Kein Alibi: Roman (German Edition)
ans Licht gezerrt hat. Als ich sie engagiert
habe, dachte ich, ich könnte uns beiden einen Gefallen tun.«
»Wieso, in Gottes Namen?«
»Ich hatte dummerweise gehofft, sie würde etwas Entlastendes finden. Aber das war, bevor du angefangen hast, die Polizei mit jedem Atemzug zu belügen und dich in unentrinnbare Sackgassen zu manövrieren.«
»Wäre es dir lieber, wenn ich ihnen die Wahrheit erzählt hätte?« Dieselbe Frage hatte sie ihm schon einmal gestellt, damals, als sie sich zufällig im Aufzug begegnet waren. Er hatte ihr nicht antworten können. Aber seither hatte er viel darüber nachgedacht. »Es ist nicht wichtig, dass wir in dieser Nacht zusammen waren.«
»Warum hast du’s ihnen dann nicht erzählt? Warum hast du einfach nur dagestanden, als ich ein demütigendes Verhör über meine buchstäblich dreckige Wäsche erdulden musste? Warum hast du ihnen nicht alles erzählt? Einschließlich der Information, wer gestern Abend bei mir eingebrochen ist und meine Bettwäsche befleckt hat?«
»Weil es irrelevant ist.«
Sie lachte freudlos. »Herr Staatsanwalt Cross, Sie unterliegen einem Irrglauben. Meiner Meinung nach hätten auch Sie sich trotz Ihrer brillanten Begabung schwer getan, irgendeinen von der Irrelevanz dieser Tatsachen zu überzeugen. Aber wenn wir schon mal beim Thema sind: Die Blutflecken konnte ich erklären, aber für Samenflecken gibt’s nur eine Erklärung. Und die wären nicht da, wenn Sie sich geschützt hätten.«
»Daran habe ich nicht gedacht.« Er beugte sein Gesicht ganz nah zu ihr und flüsterte zornig: »Und du auch nicht.« Als sie ihr Gesicht abwandte, wusste er, dass diese Runde an ihn gegangen war. »Außerdem hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.«
Sie schaute ihn wieder an. »Ich habe Mühe, dieser Logik zu folgen.«
»Es hat keine Auswirkung auf den Fall, ob wir miteinander geschlafen haben.« Wenn es ihm gelänge, sie zu überzeugen, könnte er es auch schaffen, jemand anderen zu überzeugen. Vielleicht
käme es sogar so weit, dass er selbst daran glaubte. »Ich habe nachgedacht. Du hättest am vergangenen Samstag Pettijohn ermorden können, bevor du Charleston verlassen hast.«
Sie atmete hastig ein und verschränkte die Arme über dem Bauch, als ob sie plötzlich Magenkrämpfe hätte. »Darüber hast du nachgedacht? Du hast gesagt, der Todeszeitpunkt passt nicht.«
»Weil ich’s nicht wollte.«
»Aber jetzt willst du’s?«
»Du hast ihn getötet und anschließend unser Rendezvous manipuliert, um dir ein Alibi zu verschaffen.«
»Ich habe dir gestern Nacht erklärt, dass ich Pettijohn nicht getötet habe.«
»Richtig, richtig. Genauso wenig, wie du mit ihm gevögelt hast.«
Erneut fuhr sie herum und wollte gehen. Hammonds Arm schoss vor. Diesmal wehrte sie sich heftiger. »Verdammt! Lass mich los!«
Er drehte sie um und klemmte sie zwischen der offenen Wagentür und dem Auto ein. Um jetzt zu fliehen, müsste sie entweder um ihn herum- oder durch ihn hindurchgehen. Aber vorher musste sie ihn anhören, dazu war er wild entschlossen. »Alex, ich will das alles nicht glauben.«
»Na, danke schön. Was bin ich froh, dass du mich nicht als Hure und Mörderin in Betracht ziehen möchtest.«
»Aber was bleibt mir übrig?«
»Glaub, was du willst, aber lass mich in Ruhe.«
»Trotzdem habe ich die ganze Zeit zu deinen Gunsten gezweifelt, über die Grenzen der Glaubwürdigkeit hinaus. Bis heute Abend.« Er öffnete sein Jackett so weit, dass sie den Umschlag in seiner Brusttasche sehen konnte.
Plötzlich wehrte sie sich nicht mehr. Einen Augenblick starrte sie das Papier an. Er sah ihre Lippen zucken. Es wirkte reumütig. Aber als sie ihn ansah, musste er anerkennend gestehen, dass ihr Blick eine einzige stolze Herausforderung war. »Schlüpfrige Lektüre?«
»Schädigend, sehr schädigend. Mit dieser Munition können sie dich festnageln.«
»Warum stehst du dann hier herum und redest mit mir?«
»Smilow wird sie sich schnappen und losrennen.«
»Dann ruf ihn doch an. Gib sie ihm. Du hast, was du wolltest und wofür du bezahlt hast.«
»Ich gebe dir eine Chance, es zu erklären.«
»Ich nehme stark an, dass es sich selbst erklärt.«
»Soll ich’s also nehmen, wie es scheint?«
»Es ist mir scheißegal, wie du’s nimmst.«
»Okay, dann werde ich es auf die mir einzig mögliche Art interpretieren.« Er presste seinen Unterleib an sie. »Du bist schon ganz schön herumgekommen, Baby. Das bedeutet es.«
Sie ließ alle Zurückhaltung fahren und
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