Kein Alibi: Roman (German Edition)
verfolgt haben –« Sie hielt inne. Sie merkte, dass sie kurz davor stand, zu viel zu verraten. »Du kannst mir nicht trauen. Also ein Grund mehr, mich jetzt zu verlassen und nicht mehr zurückzukommen. Nie mehr.«
»Schön.«
»Solange wir im Bett waren –«
»Lief’s echt gut.«
»Aber wenn du mir misstraust –«
»Tue ich.«
»Dann –«
»Hast du’s mit Pettijohn getrieben?«
Ihr Gesicht sackte zusammen. »Was?«
»Seid ihr ein Paar gewesen?«
Hammond trat auf sie zu und drängte sie rücklings gegen die Wand. Das war es, was wirklich an ihm zerrte. Das hatte ihn dazu getrieben, sich so zu benehmen, als ob er den Verstand verloren hätte. Hatte ihn dazu gebracht, wirres Zeug zu reden, aufzubrausen und sich zu benehmen, als sei ihm seine Karriere und alles, was er bisher für wichtig gehalten hatte, restlos egal. Der Wunsch nach einer Antwort auf diese Frage war so dringend, dass der vorsichtige, überlegte und kontrollierte Hammond Cross sich wie ein Verrückter gebärdete. »Bist du jemals Lute Pettijohns Geliebte gewesen?«
»Nein!« Danach sank ihre Stimme zu einem heiseren Flüstern herab. »Ich schwöre es.«
»Hast du ihn umgebracht?« Er presste seine Hände auf ihre Schultern und senkte sein Gesicht dicht an ihres. »Sag mir in diesem Punkt die Wahrheit, dann verzeihe ich dir alle anderen Lügen. Hast du Lute Pettijohn umgebracht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«
Er schlug beide Fäuste auf die Wand hinter ihr, ehe er sie dort liegen ließ. Dann senkte er seinen Kopf, bis seine Wange ihre berührte. Sein lautes stoßweises Atmen übertönte sogar den Regen, der immer noch gegen die Fenster klatschte.
»Ich möchte dir glauben.«
»Das kannst du glauben.« Sie drehte den Kopf und sprach zu
seinem Profil: »Frag mich nicht weiter, denn ich kann dir sonst nichts sagen.«
»Warum nicht? Sag warum?«
»Weil mir die Antworten zu wehtun.«
»Wehtun? Weshalb?«
»Bitte, quäl mich nicht. Wenn du’s tust, brichst du mir das Herz.«
»Mit deinen Lügen brichst du meines.«
»Ich flehe dich an, wenn dir irgendetwas an mir liegt, dann erspar es mir, dir deine Illusionen zu rauben. Mir wäre es lieber, dich nie wiederzusehen, als dir zu sagen…«
»Was? Sag’s mir.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. Da begriff er, dass es sinnlos war, sie weiter zu bedrängen. Solange ihre private Seelenqual nichts mit dem Fall Pettijohn zu tun hatte, musste er ihr Schweigen respektieren.
»Das ist nicht alles«, fuhr sie fort. »Über uns braut sich eine Situation zusammen, bei der wir uns diametral gegenüberstehen werden.«
»Also hängt doch alles mit diesem Fall zusammen«, meinte er niedergeschlagen.
»Obwohl ich wusste, dass unser Zusammensein in einem Schlamassel enden würde, habe ich es zugelassen. Ich wollte es so. Selbst an der Tankstelle hätte ich noch Nein sagen können. Ich hab’s nicht getan. Ich konnte nicht.«
Er bog den Kopf zurück, um ihr Gesicht besser sehen zu können. »Mal angenommen, du hättest gewusst, was du jetzt weißt. Wenn du es noch einmal erleben würdest …«
»Das ist unfair.«
»Würdest du es wieder tun?«
Als Antwort erwiderte sie lange seinen Blick.
Hammond stöhnte. »Ich auch, so wahr mir Gott helfe.«
Einen Herzschlag später lag sie in seinen Armen, sein Mund presste sich auf ihren. Wasser tropfte aus ihren Haaren auf sein Hemd. Ihre Lippen waren warm, ihre Zunge weich, ihr Mund verführerisch.
Als sie sich endlich mühsam voneinander trennten, nannten sie sich zum ersten Mal beim Namen und lachten über sich selbst, dann küssten sie sich wieder, immer noch leidenschaftlicher als zuvor. Er löste ihren Gürtel, schob die Hände unter den Bademantel und berührte sie, streichelte ihren weichen Bauch. Als seine Fingerspitzen federleicht über ihren Venushügel glitten, stöhnte sie leise auf.
Hammonds Blut pochte so heftig gegen sein Trommelfell wie der Regen auf das Dach. Alles andere verstummte darüber. Diesem Ansturm von Gefühlen waren die vorsichtig gemurmelten Ermahnungen seiner Vernunft und seines Gewissens nicht gewachsen.
Er riss sie an sich und trug sie zum Bett. Dann zog er sich voll Ungeduld aus. Als er über ihr lag, seufzte er halb lustvoll, halb verzweifelt. Ihre Schenkel teilten sich, und im nächsten Atemzug umfing ihn ihre Wärme.
Während er immer tiefer versank, fluchte er leise vor sich hin. Seine Erregung ließ seine Stimme brechen.
»Hammond, ich habe nicht mit dir geschlafen, weil ich ein
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