Kein Alibi: Roman (German Edition)
Freundin?«
»Davee Burton, mittlerweile Lute Pettijohns Witwe. Wir sind schon unser ganzes Leben miteinander befreundet. Sie hat dafür plädiert, dass dieser Fall mir zugewiesen wird. Von mir hängen eine Menge Leute ab, Leute, die ich lieber nicht enttäuschen möchte. Kannst du überhaupt ermessen, was mit meinem Ruf, meiner Karriere und meiner Zukunft wäre, wenn irgendjemand davon Wind bekäme, dass ich heute Abend bei dir bin?«
»Genau aus diesem Grund habe ich dich am Sonntagmorgen verlassen.« Sie begann, ruhelos durchs Schlafzimmer zu laufen. »Ich wollte anonym bleiben. Ich wollte nicht, dass du in einen emotionalen Zwiespalt gerätst.«
»Am Sonntagmorgen war es für Sorge und Umsicht etwas zu
spät. Wenn du dir angeblich so viele Gedanken über meinen guten Ruf gemacht hast, hättest du mich erst gar nicht aufgabeln dürfen.«
Sie drehte sich um und starrte ihn völlig ungläubig an. »Verzeihung, aber du verwechselst da was. Du hast mich aufgegabelt.«
»Tja, richtig«, schnaubte er.
»Wer hat versucht zu gehen? Zweimal. Zweimal wollte ich gehen, und beide Male bist du hinter mir her und hast mich gebeten, noch ein bisschen bei dir zu bleiben. Wer ist denn wem vom Jahrmarkt aus gefolgt? Wer hat angehalten und –«
»Okay«, sagte er, wobei er mit beiden Händen die Luft zerschnitt, »aber diese Ich-bin-nicht-leicht-zu-haben-Tour ist die antörnendste Methode, die’s gibt; eine, die ihr Frauen seit dem ersten Schöpfungstag beherrscht. Du wusstest ganz genau, was du tatest.«
»Ja, wusste ich«, rief sie mit erhobener Stimme. Dann stemmte sie die Hände in die Seite und musterte mit Tränen in den Augen sein Gesicht. »Ja, ich wusste, was ich tat. Und du hast völlig Recht. Anfänglich wollte ich mit dir… Kontakt aufnehmen.«
»Warum?«
»Als Rückendeckung.«
»Mit anderen Worten, um dir ein Alibi zu sichern.«
Sie schlug die Augen nieder. »Ich konnte nicht ahnen, wie sehr du mir gefallen würdest«, sagte sie leise. »Mit der Chemie zwischen uns hatte ich nicht gerechnet. Mir war schon sehr bald gar nicht wohl dabei, dich zu benutzen. Deshalb wollte ich von dir weg. Ich wollte dich nicht wegen einer Begegnung mit mir kompromittieren, wenn sie auch noch so kurz war.
Aber du bist mir nachgefahren. Du hast mich geküsst. Danach…« Sie hob wieder den Blick und sah ihm in die Augen. »Nach diesem Kuss wurden meine anfänglichen Gründe, dich zu treffen, immer nebensächlicher. Ab diesem Punkt wollte ich einfach nur bei dir sein.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. »Das ist die Wahrheit. Du kannst es glauben oder nicht.«
»Weshalb brauchst du ein Alibi?«
»Du weißt, dass ich Pettijohn nicht getötet habe. Jedenfalls hast du es im Aufzug gesagt.«
»Richtig, deshalb wiederhole ich: Warum brauchst du ein Alibi?«
»Bitte, frag mich nicht.«
»Sag’s doch einfach.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht möchte, dass du denkst …« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Ich kann einfach nicht, das ist alles.«
»Hat es etwas mit diesem Mann zu tun?«
Diese Frage überraschte sie. Sie blinzelte heftig. »Welcher Mann?«
»Ich habe dein Haus am Sonntagabend ausfindig gemacht und dich mit einem Mann in einem Mercedes-Cabrio gesehen, ungefähr zwölf Stunden, nachdem du mein Bett verlassen hast.«
»Ach, Sonntagabend? Das war … ein alter Bekannter. Aus dem College. Er hatte geschäftlich in Charleston zu tun. Rief an und lud mich auf einen Drink ein.«
»Du lügst.«
»Warum glaubst du mir nicht?«
»Weil es zu meinem Beruf gehört, Lügen und Lügner aufzuspüren. Und du lügst, und wie!«
Sie richtete sich kerzengerade auf und kreuzte die Arme über der Taille. »Wir sollten es dabei bewenden lassen. Hier und jetzt. Das Ganze ist eine unmögliche Situation. Deine Karriere steht auf dem Spiel. Ich möchte nicht für ihren Ruin verantwortlich sein. Und außerdem will ich keinesfalls mit jemandem zusammen sein, der mich für eine Lügnerin hält.«
»Wer … war … er?«
»Ist es nicht egal, wer meine Freunde sind, solange deine Freunde, Steffi und Smilow, mich mit Wonne wegen Mordes anklagen wollen?«
»Wundert es dich, dass ich dir nicht glaube, wenn du kontinuierlich eine Antwort auf die einfachsten Fragen verweigerst?«
»Das sind keine einfachen Fragen«, brüllte sie. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig sie sind. Sie zerren Dinge ans Licht, die ich lieber vergessen möchte, die ich versucht habe zu vergessen,
die mich
Weitere Kostenlose Bücher