Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
aussahen – überall hatten sie Metall durch die Haut gebohrt und die Haare zu den absurdesten Frisuren geformt -, aber im Grunde ganz harmlos waren. Daher zuckte er jetzt erschrocken zusammen, als er sah, wie eine der Gestalten schnell in Richtung des hellen Flecks ging – und kurz darauf ein hohes, schmerzerfülltes Quietschen zu hören war.
Da trat jemand nach seinem Hund! Das würde er auf keinen Fall zulassen - und ohne weiter auf die Kälte zu achten marschierte der alte Mann quer über die Wiese, direkt auf die beiden Gestalten zu.
*
Grace Foss blickte angsterfüllt aus dem Fenster der kleinen Wohnung. Sie konnte unter sich den dunklen Park erkennen, aber ihr Mann Aaron war nirgends zu sehen.
Wie in der vergangenen Stunde wohl schon hundert Mal, schaute sie erneut auf die große Uhr an der Wand gegenüber des Fensters. Noch zwei Minuten, dann wäre es genau eineinhalb Stunden her, seit Aaron mit dem Hund hinausgegangen war. Und dann war der Zeitpunkt gekommen, den sie selbst festgelegt hatte, als sie vor einer Stunde angefangen hatte, unruhig zu werden.
Üblicherweise brauchten die beiden höchstens eine viertel Stunde für den abendlichen Spaziergang. In letzter Zeit manchmal auch ein wenig länger, denn Fluffy war nicht mehr der Jüngste. Doch mehr als eine halbe Stunde waren sie noch nie weggeblieben. Da Grace jedoch nicht unnötig die Polizei alarmieren wollte, hatte sie sich selbst eine Frist von einer Stunde gesetzt, ehe sie zum Hörer greifen würde. Und in dieser vergangenen Stunde hatte sie mit zunehmender Sorge gehofft, dass sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheiten und Aaron und der kleine Terrier wohlbehalten in die Wohnung zurückkehren würden.
Doch niemand war gekommen.
Grace sah ein letztes Mal auf die Uhr, dann auf den noch immer menschenleeren Park draußen vor dem Fenster. Sie holte tief Luft, spürte den dicken Kloß im Hals und hoffte, dass sie überhaupt sprechen konnte, wenn sie jetzt bei der Polizeistation anrief...
*
Edward Skeffington war erschüttert.
Nicht über den Anblick der Leiche, die vor ihm halb unter dem Gebüsch lag und von den Scheinwerfern der Spurensicherung angestrahlt wurde - sicher, dieses Bild war schrecklich genug, auch die Haut dieses Mannes war von oben bis unten zerfetzt worden –, sondern über die Tatsache, dass gerade mal ein Tag vergangen war bis zum nächsten Mord.
Der Täter beschleunigte seinen Rhythmus, jetzt tötete er schon jede Nacht. Und sie hatten noch immer keine brauchbaren Spuren...
Edwards Kieferknochen mahlten, als er den Bereich, den die Spurensicherung abgesperrt hatte, verließ und zu den beiden alten Herrschaften ging, die sich etwas abseits neben einem der Polizeiautos aufhielten. Ein kleiner, weißer Hund saß daneben und blickte aufmerksam auf die Lichter vor ihm. Die Frau hatte die Polizei alarmiert, als ihr Mann vom Spaziergang mit dem Hund nicht zurückgekommen war - und den Mann hatte die Polizei dann kurz darauf gefunden, wie er völlig desorientiert neben dem Gebüsch mit der Leiche stand und stumm in die Dunkelheit starrte.
Er war zwar körperlich unversehrt, aber trotzdem zuerst nicht ansprechbar gewesen. Jetzt saß er auf einem Stuhl und schien sich etwas erholt zu haben, sein Blick wirkte jedoch noch immer ein wenig verwirrt.
Edward unterdrückte ein Seufzen. Die Möglichkeit, dass es sich bei dem alten Mann um den Täter handeln könnte, hatten sie sogleich verworfen. Dafür gab es nicht die geringsten Indizien, zudem hatte der Mann nicht einen Tropfen Blut an der Kleidung. Edward hatte allerdings gehofft, in ihm einen brauchbaren Zeugen zu haben - aber wenn er jetzt in die Augen des Mannes sah, dann bezweifelte er auch das.
Er hielt ihm die Hand zur Begrüßung hin und der Mann ergriff sie nach kurzem Zögern.
„Edward Skeffington, New Scotland Yard“, stellte er sich vor.
Der alte Mann nickte.
„Aaron Foss, Rentner“, erwiderte er und langsam kehrte ein wenig Leben in sein Gesicht zurück. Er deutete auf die Frau, die hinter ihm stand und beide Hände fürsorglich auf seine Schultern gelegt hatte.
„Und das ist Grace, meine Frau. Sie hat bei Ihnen angerufen – und mir damit wahrscheinlich das Leben gerettet.“ Er legte seine Hand auf eine der Hände seiner Frau und drückte sie zärtlich. Grace Foss lächelte liebevoll den Hinterkopf ihres Mannes an.
Edward horchte auf.
„Ihnen das Leben gerettet?“, hakte er nach. „War der Täter denn noch hier, als Sie die Leiche fanden?“
Der alte
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