Kein Alibi: Roman (German Edition)
war unsere Beziehung perfekt, aber dann –«
»War der frische Lack ab?«
»Nein.«
»Was dann? Ist es nicht mehr aufregend? Hat es seinen Reiz verloren, mit der heißen Nummer von der Bezirksstaatsanwaltschaft ins Bett zu gehen? Erregt es dich nicht mehr, Steffi Mundells geheimer Liebhaber zu sein?«
Verneinend ließ er den Kopf hängen. »Bitte, Steffi, lass das.«
»Ich mache ja gar nichts«, fauchte sie ihn an. Allmählich wurde ihre Stimme schrill. »Dieses Gespräch war deine Idee.« Ihre dunklen Augen verengten sich. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele Männer mich liebend gern ficken würden?«
»Ja«, sagte er, wobei seine Stimme genauso wütend wurde wie ihre, »ich weiß, was über dich hinter vorgehaltener Hand erzählt wird.«
»Früher hat es dich angetörnt, wenn sie gewettet haben, wer wohl der geheimnisvolle Mann in meinem Bett sei, während du genau gewusst hast, dass du es warst. Was haben wir darüber gelacht.«
»Vermutlich war’s dann irgendwann einmal nicht mehr komisch.«
Da sie darauf keine Antwort parat hatte, stand sie nur da und kochte innerlich vor Wut.
Mit ruhigerer Stimme fuhr er fort: »Jedenfalls bin ich dieses Wochenende weggefahren, um unsere Beziehung zu überdenken –«
»Ohne vorher darüber zu sprechen? Ist es dir nie eingefallen, mich dazu einzuladen, um die Sache gemeinsam zu überdenken –«
»Ich hab darin keinen Sinn gesehen.«
»Also hattest du dich bereits entschieden, bevor du zum Überdenken in deine kostbare Hütte in den Wäldern gefahren bist«, zischte sie böse.
»Nein, Steffi, ich hatte mich noch nicht entschieden. Während ich fort war, habe ich die Situation aus jedem Blickwinkel betrachtet und bin immer wieder zum selben Ergebnis gekommen.«
»Dass du mich abschieben willst.«
»Nicht –«
»Abschieben? Welches Wort würdest du denn verwenden?«
»Genau diese Szene wollte ich vermeiden«, er wurde laut. Nun hatte er sie doch noch überbrüllt. »Ich wusste, du würdest argumentieren. Wusste, dass du wie beim Plädoyer an die Geschworenen so lange darauf herumtrampeln würdest, bis nichts mehr übrig ist. Aus Spaß an der Diskussion wirst du jedes meiner Worte widerlegen und keinen Zentimeter nachgeben, denn für dich ist alles und jedes letztlich ein Machtkampf. Nun, Steffi, das hier ist kein Wettbewerb und auch kein Gerichtsprozess. Hier geht es um unsere Leben.«
»Ach Gott, erspar mir das Melodrama.«
Er unterdrückte ein kurzes Lachen. »Das genau ist es. Ich brauche ein bisschen Melodramatik. In unserer Beziehung steckt kein Funken davon. Melodrama ist menschlich, ist –«
»Hammond, zum Teufel noch mal, worüber redest du eigentlich?«
»Man kann nicht alles im Leben in einem Plädoyer zusammenfassen.
Gesetzbücher enthalten nicht alle Antworten.« Er konnte es nicht erklären. Frustriert fluchte er leise vor sich hin, bevor er es erneut versuchte. »Du bist brillant, aber du kennst keine Grenze. Immer nur Argumente und Gegenreden, ohne Pause. Mit dir gibt es keine Auszeit.«
»Verzeih das Wortspiel, aber ich wusste nicht, dass die Zeit mit mir so eine Strafe für dich gewesen ist.«
»Schau«, meinte er knapp, »ich erspare dir das Melodrama, wenn du mir den scheinheiligen Part der verwundeten Seele ersparst. Du bist wütend, aber verletzt bist du nicht.«
»Würdest du aufhören, mir klar zu machen, was ich bin und was nicht? Du hast keine Ahnung, was ich fühle.«
»Ich weiß nur, dass es nicht Liebe ist. Du liebst mich nicht. Oder doch? Wenn du hier und jetzt die Wahl hättest, wofür würdest du dich entscheiden: Für deine Karriere? Oder für mich?«
»Was?«, rief sie. »Das darf ja wohl nicht wahr sein, dass du ein derart lächerliches und kindisches Ultimatum stellst. ›Wenn du die Wahl hättest‹? Was für ein sexistischer Bockmist ist das? Warum muss ich eine Wahl treffen? Du musst nicht wählen. Warum kann ich nicht dich und meine Karriere haben?«
»Kannst du, aber wenn das funktionieren soll, braucht es zwei Menschen, die bereit sind, ein paar Opfer zu bringen. Zwei Menschen, die einander sehr lieben und alles für ihre Beziehung und das Glück des Partners geben würden. Was uns beide verbindet«, sagte er, wobei er nach oben, Richtung Schlafzimmer, deutete, »ist nicht Liebe, sondern Freizeitgestaltung.«
»Na schön, aber wenigstens beherrschen wir inzwischen die Kunst, einander zu unterhalten, verdammt gut.«
»Das will ich gar nicht leugnen, aber das war’s dann auch schon,
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