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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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ich. »Immerhin hat er mal Rinder geschmuggelt.«
    »Wie du deinen Kaffee aus Belgien«, tadelt Marcel.
    »Ich schmuggele ihn nicht, ich kaufe ihn dort«, verteidige ich mich. »Wie manches andere auch. Weil der Ardenner Grenzmarkt näher ist als irgendein deutscher Laden.«
    »Und der Kaffee dort viel billiger.«
    »Dafür der Wein viel teurer.«
    Was mich daran erinnert, dass uns die gestrigen Gäste leer getrunken haben. Im belgischen Grenzmarkt könnte ich auch am Sonntag einkaufen – wenn mir endlich wieder mein Auto zur Verfügung stünde. Da wir jetzt auf dem Gnadenhof nichts ausrichten können, bietet sich Marcel an, mir gleich meinen Wagen zurückzubringen.
    Ich bitte ihn, Zwischenstation beim Grenzmarkt einzulegen und mir ein paar Flaschen Wein zu besorgen. Er zieht eine Augenbraue hoch und bemerkt, es wäre mehr als nur grenzwertig, wenn ich in meinem NRW-Lokal den in Belgien gekauften Wein gegen Geld ausschenken würde.
    »Hier ist alles grenzwertig«, gebe ich zurück. »Wir leben an der Grenze. Du machst dich nicht strafbar, wenn du mir ein paar Flaschen schenkst. Was ich damit tue, geht die belgische Polizei nichts an; nach Heerlen wird sie es wohl kaum melden, oder?«
    »Auch noch schenken!«
    »Damit du keiner Straftat Vorschub leistest.«
    »Ich bringe als Übernachtungspräsent was zum Trinken mit«, seufzt er. »Dann können wir mit deinem Auto morgen früh gleich nach Köln fahren und da einige andere Spuren verfolgen.«
    »Nicht zu früh. Ich habe Ruhetag und will mal richtig ausschlafen.«
    Eine schmale Gestalt huscht neben dem Gelände des Kampfmittelräumdienstes auf die Straße und winkt mir zu.
    »Patti!«, rufe ich überrascht.
    Sie wirbelt herum, dass die braunen Zöpfe fliegen, sieht sich um, als würde sie gejagt, und deutet dann hinter die Baracke. Wir folgen der Anweisung.
    »Nur Sie. Ohne den Polizisten«, sagt sie, als wir uns hinter dem Gebäude treffen, in dem David so übel zugerichtet worden ist.
    Marcel hebt die Arme und zieht ab.
    Als er hinter der Ecke verschwunden ist, zerrt sie stumm an den beiden Gummibändern, die ihre braunen Zöpfe zusammenhalten, reißt sie ab und streift sie über die Handgelenke.
    »Was ist los, Patti? Warum lässt uns deine Mutter nicht ins Haus?«
    Sie dehnt ein Gummiband aus und lässt es hart auf die Innenseite ihres linken Handgelenkes zurückschnellen, ehe sie etwas sagt.
    »Sie haben doch das schreckliche Foto gesehen? Das von meiner Schwester.«
    »Ja.«
    »Die Pia ist nicht so. Da ist nur dieser Mann dran schuld.«
    »Steffen Meier?«
    Sie verstummt wieder. Fährt jetzt mit den Fingern durch das dicht geflochtene Haar, bis es als wilde Mähne in alle Richtungen weist.
    »Heißt der so?«, bringt sie hervor.
    »Wusstest du das nicht?«
    »Die Pia heißt auch nicht Désirée van Buyten.«
    »Er hat seinen echten Namen benutzt.«
    »Die Pia auch. Ich meine, die hat er auch benutzt. Sie ist so schrecklich naiv.«
    »Achtzehn«, sage ich, »da ist man normalerweise erwachsen.«
    »Siebzehn«, berichtigt sie mich. »Die Pia ist gerade erst siebzehn. Ich bin vor Kurzem achtzehn geworden.« Verzweifelt sieht sie mich an. »Das sage ich schon seit Jahren, und jetzt, wo es nicht mehr wichtig ist und mir nichts mehr bringt, da stimmt es endlich.«
    Wieder streckt sie das Gummi und lässt es zurückspringen. Ich kann kaum hinsehen.
    »Weshalb ist es nicht mehr wichtig?«, hake ich schnell nach.
    »Egal«, sagt sie, das Band nervös schnipsend. » Das ist jetzt alles vorbei. Aber was anderes nicht, da müssen Sie mir helfen.«
    Sie blickt zu Boden. Als sie das Gummi wieder dehnt, lege ich rasch meine Hand dazwischen und ziehe es ihr vom Gelenk.
    »Hör auf. Das muss doch wehtun«, sage ich, nehme ihre Hand in meine und berühre sanft die roten Striemen.
    »Alles tut weh«, bringt sie hervor und reißt mir das Gummi aus der Hand. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Von vorn«, schlage ich vor, und als sie immer noch nichts sagt: »Von Pia und Steffen Meier.«
    »Ja«, sagt Patti. Es klingt seltsam erleichtert.
    Zu meiner Überraschung legt sie jetzt los. Ohne Stammeln, Stottern oder Gummibandschnipsen. Sie spricht in klaren vollständigen Sätzen, die ein Bild heraufbeschwören, das in Teilen jener Skizze nachgezeichnet zu sein scheint, die ich vorhin Marcel gegenüber entworfen habe.
    Danach hat Steffen Meier ihre Schwester bei einem Schulausflug im Kölner Dom angesprochen. Er hat sich als Fotoagent ausgegeben. Sie sei das Gesicht des

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