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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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entfernenden Rücken nach. “Das war so was von unnötig!” Aber er war schon verschwunden. Sie sah sich die zerstörten Türangeln an und schüttelte den Kopf. “Städter”, sagte sie mit einer Grimasse.
    Severn lachte. “Ich dachte, du bist jetzt auch einer?”
    “Verpiss dich.”
    Severn trat an ihr vorbei und bahnte sich mit den Ellenbogen den Weg in den großen Eingangsbereich vor ihr. Sie bildete die Nachhut, weil ihr keine andere Wahl blieb, aber sie zog einen Dolch aus ihrem Gürtel und folgte ihm leise. In einem Gebäude dieses Alters war das verdammt schwierig. Die Bodenbretter waren eine Art Alarmanlage, sie knarrten mit jedem Schritt.
    Jeder, der hinter den geschlossenen Türen lebte, wusste, wenn jemand das Gebäude betrat, und sie würden sogar wissen, wie viele sie waren. Aber niemand – niemand, der klug genug war – würde eine Tür öffnen, um nachzusehen, wer sie waren – nicht, nachdem Tiamaris sich auf diese Art Einlass verschafft hatte.
    Sie gingen eine wackelige Treppe hinauf, die früher einmal prachtvoll gewirkt haben musste. Sie umrundete das Foyer unter einer aufgerissenen und vom Wasser geschädigten Decke, die sich über ihnen erstreckte. Einst, wusste sie, hatten reiche und mächtige Männer diesen Ort ihr Zuhause genannt. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie aus diesem Haus über den Fluss getrieben hatte – aber etwas hatte es getan. Sie hatten ihren Prunk zurückgelassen, und schließlich war dieser Prunk gealtert und verwittert, wie Blumen aus dem Treibhaus. Aber was sie gebaut hatten, stand noch, und war wenigstens nützlich für jene, die sich ihren Lebensunterhalt nicht verdienen konnten.
    Sie hatte früher einmal in so einem Gebäude gelebt.
    Severn legte einen Finger an die Lippen. Es nervte sie. Als würde sie auf einmal anfangen loszuplappern.
    Aber Tiamaris hatte den Treppenabsatz verlassen und war den Hauptkorridor hinuntergegangen, auf etwas zu, das einst entweder Schlafzimmer oder Gästezimmer gewesen waren. In den Herrenhäusern waren sie schwer zu unterscheiden, und ihre Erfahrung mit den Häusern der Mächtigen und Reichen am rechten Ufer des Ablayne war gering genug, um die zwei nicht auseinanderhalten zu können.
    Musste sie auch nicht. Sie würde keines von ihnen betreten. Am Ende des Korridors hatte sie die vier Barrani entdeckt, die Tiamaris gespürt hatte. Sie waren bewaffnet und trugen, was man in den Kolonien schon als elegante Kleidung bezeichnen konnte: Übermäntel mit einem Emblem, das zu Nightshade gehörte.
    Sie hatten ihre Schwerter bereits gezogen und erwarteten die Ankunft des Drachen in perfekter Stille.
    Kaylin hatte plötzlich das starke Bedürfnis, ganz woanders zu sein. Andererseits hatten Streit suchende Barrani immer diese Wirkung auf sie, auch wenn sie wusste, dass sie theoretisch auf der gleichen Seite waren. Es gelang ihr, das Bedürfnis zu unterdrücken. Sie ging ein wenig schneller, um Severn einzuholen.
    Tiamaris blieb zwanzig Fuß vom nächsten Barrani entfernt stehen. Er bedachte den Mann mit einer unerwarteten Verbeugung. Sie war kurz, fast schon knapp. Aber sie sagte viel aus. “Wir sind gesandt vom Lord der Falken, von den Hallen der Gesetze, um den Körper zu holen, den ihr bewacht.”
    Körper? Kaylin blickte auf den Boden. Sie konnte nichts sehen. Aber während sie starrte, spürte sie das Flackern von schwer fassbarer Magie. Sie hatten dem Jungen einen Tarnmantel verpasst. Das brauchte einiges an Talent. Sie fragte sich, ob es diese Magie war, die Tiamaris aus der Ferne gesehen hatte, bezweifelte es aber.
    “Die Lords der Gesetze haben hier kein Sagen”, antwortete einer der Barrani. Die Worte waren kalt, aber erstaunlich höflich. “Und wir sind von
unserem
Lord geschickt worden, um den gleichen Körper zu holen.”
    “Das wäre bedauerlich”, antwortete Tiamaris und trat vor. “Der Koloniallord von Nightshade hat uns die Erlaubnis erteilt, uns für die Dauer unserer Ermittlungen in seinem Bezirk frei zu bewegen.”
    “Zu diesem Zweck, das schon”, entgegnete der Barrani wieder, “aber zu keinem anderen. Seht ihn euch an, wenn ihr müsst, aber der Körper bleibt im Besitz des Koloniallords.” Kalte, aufgesetzte Sprache. Die Barrani in Höchstform.
    Der Fremde hob eine Hand und ließ sie wie eine Klinge fallen. Der Vorhang, der die Leiche verborgen hatte, fiel zur Seite.
    Kaylin schloss die Augen. Es war genauso sehr Instinkt wie das Ziehen ihrer Dolche. Aber es war eine Schwäche, die sie sich nicht

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