Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
Lebens in unbeleuchteten Höhlen und Gängen unter der Erde verbrachten.
Shane versuchte möglichst genau zu erraten, welche Route Keeva jetzt wohl zu nehmen beabsichtigte. Dann schätzte er ihre Geschwindigkeit, überschlug alle Informationen im Kopf... und rannte los, so schnell er nur konnte. Er flog fast durch das dunkle Gehölz, und hätte Keeva nicht Nerven aus Stahl, so wäre sie vor Schreck wahrscheinlich tot umgefallen, als er schließlich mit hoher Geschwindigkeit rechts neben ihr aus dem Wäldchen brach und sie in einem letzten, weiten Sprung mit voller Wucht zu Fall brachte.
Sie stieß einen erstickten Schmerzenslaut auf, als er unsanft auf ihr landete, doch seine Hand umschloss sofort ihren Mund.
Ihre Augen waren vor Fassungslosigkeit und Verblüffung geweitet, doch es war keine Angst in ihnen und sie wehrte sich auch nicht, sondern zog nur fragend die Augenbrauen hoch.
Sie vertraut mir bereits, ging Shane durch den Kopf, und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Plötzlich war er sich sicher, dass er alles tun würde, um sie zu beschützen. Immer!
„Hör mir bitte genau zu“, sagte er so eindringlich, wie er nur konnte. „Das ist kein Scherz, glaube mir! Ich habe Spuren von Ghulen gefunden, und zwar sehr viele. Deutlich mehr, als hier eigentlich sein dürften. Irgendetwas stimmt hier nicht.“
Sie schloss kurz die Augen, und als sie sie wieder öffnete, lag ein Ausdruck wilder Entschlossenheit in ihrem Blick. Shane nahm die Hand von ihrem Mund und sie sog leise die Luft ein.
„Was sollen wir tun?“, flüsterte sie, sofort hochkonzentriert.
Er rutschte vorsichtig von ihrem Körper, so dass sie nebeneinander zu liegen kamen, und wollte sich gerade ein wenig aufrichten, um ihre Position genau in Augenschein zu nehmen, als er unter sich eine leichte Erschütterung spürte.
Schockiert sah er auf den Boden und wischte mit einer schnellen Handbewegung die Erde, auf der sie lagen, beiseite. Stein! Unter ihnen befand sich brüchiger, uralter Ziegelstein, und das konnte nur eines bedeuten...
Bevor er jedoch handeln und sich und Keeva in Sicherheit bringen konnte, passierte es auch schon: die bröckelige Ziegelschicht gab nach – und gemeinsam stürzten sie metertief in undurchdringliche Dunkelheit...
*
Shane schlug so hart auf dem Boden auf, dass er für einen kurzen Moment befürchtete, die Besinnung zu verlieren. Erde, Steine und altes Laub prasselten auf ihn nieder, er drehte den Kopf beiseite, hielt die Augen geschlossen und wartete, bis der kleine Erdrutsch, der sie auf ihrem Sturz begleitet hatte, vorbei war.
Dann lauschte er.
Nichts.
Äußerst beunruhigt setzte er sich auf und starrte in die Dunkelheit. Der aufgewirbelte Staub behinderte seine Sicht, dennoch konnte er Keevas zusammengekrümmte und erschreckend reglose Gestalt zwei Meter neben sich erkennen. Sofort rutschte er zu ihr hin, beugte seinen Kopf zu ihrem Gesicht – und stieß erleichtert die Luft aus, als er ein leises Stöhnen vernahm.
Sanft drehte er sie um und gleich darauf öffnete sie die Augen. Er sah Panik in ihrem Blick und ihm wurde klar, dass sie wahrscheinlich nicht das geringste sehen konnte, so dunkel wie es hier war.
„Ganz ruhig“, sagte er daher und strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht. „Ich bin es. Hast du dich verletzt?“
Er merkte, wie sie sich ein wenig entspannte und dann versuchte, ihre Arme und Beine zu bewegen. Gleich darauf zuckte sie zusammen und ein weiteres, diesmal deutlich schmerzhafteres Stöhnen war zu hören.
„Mein Bein“, flüsterte sie.
„Welches?“, fragte er und half ihr, sich vorsichtig auf den Rücken zu drehen.
Sie verzog das Gesicht und Tränen zogen helle Spuren über ihre von der Erde beschmutzten Wangen.
„Das linke“, erwiderte sie gepresst, während sie sich auf die Ellenbogen stützte und den Kopf nach hinten fallen ließ. „Am Knöchel. Es tut höllisch weh.“
Shane rutschte nach unten und untersuchte so behutsam wie nur möglich ihren linken Fuß. Es war unmöglich zu erkennen, ob er nur übel verstaucht oder vielleicht sogar gebrochen war. Es war jedoch offensichtlich, dass Keeva damit nicht würde laufen können, sie zuckte bereits jetzt bei jeder seiner zurückhaltenden Berührungen vor Schmerz zusammen.
Man würde sie tragen müssen – und er glaubte nicht, dass er alleine dazu in der Lage war. Schließlich war sie fast so groß wie er selbst.
Keevas Überlegungen schienen am gleichen Punkt angekommen zu sein, denn sie
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