Kein Alibi: Roman (German Edition)
für meine Frage…«, meinte Smilow, wobei er den Kopf hob, um sie anzusehen, »ist folgender: Es war genauso, wie wir dachten. Lute Pettijohn ist nicht am Schlag auf den Kopf gestorben, sondern an einer Kugel.«
»Pettijohn wurde erschossen ?«
»Ich denke, das war echt.«
Steffi presste eine Zitronenscheibe in ihren Drink, den man ihnen soeben an den Tisch gebracht hatte. »Also wirklich, Hammond, komm auf den Teppich.«
»Es war das erste und einzige Mal, dass sie spontan irgendwelche Emotionen gezeigt hat«, beharrte er. »Ich glaube, ihre Überraschung war authentisch. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie nicht einmal gewusst, wie Pettijohn gestorben ist.«
»Ich war überrascht, dass er einen Schlaganfall hatte.« Das war eines der erstaunlichen Ergebnisse der Autopsie gewesen. Lute Pettijohn hatte einen Schlaganfall erlitten, der ihn allerdings nicht getötet hatte. Nach John Madisons Meinung war der Schlaganfall so intensiv gewesen, dass er gestürzt war, was wiederum zu der Kopfverletzung geführt hatte. Außerdem hatte Madison versichert, Pettijohn hätte im Überlebensfall höchstwahrscheinlich unter Lähmungserscheinungen oder anderen Behinderungen gelitten.
Erst nachdem Frank Perkins Alex Ladd aus Smilows Büro geleitet hatte, hatten sie den Bericht ausführlich gelesen und den immer komplexer werdenden Kriminalfall um diese neue Information erweitert.
»Glaubst du, dieser Schlaganfall wurde durch irgendein Ereignis ausgelöst?«, überlegte Steffi. »Oder war die Ursache ein medizinisches Problem, von dem er nichts wusste?«
»Wir werden herausfinden müssen, ob er wegen irgendwelcher Beschwerden in Behandlung war«, meinte Smilow, während er eine Serviette unter sein Mineralwasser schob. »Auch wenn es unwichtig ist. Der Schlaganfall war nicht tödlich, sondern die Schüsse. Daran ist er gestorben.«
»Das hat Alex Ladd nicht gewusst«, konstatierte Hammond, »jedenfalls nicht, bevor sie es von uns erfuhr.«
Nachdenklich nippte Steffi an ihrem Gin Tonic, dann schüttelte sie entschieden den Kopf und lächelte ihn an wie jemand, der es besser weiß. »Nee. Ihr Erstaunen war gespielt. Frauen sind gute Schauspieler, schließlich müssen wir ständig einen Orgasmus vortäuschen.«
Die Bemerkung sollte keine Beleidigung für ihn sein, was sie auch nicht war. Trotzdem reagierte er sauer. »Frauen mit Penisneid.«
»Hammond, das ist ein ziemlich guter Anfang«, sagte sie und hob ihr Glas mit gespieltem Beifall. »Mit ein bisschen Übung hättest du das Zeug zum echten Macho.«
Smilow, der diesem Schlagabtausch mit eingeschränkter Aufmerksamkeit gefolgt war, meinte: »Auch wenn’s mir noch so wehtut, so neige ich doch dazu, Hammond zuzustimmen.«
»Du meinst meinen Penisneid?«
Er verzog nicht einmal die Mundwinkel. »Ich pflichte ihm bei, dass Ladds Schock echt war.«
»Du bist mit Hammond einer Meinung? Das ist fast so schockierend, wie euch an einem Tisch zu sehen«, sagte sie.
Die Bar in der Halle des Charles Towne Plaza war zur Happy Hour bis zum Platzen mit Gästen gefüllt. Obwohl das Hotel im Vergleich zum Polizeipräsidium am anderen Ende der Stadt lag,
war es ihnen zur Diskussion über Alex’ Verhör als passender Treffpunkt erschienen.
In den Boutiquen rings um die Halle gingen Touristen einkaufen, egal, ob sie Gäste des Hauses waren oder nicht. Sie fotografierten die eindrucksvolle Treppe, den Kronleuchter und sich gegenseitig.
Kichernd vermieden es zwei barfüßige Frauen, in hoteleigenen Bademänteln und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf, auf einem Schnappschuss zu landen. Steffi folgte Hammonds starrem Blick und meinte: »Einfach lächerlich, so herumzulaufen, und das alles nur wegen einer Kosmetikbehandlung. Kannst du dir vorstellen, wie Pettijohn ausgesehen haben muss, als er hier in einem solchen Aufzug durchgetrampelt ist?«
»Hä?«
»Hammond, wo bist du? Im Nirwana?«, fragte sie irritiert.
»Entschuldige, ich war ganz in Gedanken.«
Er hatte die Bademanteldamen nicht bemerkt. Seit sie Smilows Büro verlassen hatten, hatte er kaum etwas bemerkt. Er dachte nur unentwegt an sie, an Alex Ladd, und ihre Reaktion auf die Art und Weise, wie Pettijohn gestorben war.
Sie hatte ehrlich schockiert gewirkt und dadurch in ihm die Hoffnung geweckt, dass ihr Kommentar zu Mr. Daniels doch wahr sein könnte. Sie sei ihm zwar im Hotel aufgefallen, aber bezüglich Zeitpunkt und Ort irrte er sich.
In der Hoffnung, in Smilow einen Verbündeten zu gewinnen, beugte er sich über
Weitere Kostenlose Bücher