Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
seine Kenntnisse.“
Robert Paddock konnte die Freude seiner Enkeltochter nicht so ganz teilen, im Gegenteil: er spürte eine leise Besorgnis in sich aufsteigen. Keeva schien von diesem jungen Mann ja absolut hingerissen und vollkommen von seiner Integrität überzeugt zu sein. Als ihr Großvater und Vertrauter wusste er, dass sie sich schon seit langem nach einem gleichgesinnten Freund sehnte. Aber hoffentlich hatte sie durch ihre Hochstimmung darüber, diesen endlich gefunden zu haben, nicht auch ihre Urteilsfähigkeit verloren.
Andererseits freute er sich darüber, seine Enkeltochter endlich einmal wieder so ausgelassen und fröhlich zu erleben. Wenn dieser Shane für Keevas Stimmungsumschwung verantwortlich war, dann hatte er auf jeden Fall eine Chance verdient.
Daher beschloss Robert Paddock, der Menschenkenntnis seiner Enkeltochter vorerst zu vertrauen. Unabhängig davon würde er aber trotzdem in nächster Zeit ein wenig aufmerksamer auf ihre Aktivitäten achten. Wenn dieser Vierteldämon ihr irgendwie Schaden zufügen würde – dann gnade ihm Gott!
„Erzähl mir mehr über ihn“, forderte er Keeva auf, doch die sah ihn nur mit müden Augen an. Die Wärme im Wohnzimmer hatte offensichtlich ihre Wirkung getan, das junge Mädchen gähnte herzhaft. Er musste lächeln. Sie sah aus, als würde sie gleich im Sitzen einschlafen.
„Ein andermal, in Ordnung?“, murmelte sie.
Er widerstand dem Impuls, ihr über die Haare zu streicheln und nickte nur.
„In Ordnung“, sagte er leise. „Und jetzt ab ins Bett mit dir! Du bist mittlerweile zu groß, als dass ich dich noch nach oben tragen könnte, wenn du hier vom Schlaf übermannt wirst.“
*
Der Wachmann ging seine übliche Runde. Die Tore des Friedhofes waren gerade geöffnet worden, und heute rechneten sie – weil Sonntag war – mit einer großen Anzahl an Besuchern.
Es gehörte mit zu seinen Aufgabe, gleich nach dem Öffnen des Geländes überall nach dem Rechten zu sehen. In den letzten Jahren hatte es immer wieder Einbrüche auf dem Friedhofsgelände gegeben. Manche – meist sehr junge – Spinner fühlten sich anscheinend von der unheimlichen Umgebung angezogen. Sie kletterten nachts über die Absperrung und führten hier absonderliche Rituale durch, bei denen Kerzen und Räucherstäbchen angezündet und - wie sollte es auch anders sein - Unmengen von Alkohol getrunken wurden.
Ab und zu malten diese Wirrköpfe zudem noch mystische Symbole mit Kreide auf die Grabsteine. Darüber ärgerte sich der Wachmann immer am meisten. Nicht genug, dass er am nächsten Tag die heruntergebrannten Kerzen, die leeren, manchmal sogar zerschlagenen Flaschen und allen möglichen anderen Unrat zusammensammeln musste - nein, er war dann auch noch gezwungen, mühsam die Kreidezeichnungen von den Steinen zu waschen, ehe die Besucher des Friedhofes sie zu Gesicht bekamen und womöglich das Gefühl hatten, die Ehre der hier Bestatteten wäre besudelt worden.
Zwei Mal hatten die nächtlichen Unruhestifter die Grabsteine sogar mit Spraydosen verschandelt. Das war besonders arg gewesen, und sein Vorgesetzter hatte in diesen Fällen auch um die Hilfe der Polizei gebeten – es war mit beträchtlichem finanziellen Aufwand verbunden gewesen, die Steine wieder zu reinigen. Doch selbst die Polizei hatte niemanden ausfindig machen können, der für diese Sauerei verantwortlich war.
Es hatte jedoch den Anschein, als seien diese nächtlichen Rituale bei den jungen Leuten so langsam wieder aus der Mode gekommen. Seit vielen Monaten hatte der Wachmann jedenfalls keine derartigen Spuren mehr gefunden und er hoffte, dass es auch dabei bleiben würde.
Daher wurde er sofort unruhig, als er bemerkte, dass die Tür der verfallenen Kapelle im hinteren Teil des Friedhofes weiter geöffnet war als üblich. Hoffentlich hatten in dem alten Gemäuer nicht schon wieder diese ausgeflippten Idioten gewütet!
Zielstrebig marschierte er zu der kleinen Kirche und blickte mit besorgtem Gesichtsausdruck hinein. Erleichtert stellte er fest, dass alles sauber zu sein schien. Das Innere des Gebäudes war zwar teilweise von Pflanzen überwuchert, aber er sah weder abgebrannte Kerzen noch weggeworfene Flaschen - und glücklicherweise auch keine mystischen Symbole auf den Wänden.
Gut! Der Wachmann nickte beruhigt und wollte sich gerade wieder abwenden, als er im hinteren Bereich - dort, wo das Dach noch halbwegs intakt war - etwas hell schimmern sah. Neugierig trat er über die halb zerborstene
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