Kein Alibi: Roman (German Edition)
verteidige niemanden.«
»Zuerst benimmt sich Smilow ganz gaga ihretwegen, was man kaum für möglich hält, und jetzt du.«
»Ich bin wohl kaum ›gaga‹. Mir fehlt nur jedes Verständnis dafür, dass du ein komplettes Persönlichkeitsprofil von Davee entwerfen kannst, obwohl –«
»Na schön! Lass mich in Ruhe«, rief sie ungeduldig. »Ich will gar nicht über Lute Pettijohn und den Mord und die Motive reden. Darüber habe ich mir jetzt schon fast vierundzwanzig Stunden den Kopf zerbrochen. Ich brauch mal eine Pause.«
Sie stand auf, drückte die Fäuste ins Kreuz und streckte sich genüsslich, dann ging sie um den Tisch herum und setzte sich auf Hammonds Schoß. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn.
9
Nach mehreren raschen Küssen lehnte sich Steffi zurück und zerzauste seine Haare. »Ich habe noch gar nicht gefragt: Wie war deine Nacht in der Fremde?«
»Einfach toll«, erwiderte Hammond wahrheitsgemäß. »War was Besonderes?«
Was Besonderes? Und ob. Sogar ihre alberne Unterhaltung war etwas ganz Außergewöhnliches gewesen.
»Weißt du, ich habe in der National League Football gespielt.«
»Wirklich?«
»Tja, aber nach dem zweiten Super-Bowl-Sieg bin ich zur CIA gegangen.«
»Ein gefährlicher Job?«
»Das übliche Mantel-und-Degen-Spiel.«
»Wow.«
»Im Grunde war’s zum Gähnen. Deshalb hab ich mich zum Friedenscorps gemeldet.«
»Faszinierend.«
»War schon okay. Bis zu einem gewissen Punkt, aber nachdem man mir den Nobelpreis verliehen hat, weil ich sämtliche hungrigen Kinder in Afrika und Asien gefüttert habe, habe ich mich nach einer anderen Beschäftigung umgesehen.«
»Eine, die mehr Herausforderung bot?«
»Richtig. Mir blieb die Wahl zwischen zwei Alternativen: Entweder Präsident zu werden und meinem Land zu dienen oder ein Mittel gegen Krebs zu finden.«
»Dein zweiter Name ist bestimmt Altruismus.«
»Nein, Greer.«
»Gefällt mir.«
»Du weißt, dass ich lüge.«
»Dein zweiter Vorname ist nicht Greer?«
»Das stimmt als Einziges, der Rest – alles Lügen.«
»Nein!«
»Ich wollte dich beeindrucken.«
»Weißt du was?«
»Was?«
»Ich bin beeindruckt.«
Hammond musste an die Berührung ihrer Hand denken, an das erregende Gefühl des Anschwellens …
»Hmm«, schnurrte Steffi, »genau wie ich dachte. Du hast mich vermisst.«
Er hatte einen Steifen, aber nicht wegen der Frau, die auf seinem Schoß saß und ihn durch den Hosenstoff streichelte. Er schob ihre Hand weg. »Steffi –«
Sie beugte sich vor und küsste ihn fordernd. Dann schob sie ihren Rock bis zu den Hüften hoch, setzte sich breitbeinig auf seine Schenkel und küsste ihn weiter, während sich ihre Hände an seiner Gürtelschließe zu schaffen machten.
»Ich hasse diese Eile«, meinte sie atemlos zwischen zwei Küssen, »aber wenn Smilow anruft, muss ich sofort weg. Tut mir Leid, aber diesmal reicht’s nur zum Quickie.«
Hammond packte ihre eifrigen Hände und hielt sie fest. »Steffi, wir müssen –«
»Nach oben? Fein, Hammond, aber trödeln können wir nicht.« Schwungvoll hüpfte sie von seinem Schoß und war schon auf dem Weg zur Tür, im Gehen ihre Bluse aufknöpfend.
»Steffi.«
Sie drehte sich um und sah verblüfft, wie Hammond aufstand und den Reißverschluss seiner Hose wieder zuzog. Sie lachte silbern. »Ich bin ja gerne bereit, so ziemlich alles auszuprobieren, aber wenn du ihn nicht aus der Hose holst, wird’s schon ein bisschen mühsam.«
Er ging zur anderen Seite des Zimmers und lümmelte sich auf den Granittresen. Mehrere Augenblicke starrte er ins makellose Spülbecken, ehe er sich umdrehte, um ihr erneut ins Gesicht zu sehen.
»Steffi, so geht das nicht mehr weiter.«
Kaum war es heraus, fühlte er sich ungeheuer erleichtert. Gestern Nachmittag hatte er aus mehreren Gründen die Stadt so niedergeschlagen verlassen. Einer davon – eigentlich der unwichtigste
– war seine unschlüssige Haltung zu der Affäre mit Steffi. Er war unsicher, ob er Schluss machen wollte. Sie hatten sich bequem arrangiert. Keiner stellte an den anderen unvernünftige Forderungen. Sie teilten viele Interessen. Sexuell passten sie gut zusammen.
Trotzdem war nie von Zusammenziehen die Rede gewesen, worüber Hammond froh war. Wenn es dazu gekommen wäre, hätte er eine ganze Liste passender Entschuldigungen aufgestellt, warum eine gemeinsame Adresse keine gute Idee sei. Die eigentliche Ursache war jedoch, dass mit Steffi binnen kurzem ihr enormes Temperament
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