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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die bleibt ein Geheimnis.«
    »Ich denke – dachte«, korrigierte er sich, »für eine Verbindung mit Lute hätte sie viel zu viel Klasse. Offensichtlich habe ich mich geirrt.«
    Er schob den Umschlag samt seinem belastenden Inhalt in seine innere Jacketttasche. Seine Niedergeschlagenheit entging ihr nicht. »Du wirkst nicht sonderlich begeistert.«
    »Ich könnte mir keine gründlichere Berichterstattung wünschen. Du kannst wirklich mit dir zufrieden sein, so wie du dich meinetwegen zusammengenommen und alles überstanden hast. Du hast deine Fehler mehr als wettgemacht. Danke.«
    Er schob sich ans Nischenende, aber Loretta streckte die Hand über den Tisch und ergriff seine. »Hammond, was ist mit dir los?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich dachte, du würdest einen Purzelbaum schlagen.«
    »Gute Arbeit, keine Frage.«
    »Und ich habe nur zwei Tage dafür gebraucht.«
    »Kann mich auch nicht über die rasche Kehrtwendung beklagen.«
    »Damit kannst du doch definitiv weiterarbeiten, oder?«
    »Definitiv.«
    »Warum siehst du dann so verdammt bedrückt aus?«
    »Vermutlich bin ich verlegen.«
    »Weshalb?«
    »Deswegen«, sagte er, wobei er von außen auf seine Brusttasche tippte. »Es beweist, dass ich ein lausiger Menschenkenner bin. Ich hatte ehrlich nicht geglaubt, dass sie dazu fähig ist…«
Seine Stimme erstarb. Der restliche Gedanke blieb unausgesprochen.
    »Du meinst Alex Ladd?« Er nickte. »Du hältst sie für unschuldig? Glaubst, Smilow bellt den falschen Baum an? Hat sie denn ein Alibi?«
    »Ein schwaches. Sie sagt, sie sei auf einem Jahrmarkt in Beaufort gewesen. Keine Zeugen.« Offensichtlich fiel ihm das Lügen inzwischen leicht, selbst gegenüber vertrauten Freunden. »Jedenfalls erscheint ein unbestätigtes Alibi, angesichts dieser Information, eine rein akademische Frage.«
    »Ich könnte –«
    »Entschuldige, Loretta, aber wie gesagt, es war ein harter Tag, und ich bin erschöpft.«
    Er versuchte ein Lächeln, wusste aber, dass es ihm nicht gelang. Das düstere Innere der Bar drohte ihn zu ersticken. Der Rauch wirkte noch dicker, der Gestank der Verzweiflung noch durchdringender. Sein Schädel dröhnte, sein Magen revoltierte. Loretta hatte rasiermesserscharfe Augen. Aus Angst, sie würde zu viel entdecken, vermied er es, sie gerade anzuschauen.
    »Ich bringe dir morgen dein Geld.«
    »Hammond, ich habe jeden Stein umgedreht, so gut es ging.«
    »Du hast deine Sache glänzend gemacht.«
    »Aber du hattest dir mehr erhofft.«
    Eigentlich hatte er sich gar nichts erhofft, ganz gewiss aber weniger, als er bekommen hatte. »Nein, nein. Damit werde ich den Fall weiter vorantreiben können.«
    In ihrem pathetischen Bedürfnis, ihm einen Gefallen zu erweisen, packte Loretta seine Hand noch fester. »Ich könnte versuchen, noch tiefer zu bohren.«
    »Gib mir Zeit, zuerst das hier zu integrieren. Ich bin überzeugt, dass es genügt. Wenn nicht, melde ich mich wieder.«
    Ohne frische Luft würde er in Kürze sterben. Er entzog seine Hand Lorettas feuchtem Griff, riet ihr, nüchtern zu bleiben, bedankte sich noch einmal für die gute Arbeit und sagte ihr über die Schulter hastig auf Wiedersehen.
    Draußen vor dem Shady Rest war die Luft weder frisch noch
belebend. Sie war zum Schneiden und stand förmlich und schien sich beim Einatmen in Watte zu verwandeln.
    Selbst Stunden nach Sonnenuntergang strahlte der Gehsteig eine Temperatur ab, die ihm durch die Schuhsohlen die Füße erhitzte. Seine Haut war klamm, wie damals während seiner Kinderkrankheiten. Nach einem Fieberschub hatte ihm seine Mutter den feuchten Schlafanzug ausgezogen, sein Bett frisch bezogen und ihm versichert, dass Schwitzen ein gutes Zeichen sei. Er sei jetzt auf dem Weg der Besserung. Aber er hatte sich nicht besser gefühlt. Ihm war das trockene Fieber lieber als diese erstickend nasse Haut.
    Menschen verstopften den Gehsteig, schoben sich zwischen den Hauseingängen hin und her, ohne ein richtiges Ziel zu haben. Sie waren auf der Suche nach etwas Interessantem, wozu vieles gehören konnte, nicht nur, sich in einer der Kneipen voll laufen zu lassen. Vielleicht etwas stehlen, das sie brauchten, oder aus purem Mutwillen fremdes Eigentum zerstören oder verunstalten, eine Blutrache durch noch mehr Blutvergießen stillen.
    Normalerweise hätte sich Hammond auf die potenzielle Gefahr eingestellt, die jedem, der offensichtlich nicht hierher gehörte, in diesem Viertel drohte. Schwarze und Weiße grinsten ihn gleichermaßen

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