre Augen hatten sich bereits an das Mondlicht gewöhnt. Sie konnte den vierbeinigen Gang der Kreaturen erkennen, die in der Nacht die Straßen der Kolonien regierten. Es waren nicht viele, und das mussten es auch nicht sein. Wenn man Glück hatte, schaffte man es durch den Teil der Nacht, den man durchschreiten musste, ohne je eine von ihnen zu erblicken.
    Mit weniger Glück? Musste man sie immerhin nur einmal sehen.
    Sie hatte diese schrecklichen Wesen als Kind nie sehen müssen. Aber später?
    Später, mit Severn an ihrer Seite, hatte sie es getan. Die Erinnerung traf sie ganz plötzlich. Sie sah Severn, wie er jetzt war, und Severn von damals. Die sieben Jahre machten einen Unterschied. Die Waffe, die er trug, machte einen noch größeren.
    Mit ihrer Hand auf einem Dolch stand sie zwischen Tiamaris und Severn und wartete ab. Das leise Knurren der jagenden Wilden ließ ihre Haare fast aufrecht stehen. Auf jeden Fall machte es ihre Haut weniger glatt durch die Gänsehaut.
    Die Wilden waren nicht so dumm wie Hunde. Sie waren nicht so faul wie Katzen. Sie waren, soweit man das sagen konnte, überhaupt nicht wie Tiere. Aber was sie waren, wusste niemand genau. Nur tödlich. Sie spürte, wie die Anspannung ihren ganzen Körper aufrechter stehen ließ. Sie stemmte ihre Füße fest in den Boden.
    Als sie sich den Wilden das letzte Mal gestellt hatte, war sie an Tiamaris’ Stelle gewesen, und zwischen sie und Severn hatte sich ein Kind gekauert. Ein verlorenes Kind. Ein dummes Kind. Aber es war noch am Leben.
    Es gefiel ihr nicht, welche Parallelen ihre Erinnerung mit der Situation zog.
    Severn wartete, seine Kette eine bewegliche Mauer. Er atmete nicht einmal schwer. Er sprach ihren Namen ein einziges Mal, und sie antwortete mit einem kurzen Knurren. Das reichte.
    Die Wilden griffen an.
    Sie setzten gemeinsam zum Sprung an, die Kiefer weit aufgesperrt und stumm. Das Mondlicht schien keinen Schatten unter ihren Körpern zu werfen, doch es war dunkel genug, um überall Schatten zu sehen. Severns Kette verkürzte sich, als er sie plötzlich einzog, und verlängerte sich dann, als er losließ.
    Wildes Knurren wurde zu einem schmerzerfüllten Heulen, und eine abgetrennte Pranke flog an Kaylins Ohr vorbei.
    Tiamaris hatte keine vergleichbare Waffe. Er wartete ab.
    Der Wilde, der ihn angegriffen hatte, landete nur ein kurzes Stück vor ihm und knurrte bedrohlich. Tiamaris öffnete den Mund und
brüllte
.
    Das, dachte Kaylin und zuckte zusammen, würde die ganze verdammte Kolonie aufwecken. Aber sie beobachtete, wie der Wilde erstarrte, und sah dann erstaunt, wie er sich mit eingezogenem Schwanz umdrehte. Wie ein Hund. Hatte sie wirklich Angst vor diesen Kreaturen gehabt?
    Der, dem Severn gegenüberstand, verlor noch eine Pranke, und dann sein halbes Gesicht. Er brach zusammen.
    “Kaylin?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Komm”, sagte er leise. “Wo zwei von denen sind, sind wahrscheinlich noch mehr.”
    “Nicht heute Nacht”, widersprach Tiamaris leise. Er hob Kaylin wieder hoch, und begann sich zu bewegen.
    Sie überquerten die Brücke über den Ablayne im Mondlicht. Die Gesetzeshallen dräuten in der Ferne, wie Schattenlords. “Kaylin”, sagte Tiamaris leise, “der Falkenlord wird auf dich warten.”
    “In Ordnung”, sagte sie, das Gesicht an seine Brust gepresst. “Aber er sollte mir lieber Überstunden bezahlen.”
    Kaylin mochte schlafen – manchmal tat sie das wirklich – aber die Gesetzeshallen taten es nie. Die Besatzung änderte sich; die Wache änderte sich. Die Büros, die Leitung zwischen einem Labyrinth der Bürokratie und dem nächsten, standen allerdings leer. Dafür war sie dankbar. Severn hatte die Klinge seiner Waffe gereinigt und die Kette wieder um seine Hüfte geschlungen. Aber er wich nicht von ihrer Seite.
    Die Wachen am inneren Tor waren Aerianer. Clint war nicht dabei, aber sie erkannte die älteren Männer. Sie waren etwas spießiger als Clint, aber sie mochte sie trotzdem.
    “Holder”, sagte sie.
    Er hob eine Augenbraue. “Du bist
so
angezogen auf eine Razzia gegangen?”
    “Es war keine Razzia.”
    “Oh, noch besser. Sieh dir deine Wange an, sie –” Er runzelte die Stirn.
    “Sie hat aufgehört zu bluten”, bot sie ihm an, aber sie war selbst ruhig geworden. In den Kolonien war es ihr schon verstörend vorgekommen, ein Zeichen

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