Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
Schachtel ist sehr hübsch“, meinte sie. „Und du bist dir ganz sicher, dass diese magische Aura, die du gespürt hast, von ihr ausging?“
James wurde wieder verlegen.
„Ja“, gestand er ein. „Ich kann sie auch jetzt deutlich spüren.“
Phoebe lächelte.
„Endlich findest du dich damit ab, dass du der wahre Erbe der alten Hexe bist“, meinte sie mit gutmütigem Spott. „Und ich denke, wir sollten davon absehen, das Kästchen zu öffnen, ehe du das Ritual durchgeführt hast. Womöglich zerstören wir sonst noch etwas Wichtiges. Wann möchtest du die Sache angehen?“
Er legte das Kästchen auf den Tisch, setzte sich auf einen Stuhl und stützte den Kopf in die Hände.
„Ich habe es für heute Nacht vorgesehen“, sagte er leise. „Es gibt keinen Grund, es noch länger herauszuzögern.“
Wenn ich noch länger warte, bekomme ich bloß noch mehr Angst davor, fügte er in Gedanken hinzu.
Plötzlich wirkte seine Frau besorgt. Sie setzte sich neben ihn und sah ihn ernst an.
„Du wirst dich doch wohl hoffentlich keiner Gefahr dabei aussetzen?“, fragte sie ihn.
Er zuckte müde mit den Schultern.
„Du weißt, dass ich es damals abgelehnt habe, mich von Amelia ausbilden zu lassen“, sagte er.
Wie dumm ich in jenen Tagen doch gewesen bin, dachte er. Als seine Großmutter noch gelebt hatte, war er absolut überzeugt davon gewesen, dass ihr Gerede von übersinnlichen Wesen, von Untoten, Banshees und sonstigen Dämonen, nur altmodischer Aberglaube gewesen war. Unheimlicher Hokuspokus, um ihre Kräutertees, Umschläge und Salben, mit denen sie die Kranken immer behandelt hat, mit ein wenig Mystizismus zu würzen …
„Aber das Ritual ist doch nicht gefährlich für dich, oder?“
Phoebe ließ nicht locker und James atmete tief ein.
„Nein“, antwortet er zögernd. „Ich glaube nicht. Aber ich bin mir auch nicht sicher. Ich habe zwei Rituale in ihrem Buch gefunden, die meiner Meinung nach in Frage kommen.“
Er verzog den Mund.
„Und ich habe natürlich nicht die geringste Ahnung, was passieren kann, wenn ich die Falschen erwischt habe ...“
*
„Das ist jetzt wohl hoffentlich endlich das richtige Dorf?“, stöhnte Keeva, als in der beginnenden Dämmerung ein paar Häuser vor ihnen auftauchten.
„He!“, protestierte Shane neben ihr am Steuer. „Wer war denn diejenige, die uns immer in die falsche Richtung geschickt hat?“
Keeva schnaubte und deutete auf den bunten Flyer, den sie in den Händen hielt.
„Dieses Ding hier ist eben einfach nicht für die Orientierung geeignet. Das ist ja nur ein Werbefaltblatt. Was kann ich dafür, wenn der Zeichner der Karte mehr Wert auf die Darstellung niedlicher Schafe gelegt hat, als auf die Richtigkeit der Straßenführung?“
Shane musste ihr Recht geben. Sie hatten den Flyer aus der Touristeninformation mitgenommen und geglaubt, er würde ausreichen. Auf dem Weg hierher hatten sie sich jetzt insgesamt drei Mal verfahren. Dadurch hatten sie zwar einige sehr reizvolle Ecken der Gegend kennengelernt - allerdings auch eine Menge Zeit verloren.
„Wir hätten uns in Keswick doch noch eine vernünftige Straßenkarte dieses Gebietes hier kaufen sollen. Eine, auf der auch die kleineren Wege verzeichnet sind“, sagte er daher versöhnlich.
Er bremste den Wagen auf Schritttempo ab und las das Ortsschild.
„Hier sind wir tatsächlich richtig“, stellte er fest. „Nun müssen wir nur noch die Straße finden, in der unsere Pension liegt.“ Er warf einen Blick auf die wenigen Häuser, die sich in dem idyllischen Tal, das sich vor ihnen ausbreitete, verteilten. „Aber bei der überschaubaren Anzahl dürfte das wohl kein Problem sein ...“, fügte er dann hinzu.
Wenige Minuten später parkten sie das Auto vor einem kleinen Bauernhäuschen mit einem wunderschönen, üppig bepflanzten Garten.
„Das ist aber hübsch“, meinte Keeva. „Der ganze Ort ist hübsch und herrlich altmodisch. Er wirkt, als wäre er irgendwie aus der Zeit gerissen worden oder als ob die Zeit hier stehengeblieben wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier vor hundert oder zweihundert Jahren auch nicht viel anders ausgesehen hat.“
„Sollen wir uns zuerst noch nach dem Auto mit dem Aufkleber umsehen?“, fragte Shane, ungerührt von Keevas Begeisterung für die romantischen Umgebung. „Oder willst du gleich reingehen?“
Keeva roch an ihren Achseln, dann verzog sie das Gesicht.
„Puh“, meinte sie. „Ich stinke wie ein Iltis. Wie wäre es, wenn wir
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