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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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für ihre Überheblichkeit gehasst, jetzt waren sie nur ein weiterer Teil der Vereinigung, und von daher gut für den Job geeignet. Sie wurden gut bezahlt – aber wenn man etwas bewachte, das Loyalität weder weckte noch verdiente, musste man das wahrscheinlich werden.
    Das Erdgeschoss war fast ganz von den Pforten eingenommen, aber es gab auch Türen – ebenfalls bewacht – die zu den Büros und in die obere Galerie führten. Selbstverständlich hatten die Kaufleute ihren eigenen Speisesaal, und ihre eigenen Köche. Sie hatten auch ihre eigenen Magier eingestellt. Sie waren wie eine eigene kleine Kolonie.
    Aber auf ihre Art unterstanden sie ebenfalls den Lords der Gesetze und dem Kaiser. Sie zahlten – wie sie oft und lange beklagten – ihre Steuern. Die theoretisch
Kaylins
Lohn zahlten. Sie versuchte, daran zu denken, als sie den Boden betrat.
    Teela fasste sie an der Schulter, und Kaylin blieb stehen. Sie hörte fast sofort auf, sich zu bewegen. Die Barrani warnten normalerweise nicht laut, so auf sich aufmerksam zu machen war oft unter ihrer Würde. Aber wenn sie dich berührten, wenn sie dir irgendein Zeichen gaben, dann solltest du besser aufpassen.
    “Was?”, flüsterte Kaylin. Nur eine Barrani konnte das Geräusch im allgemeinen Brummen der Halle ausmachen.
    “Ich glaube, wir kommen besser später wieder”, antwortete Teela. Ihre Lippen waren nur ein kurzes Stück von Kaylins linkem Ohr entfernt.
    “Was ist los?”
    “Nichts. Dreh dich einfach um – jetzt – und geh zurück zur Tür. Neben mir.”
    Kaylin runzelte die Stirn. Aber sie kannte Teela so lange, wie sie als Falke lebte, und sie gehorchte ihr instinktiv.
    Sie hatten den halben Weg hinter sich, als sie die Stimme hörte, von der sie
wusste
, dass Teela sie vermeiden wollte. Es war eine schöne, tiefe Stimme, viel zu perfekt für einen Menschen, und sie sprach perfektes Barrani. Hochbarrani.
    “Ach, komm, Anteela. Bleibt Ihr nicht einen Augenblick stehen, um die Grüße Eurer Art zu entbieten oder zu empfangen?”
    Teela fluchte. Auf Elantranisch. Ihre Hand schloss sich fester um ihre Keule, aber ihr Gesicht fügte sich in jene distanzierte Perfektion, die Kaylin immer so aus dem Konzept brachte. Die Barrani-Falkin drückte ihre Schultern durch und richtete sich zu voller Größe auf, ehe sie sich umdrehte. Dass sie sich dabei zwischen Kaylin und den Neuankömmling stellte, entging Kaylin nicht. Sie verhielt sich absolut ruhig.
    Oder so ruhig, wie sie konnte, im Vergleich mit einer wachsamen Barrani.
    “Lord Evarrim”, sagte Teela in behutsam betontem Hochbarrani. Kaylin konnte ihren Rücken sehen, und nur ihren Rücken – aber ihre Haltung war
perfekt
. “Ich stehe im Augenblick im Dienst der Gesetzeslords und kann nicht selbst über meine Zeit verfügen.”
    “Die Lords der Gesetze sind sterblich”, entgegnete Lord Evarrim. Seine Stimme kam näher. Er musste sehr wichtig sein, dachte Kaylin, denn um sie herum waren das Geplauder und die erhitzten Verhandlungen dabei zu verstummen. “Aber selbst die Sterblichen sind nicht ganz ohne Verständnis für unsere Umgangsformen. Es ist viele Jahre her, Cousine. Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen, als ich heute Morgen aufgebrochen bin.”
    “Ich ebenso wenig”, entgegnete Teela. “Und hätte ich, ich hätte mir mit Sicherheit Erlaubnis geholt, zu bleiben, wo ich bin. Aber Ihr versteht das Gewicht eines freiwillig geleisteten Schwurs, Lord Evarrim.”
    “Das tue ich, und ich habe mich immer darüber gewundert, wie Ihr ihn so nachlässig denen leisten konntet, die ihn niemals zu schätzen wissen werden.” Jetzt konnte sie seine Schritte hören. “Aber kommt … es hat keinen Kampf in den Hallen der Vereinigung gegeben, und auch kein Diebstahl wurde vermeldet. Eure Geschäfte hier können wohl kaum so dringlich sein, dass sie Euch dazu zwingen, Eure Art zu beleidigen?”
    Teela dachte stumm über seine Worte nach.
    Jedenfalls nahm Kaylin das an, bis die Keule sich bewegte. Sie bewegte sich schnell, Teela gab nicht die geringste Warnung. Aber sie bewegte sich, um ihm den Weg zu versperren.
    Dann trat er in ihr Blickfeld, vorsichtig, und sein Gesicht so neutral wie es Teelas bestimmt auch war. Kaylin sah ihn und verlor fast ihre Stimme: Er sah genau wie Nightshade aus.
    Nein, dachte sie, sei nicht dumm. Sie sehen für Menschen alle gleich aus. Aber das taten sie eben nicht mehr. Tain, Teela, die anderen Barrani waren ihr so vertraut geworden, dass sie die Einzelnen

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