Kein Alibi: Roman (German Edition)
sie mit den Silberperlen auf ihrem Blusenkragen spielte.
»Bingo«, sagte sich Bobby im Stillen, während er beim Barkeeper seine Rechnung beglich.
Er trat von hinten an sie heran, sodass sie ihn erst sah, als er sagte: »Entschuldigen Sie bitte, aber sitzt hier schon jemand?« Sie fuhr unvermittelt mit dem Kopf herum und riss die Augen auf, was ihre Begeisterung verriet, obwohl sie sie gleich darauf hinter einer schäkernden Bemerkung zu verbergen suchte.
»Jetzt schon.«
Lächelnd setzte er sich zu ihr an den kleinen Tisch, wobei er absichtlich gegen ihre Knie stieß, wofür er sich dann rasch entschuldigte.
Er erkundigte sich, ob er sie auf einen Drink einladen dürfe, und sie meinte, das wäre schrecklich nett von ihm. Sie hieß Ellen Rogers, kam aus Indiana und war zum ersten Mal im Süden. Bis auf die Hitze liebte sie alles, aber selbst die hatte einen gewissen Charme. Das Essen war himmlisch. Sie jammerte, sie hätte in Charleston schon fünf Pfund zugenommen.
Obwohl sie gut und gerne fünfzehn Pfund weniger vertragen hätte, meinte Bobby galant: »Sie müssen doch wirklich nicht auf Ihr Gewicht achten. Ich meine, Sie haben eine hinreißende Figur.«
Mit einem Klaps auf die Hand widersprach sie. »Meine Arbeit ist ein gutes Training.«
»Sind Sie Aerobiclehrerin? Oder Privattrainerin?«
»Ich? Um Himmels willen, nein. Ich bin Realschullehrerin. Für englische Grammatik und Sprachförderkurse. Wahrscheinlich laufe ich täglich fünfzehn Kilometer durchs Klassenzimmer.«
Er kam aus dem Süden, wie sie korrekt beobachtet hatte. Das konnte sie an seiner weichen Aussprache und der melodischen Phrasierung erkennen. Außerdem waren Südstaatenleute ja sooo freundlich.
Lächelnd beugte er sich zu ihr. »Wir versuchen’s, Ma’am.«
Als Beweis forderte er sie zum Tanzen auf. Nachdem sie mehrere Songs lang herumgewirbelt waren, spielte der DJ einen langsamen Tanz. Bobby zog sie an sich, wobei er sich entschuldigte, weil er so verschwitzt war. Sie meinte, das mache ihr gar nichts aus. Zu Männern gehöre Schweiß. Am Ende des Tanzes wanderten seine Hände über ihren Po, damit Miss Ellen Rogers zweifelsfrei wusste, dass er erregt war.
Als er sie losließ, hatte sie rote Wangen und war ganz aufgeregt.
»Tut mir Leid …«, stotterte er. »Das ist… Herrgott, ist mir das peinlich. Ich habe keine Frau mehr in den Armen gehalten, seit… Wenn Sie möchten, dass ich Sie in Ruhe lasse, werde ich –«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte Miss Rogers sanft. »Ist doch nur natürlich. Das haben Sie nicht unter Kontrolle.«
»Nein, Ma’am, unmöglich. Nicht, solange ich Sie an mich drücke.«
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum Tisch zurück. Sie war es, die eine neue Runde bestellte. Mittendrin erzählte ihr Bobby von seiner Frau. »Sie ist an Krebs gestorben. Vor zwei Jahren, im Oktober.«
Ihre Augen wurden feucht. »O, wie schrecklich für Sie.«
Erst seit kurzem sei er wieder in der Lage, auszugehen und allmählich das Leben zu genießen, erklärte er ihr. »Anfänglich dachte ich, es sei gut, dass wir keine Kinder hatten. Jetzt wünsche ich mir doch irgendwie welche. Wenn man so ganz allein ist, ist es einsam, wissen Sie. Die Menschen sind nicht zum Alleinsein gemacht. Das geht gegen die Natur.«
Verstohlen wanderte ihre Hand unter den Tisch, tätschelte mitfühlend seinen Oberschenkel und blieb anschließend dort liegen.
Himmel, bin ich gut! , dachte Bobby.
Auf der anderen Seite des Duschvorhangs stand Hammond.
»Du hast mich halb zu Tode erschreckt!«, keuchte Alex. »Was machst du hier? Wie bist du hereingekommen? Wie lange bist du schon hier?«
»Du hast mich auch erschreckt.«
»Ich? Wieso?«
»Ich bin dahinter gekommen, warum du gelogen hast. Du hast Angst vor Pettijohns Killer.«
»Jawohl, es ist mir auch schon aufgegangen, dass ich möglicherweise in Gefahr bin.«
»Ich wollte dich warnen, habe aber dem Telefon nicht getraut.«
Sie warf einen Blick in Richtung Schlafzimmer. »Abgehört?«
»Ich würde es Smilow zutrauen, auch ohne gerichtliche Verfügung.«
»Ich dachte mir schon, dass er mich vielleicht überwachen lässt.«
»Wenn ja, weiß ich nichts davon. Jedenfalls bin ich über deine Hintermauer geklettert. Wäre nicht gut, wenn man mich vor deinem Haus sähe, oder? Fünf Minuten habe ich an deine Küchentür
geklopft. Ich konnte hier oben Licht brennen sehen, aber als du nicht reagiert hast, hat meine Phantasie verrückt gespielt. Ich dachte, ich
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