Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
sie ihre innere Entschlossenheit jedoch. Sollte sie Lucas wirklich so sehr hinterherlaufen? Hatte sie denn überhaupt irgendein Recht dazu, von ihm eine Erklärung zu verlangen? Schließlich waren sie noch kein Paar - auch wenn es in ihren Augen nicht mehr lange gedauert hätte, bis es so weit gekommen wäre. Aber vielleicht hatte Lucas das ganz anders wahrgenommen und würde sie nur auslachen? Dann würde sie sich dumm und gedemütigt vorkommen.
Als sie die Straße, in der sich die Wohnung der drei Jungs befand, erreichte, war es gerade dunkel geworden. Inzwischen hatte sie auch ihr gesamter Mut verlassen - und anstatt ausdauernd an der Tür zu klopfen, stellte sie sich gegenüber des Hauses in eine Durchfahrt und überlegte, was sie nun tatsächlich tun sollte.
Die Ereignisse nahmen ihr diese Entscheidung ab. Noch ehe sie zu einem Ergebnis gekommen war, öffnete sich die Tür gegenüber und zwei Gestalten traten auf die Straße. Sophie wollte ihren Augen kaum trauen, als sie eine davon erkannte: Lucas!
Erschrocken zog sie sich noch etwas weiter in die dunkle Einfahrt zurück und starrte entsetzt auf die Frau neben ihm. Sie war bildschön - und halbnackt. Bei dem, was sie trug, dachte Sophie an die Fotos in einem Dessous-Katalog, aber nicht an eine angemessene Winterkleidung.
Tränen schossen ihr in die Augen als sie sah, wie dieses Flittchen ihre Hand besitzergreifend in Lucas‘ Nacken legte. Und der Idiot lief wie ein folgsames Hündchen dicht neben ihr her und warf nicht einen Blick nach rechts oder links.
Sophie konnte ihr Schluchzen gerade noch so lange zurückhalten, bis Lucas und die Frau in einer Seitenstraße verschwunden waren. Dann brach sie zusammen, rutschte weinend mit dem Rücken die Hauswand hinunter in die Hocke, schlug die Hände vor das Gesicht und ließ den Tränen über ihren Kummer und ihre Verletztheit freien Lauf.
Von wegen Drogen! Es war viel einfacher: Lucas hatte eine andere Frau!
*
Aaron Foss zog seine knochigen Schultern hoch und wickelte sich fester in seinen alten, an vielen Stellen abgetragenen, aber immer noch recht gut wärmenden Wintermantel. Er und Grace mussten von seiner kleinen Rente leben, da blieb kein Geld übrig für überflüssigen Firlefanz wie zum Beispiel neue Kleidung.
„Fluffy, komm!“, rief er in die Dunkelheit, doch der kleine Terrier ließ sich nicht blicken. Seufzend ging Aaron ein paar Schritte weiter an der Wiesenfläche entlang. Genau wie er, so war auch Fluffy seit geraumer Zeit im Rentenalter. Mit seinen vierzehn Jahren hatte der Hund seine Besitzer – in Hundejahren gerechnet – sogar schon um einige Jahre überholt. Und im Alter dauerte alles nun einmal etwas länger.
Trotzdem wünschte Aaron, der Hund würde sich ein klein wenig beeilen. Er sehnte sich danach, zu Grace in die einfache, aber gemütliche Wohnung zurückzukehren und den Abend mit einem – medizinisch dosierten – Glas Whisky und einer unterhaltsamen Fernsehsendung ausklingen zu lassen. Er war zufrieden mit sich und der Welt. Sie hatten nicht viel, aber sie hatten einander - und genug zum Essen. Mehr brauchten sie nicht für ihr kleines, persönliches Glück.
Wenn Aaron mit Fluffy spazieren ging, dann hatte er viel Zeit zum Nachdenken. Und er hatte sich schon oft gefragt, warum die Menschen heutzutage ihr Glück immer vom Geld abhängig machten. Liebe konnte man nicht kaufen, jedenfalls keine ehrliche. Immer, wenn er an diesem Punkt seiner Grübeleien angekommen war, durchströmte ihn ein warmes Gefühl der Freude. Er und Grace waren seit 54 Jahren verheiratet – und seither hatte er nie wieder irgendetwas vermisst. Er wünschte, viele Menschen würden so eine wunderschöne Zweisamkeit genießen können. Doch er wusste, dass dem nicht so war – und er bedauerte die anderen zutiefst.
Er holte tief Luft und lächelte in die Nacht. Dann sah er angestrengt in die Dunkelheit. Dort, kaum sichtbar am anderen Ende der Wiese, war da nicht ein kleiner, heller Fleck?
„Fluffy, bei Fuß!“, rief er, diesmal etwas energischer. Selbst dieser Methusalem unter den Hunden sollte nun wirklich langsam sein Geschäft verrichtet haben! Aaron kniff seine Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen. Er war sich immer sicherer, dass der kleine Terrier dort vorne herumstöberte. Und er glaubte, auch zwei Gestalten zu erkennen. Sicherlich wieder ein paar dieser Jugendlichen, die sich nachts gerne hier herumtrieben.
Aaron hatte die Erfahrung gemacht, dass diese Jungs zwar oft angsterregend
Weitere Kostenlose Bücher