Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
zurück und hob entschuldigend die Schultern.
„Du musst verzeihen“, sagte er, „Ich spreche so gut wie nie mit jemandem darüber und bin daher ein wenig ungeübt.“
Keevas Blick wurde weich und sie lächelte schief.
„Das kenne ich gut“, sagte sie und seufzte.
„Du?“, erwiderte er erstaunt. „Du bist in einer der berühmtesten Dämonenjägerfamilien überhaupt aufgewachsen, dein Vater und dein Großvater sind in der Szene weithin bekannt.“
Es war überflüssig hinzuzufügen, was er damit sagen wollte: Wenn es überhaupt einen Menschen gab, der ständig über dämonische Themen reden konnte, dann doch wohl Keeva McCullen.
Sie hob eine Augenbraue, wandte den Blick ab und betrachtete das Bierglas vor sich.
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist“, sagte sie in leicht sarkastischem Tonfall. „Ich bin eine Frau.“
Sie hob ihren Kopf und ihre hellgrauen Augen bohrten sich in die seinen.
Plötzlich schwitzte er.
„Äh, natürlich ist mir das aufgefallen“, stotterte Shane, fing sich aber sogleich wieder. „Aber du bist doch offensichtlich trotzdem zu einer Dämonenjägerin ausgebildet worden.“
Jetzt zuckte sie mit den Schultern.
„Ja, von meinem Großvater, ohne das Wissen meines Vaters...“
Sie unterbrach sich und sah ihn prüfend an.
„Kannst du dich noch erinnern, was ich dir vorhin erzählt habe? Was vor zehn Jahren passiert ist?“, fragte sie dann.
Shane nickte.
„Ja. Dein Vater hat das letzte Dämonenportal in London geschlossen. Der Erzdämon war damals nicht besonders erfreut darüber – und bei dem Kampf sind deine Mutter und dein Bruder... gestorben“, fügte er mit leiser Stimme hinzu.
Er hoffte, dass Keeva sein kurzes Zögern nicht bemerkt hatte. Er wollte vorerst lieber noch nicht darüber reden, dass es diesbezüglich gewisse Gerüchte gab. Gerüchte, die besagten, dass der Sohn von Liam McCullen überhaupt nicht tot war, sondern sich in der Gewalt des Erzdämons befinden sollte. Und dass Keevas Vater sich nur aus einem Grund so vollständig aus dem Dämonenjägergeschäft zurückgezogen hatte: weil er erpresst wurde.
Als er Keevas Gesicht betrachtete, war er froh, sich für Stillschweigen entschieden zu haben. Sie schien von diesem Gerede nicht das Geringste zu ahnen, denn es war ihr deutlich anzusehen, dass sie noch immer über den Verlust in ihrer Familie trauerte. Shane hatte Mitleid mit ihr. Falls sie einmal offen über dieses Thema sprechen sollten, so würde er behutsam vorgehen müssen, um sie nicht völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Denn falls an diesen Behauptungen tatsächlich etwas wahr sein sollte, nun, so hatte Keeva über die Hälfte ihres Lebens mit einer Lüge gelebt...
Die junge Frau nahm einen großen Schluck von ihrem Bier.
„Na ja, jedenfalls glaubt mein Großvater seither, dass meine Mutter noch leben könnte, wenn sie besser ausgebildet gewesen wäre. Und daher hat er mich heimlich trainiert, gegen die Regeln der Dämonenjägerzunft. Und weil Vater auf gar keinen Fall davon etwas erfahren darf, wird bei mir zuhause dementsprechend zurückhaltend über solche Themen gesprochen. Daher bin ich ja so froh, dass ich dich gefunden habe.“
Sie sah ihn treuherzig an. Bierschaum schimmerte auf ihrer Oberlippe und sie wirkte ein klein bisschen betrunken. Shane fand, dass sie ganz schön niedlich aussah. Er konnte gar nicht mehr verstehen, warum er ihr eigentlich so lange aus dem Weg gegangen war.
„Aber bleiben wir doch bei dir“, sagte sie – und ihre Stimme klang jetzt wieder etwas fester. „Hast du irgendwelche der Fähigkeiten deines Großvaters geerbt? Immerhin bist du zu einem Viertel ein Gestaltwandler.“
Shane verzog das Gesicht.
„Nun ja“, begann er zögerlich. „Ich habe schon ein paar nützliche Eigenschaften mitbekommen.“
Keeva beugte sich gespannt nach vorne.
„Erzähl!“, forderte sie ihn auf.
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich kann zum Beispiel beliebig auf Nachtsicht umschalten, also bei Bedarf im Dunkeln genauso gut sehen wie ein Dämon“, sagte er.
„Cool, dann brauchst du ja nie diese blöden Tränke“, erwiderte Keeva begeistert.
„Ja, das schon“, sagte er. Er zögerte erneut. „Das Problem ist nur, dass diese Fähigkeiten bei mir nicht hundertprozentig ausgebildet sind. Oder anders ausgedrückt: sie sind mitunter gekoppelt an andere körperliche Veränderungen. Und manche davon habe ich überhaupt nicht unter Kontrolle.“
„Was denn zum Beispiel?“, fragte Keeva neugierig.
Shane
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