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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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komme dann auf den Punkt: »Apropos Spurensuche. Weshalb haben die Männer aus Euskirchen Bodenproben entnommen?«
    »Damit wir sie mit Steffen Meiers Sohlen vergleichen können«, erwidert er unwillig, aber immerhin. »Und was geschah dann? Was ist denn mit dieser Pia passiert? Ist sie immer noch verschwunden? Was haben die Eltern unterholt? Sind sie zur Polizei gegangen? Mein Gott, muss man dir denn alles wie Würmer aus der Nase ziehen?«
    Wie erfreulich, meinen alten Satz mal aus seinem Mund zu hören! Der belgische Polizeiinspektor hat sich auf den Rollentausch eingelassen. Vorsichtshalber ertränke ich mein triumphierendes Lächeln im Single Malt.
    »Sie ist wieder aufgetaucht«, sage ich. »Nur weggerannt, wie es Teenager eben tun, wenn sie ihr Leben zu Hause unerträglich finden. Ihr Vater muss sie irgendwo aufgetrieben haben. Sie war so etwas von wütend; die Worte, die sie benutzt hat …« Ich mag Pias Sauereien nicht zitieren und fahre hastig fort: »Du glaubst also, Steffen Meier ist über das Verbotsgelände gegangen, bevor er die Kapelle aufgesucht und mein Autokennzeichen notiert hat? Was hatte er da zu suchen? Oder wen?«
    »Was weiß ich!«, bellt Marcel und leert sein Glas.
    Schweigen. Wir mustern einander wie Kontrahenten. Die wir im Augenblick ja auch sind. Das lässt mich plötzlich frösteln. Obwohl ich selbst diese Situation heraufbeschworen habe.
    Er steht auf.
    »Marcel«, sage ich.
    »Ich muss los.«
    »So kannst du aber nicht fahren.«
    »Da kennst du mich aber schlecht.«
    »Ich weiß, wie du fährst.«
    »Das ist auch ziemlich das Einzige, was du von mir zu wissen meinst.«
    Er sieht sehr müde aus, traurig und irgendwie geschlagen.
    »Setz dich bitte wieder.«
    Er bleibt stehen.
    »Steffen Meier war unter anderem Rausschmeißer in einem Kölner Bordell«, spricht er in einem Ton, als diktiere er den Sachverhalt in ein Gerät der Polizeizone Eifel. »Reinhold Wirzig – das ist der tote Mann mit dem Geländewagen – war ein Kleinkrimineller, ein Geldverleiher, dem Steffen Meier eine Summe schuldete, die er nie und nimmer mit eurem Harz IV, gelegentlichem Modeln und Rausschmeißerei zusammengekriegt hätte. Sondern eher mit anderen Geschäften.«
    »Mit welchen?«
    »Rotlichtmilieu. Vielleicht Drogen- oder Waffenhandel, Prostitution, das Übliche eben. Was genau, versuchen wir gerade herauszufinden.«
    »Ermordet wird der Wirzig den Meier kaum haben; dann hätte er sein Geld nie wieder gesehen.«
    »Genau.«
    »Also war es vielleicht ein Unfall?«
    »Ein Messerstich gezielt ins Herz?«
    »Wohl kaum. Dann hat jemand anderes die beiden ermordet.«
    »Wahrscheinlich.«
    Im Kölner Rotlichtmilieu kenne ich mich nicht aus, aber auf der Kehr. Also äußere ich das für mich Naheliegendste: »Vielleicht war es der Prönsfeldt vom Gnadenhof. Der ist neu hier und benimmt sich sehr seltsam.«
    »Wäre sicher Grund genug.«
    »Ihr solltet wirklich mal den Laden auf den Kopf stellen. Der stinkt zum Himmel, das spüre ich.«
    »Mit dieser Begründung kriege ich als Belgier bestimmt einen Durchsuchungsbefehl aus NRW.«
    »Aus Rheinland-Pfalz.«
    »Egal, woher ich ihn nicht kriege.«
    »Der Fall spielt in NRW, da kann sich ein Belgier schon mal irren«, tröste ich ihn.
    »Dieser Belgier will jetzt in Belgien schlafen.«
    »Genau! Dann bleib hier! Ist Belgien, falls du es vergessen haben solltest. Setz dich doch bitte wieder, Marcel, es tut mir leid.«
    Sein Blick ist fast so leer wie der von Frau Pee heute Nachmittag. Der Anblick greift mir ans Herz. Ich bin zu weit gegangen. Und Marcel wird zu weit fahren. Aus der Kurve in Eiterbach geschleudert werden und schwer verletzt nahe dem Tatort seines letzten Mordes sein Leben aushauchen. Diese Schuld darf ich nicht auf mich laden, ganz davon abgesehen, dass mir dieser Mann entsetzlich fehlen würde. Ein letztes Taktieren, zu seinem Schutz. Erst mal Zeit gewinnen. Er darf sich nicht ins Auto setzen.
    Ich wickele meine Jacke fester um mich. Ich friere tatsächlich.
    »Bitte, Marcel, könntest du erst den Ofen anmachen? Du bist darin so viel besser als ich.«
    »Na gut, wenn du kalt hast«, sagt er, öffnet die Ofentür, wirft zusammengeknülltes Zeitungspapier hinein, schichtet ein paar Scheite auf, legt den Anzünder dazu und reißt ein Streichholz an.
    »Voilà«, sagt er, als die Flammen hochschießen. Sorgfältig verriegelt er die Glastür des Kaminofens und reibt seine Hände gegeneinander.
    »Gute Nacht, Katja.«
    »Was ist mit meinem Auto?«, frage

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