Kein Alibi: Roman (German Edition)
sie sich geschmeichelt fühlte.
»Hab ein bisschen Hausputz gemacht, das ist alles.«
»Hast du deine Haare getönt?«
»War Bevs Idee.«
»Eine gute.«
»Danke.« Selbstbewusst hob sie die Hand und befühlte ihre verjüngte Frisur. »Als sie hörte, dass ich einen Job hätte, war sie ganz glücklich. Ich habe ihr gesagt, es sei nur vorübergehend, aber froh war sie trotzdem. Sie hat mich wieder in die Wohnung
einziehen lassen. Unter einer Bedingung, und Bedingungen stellt sie genauso gut wie du: dass ich ganz regelmäßig zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker gehe.«
»Und wie läuft es so?«
»Jeden Morgen kommt das große Zittern, aber damit werde ich fertig.«
»Das ist gut, Loretta, das ist wirklich gut«, sagte er ehrlich. Eine kleine Pause signalisierte, dass dieses Thema erschöpft war, dann kam er zum eigentlichen Grund ihres Treffens. »Was hast du für mich?«
Sie zwinkerte. »Einen Volltreffer. Vermutlich wirst du mich für eine Stabsstelle bei der Staatsanwaltschaft empfehlen. Vielleicht bittest du mich sogar, deine Kinder auszutragen.«
»So gut?«
Er stellte seinen Drink zur Seite. Er vertrug sich nicht gut mit dem, den er auf Davees Party getrunken hatte. Außerdem hatte er das dumpfe Gefühl, dass ihm in Kürze eine unangenehme Information bevorstünde, die er mit klarem Kopf besser verdauen würde.
»Ich habe einen Maulwurf, der hier besser namenlos bleibt, einen echten Computerfreak –«
»Knuckle.«
»Du kennst ihn?«
»Harvey ist auch mein Maulwurf. Er ist jedermanns Maulwurf.«
»Willst du mich verarschen?«, fragte sie erstaunt und ebenso beschämt wie wütend.
»Du hast ihn beschwatzt, richtig?«
»Verdammt!«, sagte sie und klatschte auf die Tischplatte. »Ich kann’s nicht glauben, dass mir dieser aufgeblasene kleine Wichser ein schlechtes Gewissen eingejagt hat, nur weil ich ihm den Arm verdreht und versucht habe, seine Integrität zu untergraben.«
»Er ist durch und durch bestechlich. Deshalb bin ich ja nicht direkt zu ihm gegangen. Man kann ihm nicht trauen.«
Hammond hatte keine Bedenken, es könnte auf ihn zurückfallen,
dass Harvey in Alex’ Daten geschnüffelt hatte. Er vertraute Lorettas Schwur, man müsse ihr die Zunge abschneiden, ehe sie sein Vertrauen missbrauchte. Trotzdem kam er ins Grübeln. Hatte sonst noch jemand versucht, Harvey zum selben Zweck unter Druck zu setzen? »Wusste Harvey irgendetwas über den Fall, als du ihn angesprochen hast?«
»Nach außen hin nicht, aber inzwischen traue ich ihm so wenig wie meinem eigenen Instinkt. Warum?«
Hammond hob eine Schulter. »Ich bin nur neugierig, ob ihn sonst noch jemand auf Dr. Ladd angesetzt hat.«
»Zum Beispiel Steffi Mundell?«
»Oder Smilow.«
»Sollte Harvey tatsächlich jedermanns Maulwurf sein, wäre das womöglich drin. Andererseits, Hammond, hat er ehrlich überrascht und hocherfreut getan, dass ich ihn in meine Ermittlung einbezogen habe.«
Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Briefumschlag neben ihrer rechten Hand. »Lass die Katze aus dem Sack.«
Sie öffnete den Umschlag und zog mehrere gefaltete Blätter heraus, vermutlich mit der Schreibmaschine geschriebene Notizen. Mittlerweile hatte Loretta die Information so oft gelesen, dass sie sie praktisch auswendig kannte und die Abschrift nur noch zum Überprüfen exakter Daten heranziehen musste.
»Beeindruckend«, murmelte er, als sie Alex Ladds Studienerfolge aufzählte, von denen ihm die meisten bereits bekannt waren. Dennoch war jede Erleichterung, die er empfand, nur von kurzer Dauer.
»Mal langsam, zu den guten Sachen bin ich noch nicht gekommen.«
»Mit gut meinst du das Gegenteil?«
»Aus Tennessee gibt’s keine so beeindruckende Akte.«
»Was ist dort passiert?«
»Was nicht?«
Anschließend berichtete sie ihm, was Harvey Knuckle aus den unauffindbaren Jugendakten ausgegraben hatte. Es war alles andere, als leicht zu verdauen. Als Loretta fertig war, war eine halbe
Stunde vergangen, und Hammond wünschte sich, er hätte an diesem Abend keinen Tropfen Whisky getrunken. Er war ziemlich sicher, dass er ihn noch einmal zu Gesicht bekäme. Jetzt wusste er, was Alex gestern Nacht mit ihrer Bemerkung über zerstörte Illusionen und schmerzhafte Erklärungen gemeint hatte. Sie hatte ihr Wissen für sich behalten wollen, und nun kannte er auch den Grund dafür.
Loretta steckte die Blätter wieder in den Umschlag und händigte ihn ihm triumphierend aus. »Die Verbindung zwischen ihr und Pettijohn habe ich nicht gefunden,
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