Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
oder zumindest ein Hinweis auf dessen Versteck befinden würde.
Der Händler schnaubte verächtlich. Als wenn die Leute früher ständig Schätze zu verstecken gehabt hätten. Doch ihm konnte das egal sein. Er hatte gerade ohne nennenswerte Mühe einen nicht zu verachtenden Gewinn eingeschoben - und das war sein persönlicher Schatz ...
*
James Morgen musste sich zusammenreißen, damit er vor lauter Aufregung nicht noch einen Unfall mit dem Auto baute.
Trotzdem - was war das nur für ein großartiger Zufall, dass er diesen magischen Gegenstand entdeckt hatte. Ach was, Zufall. Ein Zeichen war es, ein Signal dafür, dass seine Entscheidung die richtige war! Phoebe würde sich bestimmt freuen, wenn er ihr davon erzählte.
Nachdem er gestern das Buch seiner Großmutter durchforstet hatte, war er zur der gleichen Erkenntnis gekommen wie seine Frau: Sie hatten es im Dorf höchstwahrscheinlich mit einem Wiedergänger zu tun, einem Untoten. James vermutete, dass es sich dabei um einen Nachzehrer handelte, einem vampirhaften Wesen, das sich von der Lebensenergie anderer Menschen ernährte. Das würde jedenfalls weitestgehend zu den Symptomen passen, die er in den letzten Monaten bei seinen Patienten hatte beobachten können.
Doch wie sollte er ein solches Wesen bekämpfen? Er hatte zwar zwei - wie er glaubte - passende Hexenrituale entdeckt und die dafür nötigen Gegenstände auch heute Vormittag auf dem Markt von Keswick besorgt, dennoch war seine Sorge darüber, dass seine magischen Fähigkeiten womöglich nicht ausreichen könnten, um den Untoten zu verbannen, nicht verschwunden. Jetzt allerdings hoffte er schon eher auf einen Erfolg.
Begeistert warf er erneut einen Blick auf die Papiertüte, in der sich diese kleine Schatulle befand.
Er war gerade auf dem Rückweg zu seinem Auto gewesen, als er eine starke Aura magischer Energie wahrgenommen hatte. Eine kurze Sondierung hatte ihm gezeigt, dass die Aura von dieser Schatulle ausging und natürlich hatte er sie daraufhin sofort gekauft.
Der Preis, den der Händler dafür verlangt hatte, war ihm zwar etwas happig vorgekommen, doch es war ihm egal. Er hatte den magischen Gegenstand für sich erstehen können, das war das einzige, was zählte. Denn jetzt, durch diese machtvolle Unterstützung, würde das Verbannungsritual ganz bestimmt problemlos funktionieren!
*
„Da, das ist der Laden!“, rief Keeva und deutete aus dem Autofenster.
Shane warf einen Blick in die angegebene Richtung, nickte und fuhr den Wagen an den Straßenrand. Sie stiegen aus und streckten sich. Keeva merkte, dass sie müde war - kein Wunder, der Schlaf auf dem Beifahrersitz war nicht gerade erholsam gewesen. Außerdem hatten sie sich auf dem Weg hierher auch noch verfahren, so dass es nun schon früher Nachmittag war. Wenigstens hatten sie auf der Strecke einen kleinen Laden gefunden und ein wenig Proviant einkaufen können, allerdings keine Kleidung für Keeva. Sie fühlte sich immer unwohler in ihren verschwitzten Sachen.
„Jetzt können wir nur hoffen, dass der Typ die Schatulle noch hat“, meinte Shane, während sie auf das Geschäft zugingen. Auch er trug noch die Kleider von gestern - doch ihm schien das nichts auszumachen.
Keeva nickte.
„Meinst du nicht, wir hätten vielleicht doch vorher anrufen sollen?“, fragte sie.
Shane verzog das Gesicht.
„Und was hätten wir ihm dann sagen sollen?“, erwiderte er. „Hallo, wir sind auf der Suche nach der fehlenden Hälfte einer Box der Pandora, in der sich ein magischer Gegenstand befindet? Unserem Kontaktmann bei New Scotland Yard zufolge ist sie bei Ihnen gelandet, bitte verkaufen Sie sie nicht, denn wir benötigen sie, um einen gefährlichen Dämon sicher einzusperren?“
Keeva seufzte. Sie hatten gestern im Zug bereits ausführlich darüber gesprochen und Shane hatte recht. Vielleicht hätte Edward Skeffington anrufen und etwas von einer polizeiliche Ermittlung erzählen können - aber dann wäre es seltsam gewesen, wenn statt eines Polizeibeamten Keeva und Shane im Laden aufgetaucht wären. Zudem hatte der Inspektor auch so schon genug Schwierigkeiten damit, dämonische Aktivitäten vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Er konnte es sich nicht leisten, noch mehr zu lügen.
Wenn sie stattdessen dem Antiquitätenhändler gegenüber angedeutet hätten, dass sie aus irgendwelchen anderen Gründen ein besonderes Interesse an der Box haben, dann wäre dieser womöglich noch auf die Idee gekommen, den kleinen
Weitere Kostenlose Bücher