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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sein und küsste sie liebevoll. Als er sich schließlich wieder von ihr löste, alarmierte ihn ihre besorgte Miene. »Was ist?«
    »Sei vorsichtig, Hammond.«
    »Niemand wird erfahren, dass ich hier war.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht deswegen.«
    »Was dann?«
    »Vielleicht musst du mich wegen eines Verbrechens unter Anklage stellen, auf das die Todesstrafe steht. Bitte, pass auf, dass ich mich nicht vorher noch in dich verliebe.«

MITTWOCH

22
    »Danke, dass Sie mich empfangen.«
    Staatsanwalt Monroe Mason bot Steffi einen Stuhl in seinem Büro an. »Ich habe nur eine Minute Zeit. Was beschäftigt Sie?«
    »Der Pettijohn-Fall.«
    »Das hatte ich schon vermutet. Irgendetwas Spezielles?«
    Steffis Zögern war beabsichtigt und lange geprobt. Als sei ihr nicht wohl zu Mute, sagte sie: »Ich belästige Sie nur sehr ungern mit Dingen, die wie kleinliche Bürostreitereien wirken.«
    »Geht es um Hammond und Detective Smilow? Benehmen sich die beiden wie rivalisierende Zuchtbullen statt wie Profis?«
    »Es hat ein paar Wortgefechte gegeben, mit abfälligen Bemerkungen von beiden. Aber damit werde ich schon fertig. Es dreht sich um etwas anderes.«
    Er warf einen Blick auf seine Schreibtischuhr. »Steffi, Sie müssen verzeihen, aber in zehn Minuten habe ich einen Termin.«
    »Es geht um Hammonds allgemeine Haltung«, platzte sie heraus.
    Mason runzelte die Stirn. »Seine Haltung? Zu was?«
    »Er wirkt… Ich weiß nicht recht…« So haspelte sie weiter, als ob sie nach dem richtigen Wort suche, bis sie schließlich ein »gleichgültig« ausstieß.
    Mason lehnte sich in seinen Sessel zurück und musterte sie über seine gefalteten Hände hinweg. »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Dieser Fall ist wie maßgeschneidert für Hammond.«
    »Das dachte ich auch«, rief sie. »Normalerweise würde er längst mit den Hufen scharren, würde Smilow auf Beweissuche hetzen, um den Fall vor das große Schwurgericht zu bringen. Er
wäre ganz wild darauf, alles für den Prozess vorzubereiten. Dieser Fall hat alle Zutaten, die ihm normalerweise den Mund wässrig machen.
    Deshalb verstehe ich ja die Welt nicht mehr«, fuhr sie fort. »Es scheint ihn nicht zu kümmern, ob das Verbrechen aufgeklärt wird. Ich habe ihm über alles berichtet, was ich von Smilow bekomme. Ich habe ihn auf dem Laufenden gehalten, welche Spuren heiß und welche inzwischen kalt sind. Aber Hammond reagiert auf jeden Fetzen Information mit dem gleichen Maß an Desinteresse.«
    Mason kratzte sich nachdenklich die Wange. »Was folgern Sie daraus?«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte sie mit der richtigen Mischung aus Verzweiflung und Erstaunen. »Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen. Für einen Rat. Ich sitze in diesem Fall nur auf dem Beifahrersitz und möchte meine Kompetenzen nicht überschreiten. Bitte, sagen Sie mir, wie ich mich verhalten soll.«
    Monroe Mason stand kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag. Er war der Kärrnerarbeit in einem öffentlichen Amt müde geworden. Die letzten Jahre hatte er eine Menge Verantwortung an die jüngeren und ehrgeizigen Staatsanwälte delegiert, ihnen nur ausnahmsweise Ratschläge erteilt und ansonsten die Zügel schießen lassen, sodass sie nach eigenem Gutdünken operieren konnten. Er freute sich auf die Pensionierung, damit er nach Herzenslust Golf spielen und angeln konnte und sich nicht einmal mehr mit den politischen Aspekten seiner Stellung herumschlagen musste.
    Aber er bekleidete nicht zufällig seit vierundzwanzig Jahren das Amt des Bezirksstaatsanwaltes. Bei seinem Amtsantritt war er ein raffinierter Taktiker gewesen, ein Talent, das er bis heute nicht eingebüßt hatte. Seine Instinkte waren so hellwach wie eh und je. Er witterte noch immer, wenn jemand ihm gegenüber nicht hundertprozentig offen war.
    Steffi hatte bei der Planung dieses Gesprächs mit der Intuition ihres Chefs gerechnet.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht wissen, was ihn beschäftigt«,
fragte er sie, wobei er seinen Bass auf ein dumpfes Grollen dämpfte.
    Mit gespielter Besorgnis zog Steffi die Unterlippe zwischen die Zähne. »Ich habe mich selbst ins Abseits manövriert, nicht wahr?«
    »Sie möchten über einen Kollegen nichts Schlechtes reden.«
    »So ähnlich.«
    »Ich habe für Ihre schwierige Situation Verständnis und bewundere Ihre Loyalität gegenüber Hammond. Aber für Empfindsamkeiten ist dieser Fall viel zu wichtig. Sollte er sich um seine Pflichten drücken –«
    »O, das wollte ich damit nicht

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