Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
beschrieben hat, war der - gelinde ausgedrückt - ziemlich seltsam. Und er wird die Schatulle sicherlich öffnen wollen, wenn er sie schon gekauft hat. Deshalb würde ich ihn gerne so schnell wie möglich finden.“
Keeva nickte.
„Das stimmt“, räumte sie ein. „Dann los, lass uns alles so schnell wie möglich erledigen.“
Erstaunlicherweise konnte ihnen die Frau hinter dem Tresen der Touristeninformation tatsächlich ein Zimmer in einer privaten Bed and Breakfast-Pension direkt an ihrem Zielort anbieten. Und sie musste lachen, als sie Keevas verblüfftes Gesicht sah.
„Hier im District kann man sein Geld im Grunde nur auf zwei Arten verdienen“, erklärte sie schmunzelnd. „Entweder man züchtet Schafe - oder man ist in der Fremdenverkehrsbranche. Oder beides. Hier hat so ziemlich jeder ein Zimmer, das er vermieten kann.“
Eine halbe Stunde später hatten sie die Buchungsbestätigung und die Adresse in der Hand.
„Das hat ja prima funktioniert“, meinte Keeva gutgelaunt. „Jetzt will ich mich aber endlich mit Klamotten eindecken - und danach gönnen wir uns ein ausgiebiges Essen, ehe wir weiterfahren ...“
*
James parkte den Wagen in der Einfahrt des niedrigen Steinhauses.
Phoebe wartete schon vor der Tür - und sofort packte ihn wieder die Sorge. War während seiner Abwesenheit womöglich etwas mit Charlotte passiert? Er versuchte sich zu beruhigen, indem er sich ins Gedächtnis rief, dass Charlotte das Schlimmste bereits hinter sich hatte. Dennoch - die Angst, die er und Phoebe im vergangenen Jahr um ihre Tochter durchgestanden hatten, steckte noch ihm zu tief in den Knochen. So schnell würde er es nicht lassen können, um sein einziges Kind zu bangen. Wahrscheinlich nie.
Phoebe kam ihm entgegen, während er die Einkaufstüten aus dem Auto räumte.
„Wie geht es ihr?“, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.
Seine Frau lächelte und küsste ihn sanft.
„Es geht ihr gut“, sagte sie. „Sie hat heute richtig viel gegessen und wir haben den Nachmittag zusammen im Garten verbracht. Jetzt schläft sie.“
James sah besorgt zum Haus.
„Und du hast die Fenster geschlossen?“
Phoebe tätschelte seine Wange und nahm sich eine der Tüten.
„Nein, noch nicht, das wäre viel zu stickig“, sagte sie dann, während sie gemeinsam zur Haustür gingen. „Aber vertraue mir, ich werde es nicht vergessen und sie rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit verriegeln.“
Er seufzte, sagte aber nichts.
Vielleicht würde er ja heute Nacht wenigstens dieser zusätzlichen Bedrohung des Lebens seiner Tochter ein Ende bereiten können. Wenn er schon während ihrer schweren Krankheit zur Passivität verdammt gewesen war und lediglich auf ihre jugendliche Widerstandskraft hatte vertrauen können. Und beten.
Sie räumten die Einkäufe auf den großen Tisch in der Küche. Er hatte an alles gedacht: Kerzen, verschiedenste Kräuter (die er glücklicherweise in der Apotheke von Keswick hatte erstehen können), ein großes schwarze Tuch, diverse Kleinutensilien sowie eine Auswahl von Räucherstäbchen aus einem Esoterikladen.
Wobei die Kerzen das Wichtigste waren. James hatte sich schon oft gefragt, warum diese brennenden Wachsstumpen so eine große Rolle bei den meisten Ritualen zu spielen schienen, aber es war einfach so.
„Was ist das?“, fragte Phoebe, als sie die hölzerne Schatulle entdeckte.
„Das, meine Liebe, ist ein echter magischer Gegenstand. Ich habe ihn durch Zufall in einem Antiquitätenladen entdeckt“, erklärte James und erzählte ihr davon, wie er dessen Aura gespürt hatte.
Er kam sich ziemlich komisch dabei vor, so offen über Magie zu sprechen, doch seine Frau reagierte völlig selbstverständlich darauf.
„Das ist ja schön“, rief sie begeistert. „Das dürfte die Wirkung des Rituals verstärken.“
James nickte, nahm ihr das Kästchen sanft aus den Händen und untersuchte es genauer. Bis auf ein winziges, kreisrundes Loch an der vorderen Seite - das Schlüsselloch? … es erschien ihm ein wenig zu klein dafür … - und zwei zierlichen Scharnieren auf der anderen Seite konnte er nichts entdecken. Er schüttelte die Box leicht und hörte ein dumpfes Klappern.
„Es ist verschlossen und der Händler hatte keinen Schlüssel“, erzählte er. „Er sagte mir, dass er es selbst es eben erst erstanden hätte. Es stammt aus dem Nachlass eines norwegischen Wissenschaftlers, der vor Kurzem verstorben ist.“
Phoebe betrachtete die Schatulle neugierig.
„Die
Weitere Kostenlose Bücher