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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Verhör vorher im Kopf abspielen, alles zu berechnen glauben, werden meistens durch eine nicht vorhergesehene Wendung aus dem Konzept gebracht«, sagt er. »Dann verlieren sie den Faden, halten sich an unwichtigen Kinkerlitzchen fest und kommen keinen Schritt weiter.«
    Gestern hätte ich Marcel nicht gefragt, wie ich auf die Leute zugehen und ihnen Informationen entlocken sollte. Ich hätte es auf meine Weise getan. Genau das sage ich ihm.
    Er drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
    »Mach es so wie gestern«, empfiehlt er lächelnd. »Sei du. Unverkrampft. Sieh dich gut um und hör zu. Wir werden uns auf dem Hof trennen und versuchen, mit den Familienmitgliedern separat zu sprechen.«
    »Richtig ermitteln darfst du hier aber nicht«, stecke ich dem belgischen Polizisten sicherheitshalber den Kompetenzbereich ab. Er lacht.
    »Umhören darf ich mich schon. Es wird mich keiner anklagen, wenn ich auf diese Weise relevante Informationen für die Aufklärung des Falles erhalte. Als Freund von Katja Klein interessiert mich dieser Gnadenhof und was er zu bieten hat. Vielleicht adoptiere ich ein Pferd und lerne auf meine alten Tage noch mal reiten. So richtig klassisch.«
    Marcel, der Turnierreiter. Mit schief sitzender Reiterkappe, verknöpfter Jacke und zweifarbigen Socken. Er wäre schon vor dem Start disqualifiziert.
    »Frag lieber Jupp. Der leiht dir bestimmt gern seinen Jumbo«, sage ich lachend. »Und wie locken wir die Leute aus der Reserve?«
    »Zeig Interesse an ihnen. Werd ruhig persönlich, Katja, jeder Mensch spricht gern von sich selbst.«
    Nicht Petra Prönsfeldt. Sie öffnet die Tür, bevor wir geläutet haben, und lässt uns gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Gehen Sie wieder«, faucht die Riesenmade. Ihr ansonsten bleiches Gesicht ist jetzt gerötet. »Sie verstören meine Töchter. Wir möchten Sie auf unserem Hof nicht mehr sehen.« Sie hält ein Papier hoch, zerreißt es vor unseren Augen und lässt die Stücke zu Boden segeln. »Sie haben keinen Patenschaftsvertrag mehr, Frau Klein. Lassen Sie meine Familie in Ruhe. Wenn Sie sich hier wieder blicken lassen, hetze ich die Hunde auf Sie. Hier ist Ihr Geld. Wir sind keine Verbrecher und lassen uns nicht von Ihnen oder Ihren Leuten dazu machen.«

15_BEKENNTNISSE
Sonntagmittag
    Sie wirft mir ein paar Scheine vor die Füße und knallt die Tür zu, bevor einer von uns den Schuh dazwischen stellen kann. Den Mann neben mir hat sie mit gänzlicher Missachtung gestraft.
    Wir sehen einander sprachlos an. Mit dieser Wendung haben wir nicht gerechnet.
    »Erstaunlich.«
    Mehr fällt mir dazu nicht ein.
    »Wäre interessant zu wissen, ob Herr Prönsfeldt anwesend ist«, sagt Marcel.
    »Glaubst du, er hat sie vorgeschickt? Weil alle Weiber im Haus von ihm gesteuert werden?«
    »Jedenfalls haben wir das bis jetzt gedacht. Vielleicht ist es ja andersherum.«
    »Der arme Herr Pee ist Opfer von Frau und Töchtern?«
    »Wer weiß das schon? Mancher spielt draußen den großen Macker, zu Hause aber steht er unterm Pantoffel seiner Frau.«
    »So sieht Herr Pee aus, lieber Marcel. Was machen wir jetzt?«
    »Nichts. Zurückgehen«, sagt er und reicht mir wieder den Arm. »Ich fahre nach Belgien, durchsuche die Vergangenheit der Prönsfeldts, gebe meine Informationen ans EPICC nach Heerlen weiter und frage, was über den Mann dort bekannt ist.«
    »Im Euregionalen Polizei-Informations-Cooperations-Centrum«, übersetze ich, stolz, dass ich mir die Bezeichnung für dieses länderübergreifende Zentrum von Polizei und Zoll gemerkt habe. Im niederländischen Heerlen haben deutsche, belgische und niederländische Beamte die Schreibtische zusammengeschoben, um bei grenzüberschreitenden Delikten den Tätern schneller auf die Spur kommen zu können. Sie übermitteln Ersuche, kümmern sich um Analysen, erstellen Lagepläne, koordinieren Einsätze und klären sich gegenseitig über Recht und Gesetz im jeweiligen Land auf.
    Das erspare vielen Behörden umständliche bürokratische Wege, entgegnete Marcel, als ich die Befürchtung äußerte, ob hier nicht auch gesetzlich festgeschriebene Grundrechte eines der Länder durchlöchert werden könnten. Dabei dachte ich natürlich an das belgische Nationalregister, in dem erheblich mehr Persönliches über die Bürger des Landes vermerkt ist, als sich manch politisch bewusster Bundesdeutscher gefallen lassen würde. Uns könnte das jetzt aber weiterhelfen.
    »Bestimmt hat das EPICC schon was Verdächtiges über Herrn Pee im Archiv«, sage

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