Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
Schulter. Für einen kurzen Moment glaubte er, sie würde sich erneut losreißen, doch sie ließ seine Berührung zu.
„Hey, du“, sagte er leise. „Beruhige dich. Das konnte doch keiner wissen. Ich bin davon ausgegangen, dass die magischen Ketten das verhindern. Sonst wäre doch stattdessen ich hier geblieben und hätte Wache gehalten - und du hättest Edward informiert. Alles kein Problem.“
Er nahm seine Hand wieder von ihrer Schulter.
„Jetzt wissen wir immerhin, dass die Ketten offensichtlich doch nicht soweit schützen“, sagte er dann, betont unbekümmert. „Und das nächste Mal stellen wir uns darauf ein, ganz einfach. Niemand macht dir Vorwürfe.“
Keeva sagte nichts, schien sich aber etwas zu entspannen.
Shane kramte ein Taschentuch aus der Jacke und reichte es ihr.
„Danke“, flüsterte sie und schnäuzte sich. „Aber eines ist sicher“, sagte sie dann. „Ich werde meine Bemühungen verdoppeln, einen wirksamen Schutz dagegen zu finden ...“
*
Robert Paddock bekam den Anruf von Edward Skeffington, als er bereits wieder im Auto saß und auf dem Weg zurück zum Bootshaus war.
Erleichtert legte er auf und konzentrierte sich auf den Verkehr. Er war froh, dass der Körperlose so schnell gestellt wurde. Jetzt war die Chance groß, dass Phoebe Ackerman noch gerettet werden konnte. Hatte ein Körperloser erst einmal für längere Zeit einen Menschen übernommen, so überlebte dieser den Exorzismus oft nicht. Zudem wurde es immer schwieriger, die begangenen blutigen Taten dem Einfluss des Dämons zuzuschreiben und glaubwürdig zu beweisen, dass der Besessene auch nur ein weiteres - unschuldiges - Opfer gewesen ist.
Robert hatte schon häufig darüber nachgedacht, wie viele der übelsten Serienmörder der Geschichte wohl in Wirklichkeit von einem Dämon besessen gewesen sind. Er wäre sicher interessant, so etwas in Erfahrung zu bringen – aber leider existierten hierüber so gut wie keine Aufzeichnungen, die irgendwelche Rückschlüsse auf mögliche dämonische Einflüsse zuließen.
Robert war froh, dass Edward Skeffington bereits mit paranormalen Phänomenen vertraut war. Er würde sicherlich eine Möglichkeit finden, um Phoebe Ackerman vor einer Anklage wegen Doppelmordes zu schützen, da war der alte Mann sich sicher.
Gleichzeitig spürte er, wie erneut Stolz auf seine Enkelin in ihm aufkeimte. Sie hatte, mit Shanes Hilfe, diesen Dämon gefangen und bewiesen, dass sie eine fähige Dämonenjägerin war. Es war wirklich an der Zeit, endlich ihren Vater einzuweihen und die Sache offiziell werden zu lassen. Aber den genauen Zeitpunkt hatte Keeva selbst zu bestimmen, da wollte sich Robert nicht einmischen.
Er bog in die Straße ein, die hinunter zum Kanal führte. Ein Polizist hielt ihn auf. Edwards Verstärkung war also offensichtlich inzwischen eingetroffen und hatte die Gegend weiträumig abgesperrt. Der Beamte machte ein Zeichen und Robert kurbelte das Fenster herunter, bevor er jedoch etwas sagen konnte, trat Edward zu dem Polizisten und sprach ein paar Worte zu ihm. Kurz darauf nickte dieser und winkte Roberts Auto durch.
Vorsichtig bahnte sich der alte Dämonenjäger einen Weg bis kurz vor das Bootshaus. Als er aus dem Wagen stieg, kam Edward dazu. Der Inspektor war ein wenig außer Atem, weil er von der Absperrung bis hierher gelaufen war.
„Keeva und Shane sind noch immer im Bootshaus“, meinte er, während er sich auf das Autodach stützte. „Ich muss unbedingt mal etwas für meine Fitness tun“, sagte er dann und grinste schief.
Schließlich atmete er tief durch und richtete sich auf.
„Braucht ihr mich da drinnen?“, fragte er. „Oder anders ausgedrückt: wann können ich und mein Team dort hinein?“
„Sobald ich den Exorzismus durchgeführt habe“, antwortete Robert Paddock. „Bis dahin sollten sich so wenige Menschen wie nur möglich im Bootshaus aufhalten. Keeva und Shane sind genau richtig. Falls bei der Austreibung irgendetwas schiefgehen sollte, kann es passieren, dass der Dämon auf ein neues Opfer überspringt – und die beiden werden wissen, was dann zu tun ist.“
Nämlich das neue Opfer im schlimmsten Fall zu töten, dachte der alte Mann, behielt seine Befürchtungen aber lieber für sich.
„In Ordnung“, sagte der Inspektor. „Ich halte dir solange die Neugierigen vom Hals. Soll ich einen Krankenwagen anfordern?“
Robert überlegte und nickte dann.
„Ja“, sagte er. „Wenn die Frau überlebt – was ich hoffe -, so wird sie ärztliche
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