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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Vehemenz an, die ihn für seine Feinde gefährlich machte – beispielsweise für Mordverdächtige.
    Sie hätte kaum sagen können, wen von beiden sie mehr fürchtete.
    Und dann war da noch Hammond. Die anderen hielten sie für eine Mörderin. Er musste eine noch miesere Meinung von ihr haben. Aber sie konnte nicht über ihn nachdenken, sonst würde sie vor Mutlosigkeit und Reue zum paralysierten Kaninchen. Sie hatte weder Zeit noch Energie, um den melancholischen Gedanken nachzuhängen, wie es gewesen wäre, wenn sie sich zu einer anderen Zeit und anderswo getroffen hätten.
    Wenn je ein Mann die Chance hätte, ihr Innerstes zu erreichen  – im Kopf und im Herzen, jenen Platz ihrer Seele, an dem Alex Ladd in Wirklichkeit existierte –, dann vielleicht er. Er hätte vielleicht derjenige sein können, dem es erlaubt gewesen wäre, ihre selbst verordnete Einsamkeit zu lindern, die Leere zu füllen, das Schweigen zu brechen und ihr Leben zu teilen.
    Aber romantische Träumereien waren ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. In erster Linie musste sie sich auf einen Ausweg aus diesem Dilemma konzentrieren, und zwar so, dass weder ihre Praxis noch Ruf und Leben dabei Schaden nahmen. Sie drückte Duschgel auf einen Badeschwamm und seifte sich gründlich ein, rasierte ihre Beine, wusch sich die Haare und blieb lange Zeit unter der Dusche, damit das heiße Wasser wenigstens ihre
Muskeln entspannte, wenn es ihr schon nicht die Beklommenheit nehmen konnte.
    Schließlich drehte sie die Hähne zu und wischte das überschüssige Wasser mit den Händen von ihrem Körper ab, ehe sie rasch den Vorhang wegzog.
    Sie war keine, die schnell schrie. Jetzt tat sie es.

21
    Bobby war wieder flüssig.
    Er betrachtete es lediglich als vorübergehenden Rückschlag, dass er von Alex noch kein Geld hatte kassieren können. Sie würde damit herausrücken. Dafür stand für sie viel zu viel auf dem Spiel.
    Trotzdem war er zwischenzeitlich nicht ohne Kohle. Dank der beiden Studentinnen, mit denen er die Nacht verbracht hatte, war er mehrere hundert Dollar reicher. Während die zwei schnarchend in seinem Bett lagen, hatte er seine Siebensachen gepackt und war heimlich verduftet. Diese Erfahrung wäre ihnen eine wertvolle Lektion. Er kam sich beinahe altruistisch vor.
    Dass er sich eine andere Unterkunft suchen musste, bereitete ihm angesichts der Belohnung nur wenig Unannehmlichkeiten. Kaum hatte er es sich in einem Hotel am anderen Stadtende, in einem Zimmer mit Blick auf den Fluss, bequem gemacht, bestellte er beim Zimmerservice ein riesiges Frühstück: Eier, Schinken, Maisgrütze mit scharfer Soße, ein kleines Steak und eine Extraportion Bratkartoffeln. Letztere hatte er nicht bestellt, weil er sie besonders gerne aß, sondern nur, weil er so gut bei Kasse war.
    Als Nächstes stand ein Einkaufsbummel auf seiner Tagesordnung. Neue Kleidung war keine Extravaganz, sondern lief unter Geschäftsausgaben. Wenn er Einkommenssteuer gezahlt hätte, hätte er seine Garderobe als abzugsfähige Werbekosten angegeben. In seinem Job musste man todschick aussehen.
    Den restlichen Nachmittag verbrachte er am Hotelpool und frischte seine Sonnenbräune auf.
    Jetzt betrat er in seinem neuen cremefarbenen Leinenanzug mit königsblauem Hemd eine Bar, die ihm ein Taxifahrer wärmstens empfohlen hatte. »Wo ist denn wirklich was los?«
    »Was los?« Nachdem der Taxifahrer Bobby im Rückspiegel kritisch gemustert hatte, hatte er genuschelt: »Sie wollen Miezen aufreißen, stimmt’s, Sportsfreund?«
    Geschmeichelt antwortete Bobby mit einem Lächeln.
    »Ich kenne den passenden Ort für Sie.«
    Schon beim ersten Schritt in die Bar war klar, dass der Fahrer sein Geschäft verstand. Das hier war ein erstklassiges Aufreißerlokal. Pulsierende Lichter, schwitzende Tänzer, Bedienungen, die möglichst rasch die Bestellungen von Leuten aufnahmen, die verzweifelt ihren Spaß haben wollten. Jede Menge Singlefrauen. Leichtes Spiel.
    Es dauerte genau zwei verwässerte Drinks, dann hatte er sich auf sein Ziel eingeschossen. Sie saß allein an einem Tisch. Niemand hatte sie zum Tanzen aufgefordert. Sie lächelte jeden an, egal, wer vorbeiging, der Beweis, dass sie sich unsicher und beobachtet fühlte und unbedingt Gesellschaft brauchte. Und sie hatte bereits mehrfach verstohlen zu ihm herübergeschaut, während er so tat, als bemerkte er nichts.
    Aber dann schenkte er ihr seinerseits großzügig ein Lächeln.
    Nervös schaute sie weg. Ihre Hand flatterte zum Hals, wo

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