Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
Hilfe brauchen.“
Er holte eine große Tasche sowie die hölzerne Schatulle aus der Wohnung der alten Frau aus seinem Wagen und war gerade im Begriff, in das Bootshaus gehen, als er Edwards Zögern bemerkte.
„Was hast du noch auf dem Herzen?“, fragte er lächelnd.
„Nun“, sagte der Inspektor gedehnt, „In Kinofilmen dauert so ein Exorzismus immer unglaublich lang, meist mehrere Tage.“ Er schluckte. „So lange kann ich aber auf gar keinen Fall das Gebiet hier absperren.“
Robert musste lachen. Er klopfte Edward auf die Schulter und meinte:
„Keine Sorge. Ich bin Dämonenjäger, kein Priester. Bei mir dauert so ein Exorzismus höchstens eine Stunde ...“
*
Letztlich wurden doch eineinhalb Stunden daraus.
Robert fluchte innerlich, weil er so aus der Übung geraten war. Zum einen hatte er einen Großteil der Zauberformeln vergessen und musste sie erst umständlich im Familien-Grimoire nachschlagen – das er glücklicherweise auch eingepackt hatte, als er vorhin die nötigen Utensilien für eine Dämonenaustreibung besorgt hatte. Und zum anderen kam er mit der Reihenfolge des Rituals ein wenig durcheinander – was wiederum daran lag, dass sowohl Keeva als auch Shane ihn höchst aufmerksam beobachteten. Das machte ihn nervös.
Doch zu guter Letzt schaffte er es. Der Dämon, der noch immer im Körper der alten Frau steckte, fluchte und spuckte und drohte ihm mit allen Übeln der Hölle – doch er hatte keine Chance. Mit einem finalen, höchst eindrucksvollen Bannspruch löste Robert den Körperlosen von Geist und Körper seiner Wirtin und zwang ihn zurück in sein altes Gefängnis. Schnell verschloss Robert die kleine Schatulle, legte ein magisches Amulett darauf und wickelte beides zusammen fest in ein seidenes Tuch, das er zuvor mit einem speziellen Trank behandelt hatte. Dann erst atmete er erleichtert aus.
Im gleichen Moment gab Phoebe Ackerman ein leises Stöhnen von sich und sackte zur Seite. Shane sprang zu ihr und fing ihren Kopf gerade noch rechtzeitig auf, ehe dieser auf den harten Betonboden des Bootshauses knallen konnte.
„Wie geht es nun weiter?“, fragte Keeva. „Oder ist die Sache damit erledigt?“
Sie wirkte ungewöhnlich angespannt, doch Robert schob es darauf, dass die Austreibung sie so gefangen genommen hatte. Der Anblick solch eines wild geifernden Dämons war ja schließlich auch recht aufregend.
„Zuerst sollten wir dafür sorgen, dass die alte Dame in medizinische Obhut kommt“, meinte er und deutete auf Phoebe Ackerman, die noch immer bewusstlos war.
Shane sah ihn an.
„Darum kann ich mich kümmern“, meinte er.
Er stand auf, hob die Frau behutsam hoch – sie war so leicht, dass ihm das ohne Schwierigkeiten gelang -, und trug sie nach draußen.
Keeva und Robert sahen ihm nach, dann räusperte sich der alte Mann und wandte sich erneut an seine Enkelin.
„Und um deine Frage zu beantworten: nein, es ist noch nicht erledigt.“
Keeva wirkte erstaunt.
„Warum nicht? Wir haben den Dämon doch.“
„Das Problem ist sein derzeitiges Gefängnis“, erklärte ihr Großvater. „Diese Box der Pandora besteht eigentlich aus zwei Teilen: in einem der Kästen ist der Dämon gefangen und in dem anderen befindet sich ein recht mächtiger magischer Gegenstand, der den Dämon am Entkommen hindert. Ohne diesen Gegenstand – es handelt sich um einen magischen Stein, soweit ich das aus den Aufzeichnungen meines Freundes Aleksander ersehen konnte – ist das Gefäß nicht sicher.“
„Warum macht man das so umständlich?“, fragte Keeva. „Warum packt man den Dämon und den magischen Gegenstand einfach nicht in dasselbe Gefäß?“
„Damit der gefangene Dämon ihn nicht manipulieren kann“, antwortete Robert. „Es gibt unterschiedliche Bauweisen. Bei den einen handelt es sich um ein Gefäß mit zwei Kammern, andere haben den magischen Gegenstand zum Beispiel in den Deckel oder den Boden des Behältnisses integriert – und diese Box hier besteht eben aus zwei Kästen, die zusammengehören. Das Prinzip ist aber bei allen das gleiche.“
Misstrauisch blickte Keeva auf das kleine Bündel in den Händen ihres Großvaters.
„Heißt das, dass dieses Scheusal jederzeit wieder entkommen kann?“
Ihr Großvater schüttelte den Kopf.
„Nein, nicht jederzeit“, sagte er. „Ich habe diverse Vorsichtsmaßnahmen dagegen ergriffen. Doch sie halten immer nur für eine begrenzte Zeit. Ich muss sie also regelmäßig erneuern – und das ist natürlich keine Lösung
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