Kein Alibi: Roman (German Edition)
macht mir dein Arm«, sagte Alex. »Glaubst du, er hat den Muskel getroffen?« Grün. Hammond stieg aufs Gaspedal. Wie ein junger Hengst, der aus dem Korral schießt, machte der Wagen einen Satz vorwärts und war binnen Sekunden schneller als die erlaubten Kilometer. Nur wenige Straßenblöcke voraus konnte er schon den Krankenhauskomplex sehen.
»Hammond, bist du in Ordnung?«
Alex’ Stimme schien wie aus weiter Ferne in Wellen zu ihm zu dringen. »Mir geht’s gut.«
»Kannst du den restlichen Weg noch fahren?«
»Hmm.«
»Ich glaube nicht. Halt hier an, lass mich fahren.«
Er versuchte, ihr zu sagen, dass mit ihm alles in Ordnung sei, konnte aber die Wörter nicht voneinander trennen. Es hörte sich wirr und unverständlich an.
»Hammond? Hammond? Du musst hier abbiegen. Die Notaufnahme –«
»Nein.«
»Du verlierst viel Blut.«
»Du bist Ärztin.« Lieber Gott, war seine Zunge dick geworden.
»Du brauchst eine andere«, rief sie. »Du brauchst ein Krankenhaus. Eine Tetanusspritze. Vielleicht sogar Blutkonserven.« Er schüttelte den Kopf und nuschelte: »Zu mir.«
»Bitte, sei vernünftig.«
»Wir swei…« Er schaute zu ihr hinüber und schüttelte den Kopf. »Sitz’n in’er Patsche.«
Einige Sekunden kämpfte sie unentschlossen mit sich, ehe sie offensichtlich zum selben Schluss kam, denn sie streckte den Arm hinüber und übernahm das Steuer, das von seinem Blut triefte.
»In Ordnung, aber ich fahre.«
Sie schaffte es, das Auto in die Parkbucht zu lenken und abzustellen. Mit einiger Mühe und sachtem, aber nachdrücklichem Drängen gelang es ihr, Hammond dazu zu bringen, die Plätze zu tauschen. Sie stieg aus, ging ums Auto herum, öffnete seine Tür und
half ihm heraus. Wacklig stand er auf den Beinen. Sie verstaute ihn auf dem Beifahrersitz und steckte den Sicherheitsgurt fest. Kaum saß er, lehnte er den Kopf zurück und schloss die Augen.
Sie konnte es nicht zulassen, dass er ohnmächtig wurde. »Hammond, wo wohnst du?« Sie griff nach seinem Handy und begann zu wählen. »Hammond!«
Er nuschelte eine Adresse. »Gegenüber vom Jachthafen. Gerade…«
Er drehte das Kinn in die richtige Richtung. Gott sei Dank kannte Alex die Straße, die nur wenige Blöcke entfernt lag. Binnen Minuten könnte sie ihn dort haben.
Dr. Douglas Man zu einem Hausbesuch zu überreden, war eine andere Sache.
Wie ein Wunder hatte sie sich seine Privatnummer gemerkt. Beim zweiten Läuten hob er ab. »Doug, hier ist Alex. Gott sei Dank erreiche ich dich.« Während sie fuhr, erklärte sie ihm die Situation, allerdings ohne ihm zu erzählen, dass der Überfall kein Zufall gewesen war.
»Klingt, als bräuchte er ein Krankenhaus.«
»Doug, bitte, du wolltest mir doch einen Gefallen tun.«
Widerwillig erkundigte er sich nach der Adresse, die sie ihm gab, während sie gerade in Hammonds Straße einbog. »Wir sind inzwischen hier. Komm, so schnell du kannst.« Die Fernbedienung zum Öffnen von Hammonds Garage steckte an der Sonnenblende. Sie öffnete das Garagentor, schloss es aber sofort nach dem Abstellen des Motors wieder hinter ihnen.
Sie stieg aus und lief um die Motorhaube herum zur Beifahrerseite. Hammonds Augen waren noch immer geschlossen. Er war blass. Als sie ihn zu wecken versuchte, stöhnte er. »Es wird nicht einfach, aber ich muss dich reinschaffen. Kannst du deine Beine herausschwenken?«
Er bewegte sich, als wöge er tausend Kilo, aber er schaffte es. Sie schob ihm die Hände unter die Achseln. »Liebling, steh auf und lehn dich gegen mich.«
Er tat es, aber von der Bewegung schmerzte sein rechter Arm. Er jaulte auf. »Tut mir Leid.« Sie meinte es ehrlich.
Es war, als müsste sie eine dreiundachtzig Kilo schwere Stoffpuppe bewegen. Seine Koordinationsfähigkeit war im Eimer. Trotzdem folgte er ihren Anweisungen, bis es ihr gelang, ihn aus dem Auto zu bugsieren und auf die Füße zu stellen. Sie stützte ihn, während sie auf die Hintertür zuschlurften. »Ist die Tür versperrt? Werden wir Alarm auslösen?«
Er schüttelte den Kopf.
Sie verfrachtete ihn in die Küche. »Wo ist das nächste Badezimmer?«
Er deutete mit der linken Hand darauf. Das kleine Bad lag, soweit sie sah, in einem kurzen Gang zwischen Küche und Wohnzimmer. Behutsam setzte sie ihn auf den Toilettendeckel und schaltete das Licht ein. Zum ersten Mal konnte sie seine Wunden klar erkennen.
»O mein Gott.«
»Alles in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht.« Am Arm war die Haut aufgeschlitzt. Da über die gesamte
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