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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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irgendeine Art.”
    “Irgendwann muss er mal Glück gehabt haben.”
    “Wahrscheinlich. Entweder das, oder er ist unglaublich optimistisch.”
    “Er ist Barker”, sagte Kaylin und zuckte mit den Schultern. Sie zögerte und wurde langsamer.
    “Was ist?”, fragte Teela, drehte sich um und ging zurück.
    “Warum bist du für die Feiertage eingeteilt?”
    Teela zuckte mit den Schultern. “Strafpunkte, weil ich verkatert war?”
    “Ha. Wäre das ein Problem, hätte Eisenbeißer dafür gesorgt, dass in der Stadt ewige Feiertage herrschen. Du bist ein Senior. Du hast es wie lange – fünf Jahre? vermieden, Dienst zu schieben. Du
hasst
Feiertagsdienst.”
    “Noch ist es nicht so weit”, entgegnete die Barrani. Dann streckte sie die Hand aus und gab Kaylin einen Schlag auf den Hinterkopf. “Sei nicht so aufmerksam.”
    “Du hast darum gebeten, eingeteilt zu werden.”
    “Sehe ich wie ein Masochist aus?”
    “Nur wenn du mit Tain trinkst.” Kaylin setzte sich wieder in Bewegung. “Machst du dir Sorgen um mich?”
    “Ich verstehe einfach nicht, wie Menschen es schaffen, im Kaiserreich zu überleben. Wahrscheinlich nur, weil ihr euch wie die Kaninchen fortpflanzt”, entgegnete Teela. “Ihr seid alle so direkt, ihr könntet euch auch Zielscheiben auf die Stirn malen.”
    “Das ist Teil unseres Charmes.”
    “Ist es. Was nur heißt, dass ich wahrscheinlich zu viel Zeit in menschlicher Gesellschaft verbracht habe. Ich bin für den Hof kaum mehr geeignet.”
    “Dann ist es ja gut, dass du kein Teil davon bist.”
    Teela lachte. “Du hast die Feiertage noch nie mit Barrani verbracht, oder?”
    “Nein.”
    “Gut.”
    “Teela – das Zeichen verändert mich nicht.”
    “Noch nicht”, sagte Teela leise, “aber es
kann
. Es gibt ihm Macht über dich. Es ist – es ist, als würde ein Mensch seinen wahren Namen verraten. Namen haben Macht.”
    In dem Augenblick wollte Kaylin es Teela fast verraten. Dass sie den Namen des Koloniallords kannte. Sie wollte wissen, ob das ein Ausgleich war – aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, zu fragen. Sie war sich nicht sicher, warum.
    “Wenn du nicht stark genug bist – und nur sehr, sehr wenige Menschen sind es –, dann kann der Barranilord dich auf alle möglichen Arten benutzen. Er kann durch deine Augen sehen, durch deine Ohren hören. Aber … da ist noch mehr.”
    “Danke. Das reicht schon.” Aber es reichte nicht. “Könntest du das auch?”
    “Dich zeichnen?”
    “Irgendwen zeichnen.”
    “Du bist wirklich zu aufmerksam. Und du hast eine große Klappe.” Teela zuckte mit den Schultern. “Ich hab es nie versucht.” Näher daran, zuzugeben, dass sie es nicht konnten, würde kein Barrani je kommen. Schließlich mussten sie an ihre Arroganz denken. “Besitztum heißt bei den Barrani etwas anderes. Vergiss das nicht.”
    Mit dem Zeichen auf ihrer Wange hielt Kaylin das für unwahrscheinlich.
    Teela blieb vor einem sehr großen, sehr praktischen dreistöckigen Gebäude stehen. Es war so reich verziert, dass es für Kaylin schon hässlich war. Wasserspeier und andere Steinmetzarbeiten bedeckten jede steinerne Oberfläche, die sonst glatt gewesen wäre. Gold, von Magie vor Dieben geschützt, die Stunden damit zubringen würden, es anzukratzen – als ob – war ebenfalls reichlich verwendet worden, besonders auf der Oberfläche der riesigen Schilder, die den Namen der Einrichtung verkündeten, und die besonderen Umstände, unter denen die niederen Gesellschaftsschichten um Mitgliedschaft ersuchen durften.
    Kaylin mochte die Vereinigung der Kaufleute aus Prinzip nicht.
    Die Kaufleute verbrachten ihre Tage auf der anderen Seite der schwer bewachten Türen, und nur für den Fall, dass ankommende Besucher eine Bedrohung darstellten, errichteten sie noch magische Glaspforten zwischen sich und der Außenwelt. Sie hatten ihren Papierkram außerdem so hoch gestapelt, dass es ein Wunder war, dass man überhaupt etwas vom Fußboden erkennen konnte.
    Doch die Fußböden glänzten wie immer.
    Die Vereinigung der Kaufleute beschäftigte ihre eigenen Wachen, und die hielten sich für etwas Besseres als die anderen Wachen, die des Hochadels ausgenommen. Und dazu gehörten die Falken auf keinen Fall. Sie verzogen deshalb das Gesicht, als sie – ein kleines Stück – zur Seite traten, um die Falken einzulassen. Sie waren hochmütig, aber sie waren nicht dumm.
    Kaylin zweifelte allerdings an ihrer Überlegenheit. Als sie noch jünger gewesen war, hatte sie die Wachen

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